Fußball Fifa-Freispruch für Russen überzeugt Experten nicht
Frankfurt · Das befürchtete Doping-Beben in Russland vor dem Anpfiff der Fußball-WM am 14. Juni in Moskau ist durch den vorläufigen „Freispruch“ durch den Fußball-Weltverband Fifa ausgeblieben. Experten warnen jedoch vor voreiligen Schlüssen. „Es bleibt eine Systemfrage. Es mag ja sein, dass bei den Aktiven keine belastenden Beweise gefunden worden sind, aber das Dopingsystem ist nach wie vor vorhanden“, sagte der Nürnberger Doping-Experte Fritz Sörgel: „Man sollte nicht annehmen, dass das im Fußball anders ist. Das System ist im Vertuschen zu gut, als dass man zu viel Vertrauen haben sollte.“
Die Fifa hatte mitgeteilt, dass sich die jüngsten Dopingverdächtigungen zumindest gegen die russischen Profis im vorläufigen WM-Kader nicht erhärtet haben. Die Untersuchungen seien „mangels ausreichender Beweise für das Vorliegen eines Verstoßes“ eingestellt worden. Der Weltverband versicherte, sich eng mit Richard McLaren abgestimmt zu haben, dem Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) in der Causa Russland.
Nach dem Staatsdopingskandal um die Winterspiele 2014 im russischen Sotschi und den Erkenntnissen aus dem McLaren-Report waren der Fifa insgesamt 155 Proben russischer Fußballer übergeben worden, die die Wada im Moskauer Kontrolllabor beschlagnahmt hatte. Namen der Spieler, deren Proben genauer unter die Lupe genommen wurden, nannte die FIFA nicht.
„Vor den Olympischen Spielen in Südkorea waren aus Russland ähnliche Verlautbarungen zu hören, dass alle Sportler sauber seien“, sagte Sörgel. Während der Winterspiele waren dann aber der Curler Alexander Kruschelnizki und die Bob-Pilotin Nadeschda Sergejewa überführt worden. Dass es während der WM (14. Juni bis 15. Juli) positive Doping-Tests gibt, hält der Experte aber für unwahrscheinlich. „So dumm kann niemand sein“, sagte Sörgel: „Wir wollen hoffen, dass die Fifa das optimal organisiert.“