Ferrari hält Formel 1 auf TrabBrille im Haar versteckt

Oh, sole mio! Mein Gott, wie kann diese Sonne unter azurblauem italienischem Himmel mich zu morgendlicher Stunde schon so wirr machen. Es war in der Tat zum Durchdrehen. Am Fahrkartenschalter in Ventimiglia kaufte ich mir mein Bahnticket nach Monte Carlo, berappte 3,70 Euro und nahm den Schein in Obhut.Doch dann begann ich am Schalter mit einem wilden Herumfuchteln

Oh, sole mio! Mein Gott, wie kann diese Sonne unter azurblauem italienischem Himmel mich zu morgendlicher Stunde schon so wirr machen. Es war in der Tat zum Durchdrehen. Am Fahrkartenschalter in Ventimiglia kaufte ich mir mein Bahnticket nach Monte Carlo, berappte 3,70 Euro und nahm den Schein in Obhut.

Doch dann begann ich am Schalter mit einem wilden Herumfuchteln. Mein Gott, wo hab' ich nur meine Sonnenbrille? Irgendwie hatte ich mich doch ertappt, dass diese dunkelgrünen Gläser mir zuvor noch einen gewissen Schutz gegen das italienische Sonnenlicht gewährleisteten. "Verdammt noch mal, wo ist nur diese Sonnenbrille?", schoss es mir durch den Kopf.

Die junge Frau hinter mir am Schalter schien zu ahnen, was in mir vorging. Mit ihren zierlichen Fingern tippte mich die dunkelblonde Schönheit auf die Schulter und verwies auf meine Stirn. In der Tat, dort saß sie dann - meine dunkelgrüne Sonnenbrille, etwas oberhalb der Gesichtsfront, eingegraben in dem braunen Haar.

Mit oder ohne Sonnenbrille - bis Sonntagabend bin ich noch gefangen in einem Käfig, eingesperrt hinter Zäunen und Gittern, aber geschützt vor neugierigen Gaffern. Monaco ist an diesem Wochenende im Ausnahmezustand - und zum Durchdrehen.Monte Carlo. Zum 67. Mal rast an diesem Wochenende der Wanderzirkus namens Formel 1 dort, wo er nach all den Sicherheits-Diskussionen nicht wirklich hingehört - in den engen Gassen des Fürstentums Monaco. "Es ist nach wie vor skurril, dass hier überhauprt eine Rennstrecke sein kann, auf der mit 160 Sachen an Millimeter engen Leitplanken entlang ein Rennen gefahren wird", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug vor dem sechsten WM-Lauf der Saison.

Sportfreier Freitag

Doch diese Tatsache interessierte am freien Formel 1-Freitag weniger als die Politik hinter den Formel 1-Kulissen. Die juristische Niederlage des italienischen Traditions-Rennstalls Ferrari, der die Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro für Formel 1-Teams kippen wollte (wir berichteten in der Freitag-Ausgabe) im Machtkampf mit dem allmächtigen Automobil-Weltverband Fia ist seit dem Feiertag "Christi Himmelfahrt" am Donnerstag beherrschendes Thema im Fahrerlager von Monte Carlo.

Es scheint, als sei dieser sechste Saison-WM-Lauf am Sonntag (14 Uhr/live bei RTL) zur Nebensache geworden. Dabei wäre für Red Bull-Pilot und China-Grand-Prix-Sieger Sebastian Vettel ein Sieg in Monte Carlo "der absolute Oberhammer". Der hessische Formel 1-Überflieger hält auch mit seiner Meinung zur aktuellen motorsport-politischen Situation nicht hinter dem Berg. "Wir wollen, dass es mit diesem Sport weitergeht", sagte der Wahlschweizer aus Heppenheim. Sein rasender Kollege, der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso, wird noch deutlicher: "Vielleicht ist das mein letzter Grand Prix in Monaco." Mit dieser Aussage wollte der Spanier auf die Ausstiegs-Drohung von Ferrari hindeuten, falls die Italiener sich mit der Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro zufrieden geben müssen. So hat es jedenfalls ein Pariser Gericht entschieden. Alonso werden nämlich Abwanderungsansichten von Renault zu Ferrari nachgesagt.

Was seit Jahren gemutmaßt wurde, ist vor dem Monaco-Grand Prix in Monte Carlo übrigens Gewissheit geworden: Der Automobil-Weltverband Fia hat Ferrari vor Jahren Sonderrechte bei der Mitbestimmung beim Reglement eingeräumt. Genau diese Sonderrechte hat der italienische Autobauer jetzt eingeklagt.

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