Ski alpin Das Kind im Manne ist wieder zurück

Kitzbühel · Slalom-Star Felix Neureuther will sich von schwachen Ergebnissen nicht runterziehen lassen. Die WM bleibt das Ziel.

 Felix Neureuther freut sich riesig auf den Slalom in Kitzbühel. Seine Laune ist prächtig, auch wenn die bisherige Saison eher enttäuschend verläuft. Neureuther hinkt den eigenen Sieg-Ansprüchen weiter hinterher.

Felix Neureuther freut sich riesig auf den Slalom in Kitzbühel. Seine Laune ist prächtig, auch wenn die bisherige Saison eher enttäuschend verläuft. Neureuther hinkt den eigenen Sieg-Ansprüchen weiter hinterher.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Laune von Felix Neureuther war schon mal schlechter in den vergangenen Wochen. Da schwankte er zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, zwischen „Was kostet die Welt?“ und Weltuntergang, Tendenz eher zu Letzterem. In Kitzbühel aber wirkt Neureuther im Vergleich zum Rennen am vergangenen Sonntag in Wengen wie verwandelt: Seine sportliche Lage ist kurz vor der WM in Are/Schweden (5. bis 17. Februar) zwar stark verbesserungswürdig – aber das Kind im Manne ist noch da. Und das ist bei Felix Neureuther ein gutes Zeichen.

Gleich nach seiner Ankunft in Kitzbühel machte sich Neureuther einen Spaß aus der kurzfristigen Vorverlegung des Slaloms vom Sonntag auf den sonst für die Abfahrt reservierten Samstag. „Es ist das erste Mal in der Geschichte von Kitzbühel, dass nur 50 Prozent der Zuschauer besoffen sind und nicht 90 Prozent noch Restalkohol haben am Sonntag“, sagte er mit gespieltem Ernst, grinste dann aber spitzbübisch. Später schickte er aus seinem Hotelbett ein lustiges Video zur Verlegung in die Sozialen Netzwerke. Das Kind im Manne hatte Spaß.

Ernst wird Neureuther freilich, wenn er auf seine sportliche Situation zu sprechen kommt. Da erwähnt er erst mal seine Vorgeschichte: Kreuzbandriss im November 2017, Trainingspausen im Sommer wegen einer Allergie, Rückenprobleme, Daumenbruch und Trainingssturz mit Gehirnerschütterung und Schleudertrauma. Die unangenehme Begleiterscheinung: Wer nicht Ski fahren kann, kann auch kein Material testen, kann Schuhe, Bindung, Bindungsplatte und Skier nicht auf die eigene Fahrweise und die Bedingungen abstimmen, die sich im Laufe eines Winters ergeben.

„Ich konnte mich nicht weiterentwickeln“, erklärt Neureuther, und dann hat er sich auch noch blenden lassen vom ersten Lauf im Slalom von Saalbach-Hinterglemm wenige Tage vor Weihnachten, seinem ersten seit November 2017: Er fuhr die viertbeste Zeit, fiel im Finale aber auf Platz 27 zurück. In den folgenden Rennen belegte er die Ränge 8, 8, 15 und 17. Ja, gibt er zu, „auch ich habe von mir Wunderdinge erwartet“. Aber weil die Rückkehr eben nicht wundersam war, begann Neureuther nachzudenken. Nur: Wer im Slalom nachdenkt, ist zu spät dran.

Es kommt hinzu: Schlechte Platzierungen resultieren in höheren Startnummern und damit schlechteren Pistenbedingungen. Aus der Startgruppe der besten Sieben der Welt ist Neureuther schon rausgeflogen, weiteres Abrutschen droht. „Und dann fängt schon das Denken an, was eigentlich Blödsinn ist, weil ich schon so viel erlebt habe, und dann wirst du immer passiver.“ Nur, so geht’s halt nicht mehr, wenn er konkurrieren will mit den jungen Wilden. Einfach „solide runterfahren ohne Fehler bringt dir heute nichts mehr“, sagt Neureuther.

Sein Fokus, betont er, liege jetzt „natürlich auf der WM“. Dort „soll und will ich abliefern“. Aber: „Der Weg dorthin ist nicht einfach, wenn du so viele Probleme gehabt hast“, erklärt Neureuther. Noch aber lebt das Kind im Manne. In Kitzbühel endlich seit Langem mal wieder.

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