Feiern verboten

München. Wirklich keine Party? Ein kleines Hintertürchen ließ Jupp Heynckes dann doch offen. "Ich muss Markus korrigieren", sagte der Trainer von Fußball-Rekordmeister Bayern München am Freitag und sah zu Mediendirektor Markus Hörwick hinüber. Der hatte von einem Zapfenstreich gesprochen, falls die Bayern an diesem Samstag nach dem Spiel gegen den Hamburger SV (Samstag, 18

München. Wirklich keine Party? Ein kleines Hintertürchen ließ Jupp Heynckes dann doch offen. "Ich muss Markus korrigieren", sagte der Trainer von Fußball-Rekordmeister Bayern München am Freitag und sah zu Mediendirektor Markus Hörwick hinüber. Der hatte von einem Zapfenstreich gesprochen, falls die Bayern an diesem Samstag nach dem Spiel gegen den Hamburger SV (Samstag, 18.30 Uhr) ihren 23. Titel gewinnen. "Bei mir hat es noch nie einen Zapfenstreich gegeben", entgegnete Heynckes. Seine Spieler seien "so professionell, die wissen, was sie zu tun haben". Nämlich: nicht feiern - auch nicht den frühesten Gewinn der Meisterschale in 50 Jahren Bundesliga.Heynckes kündigte nur ein "gemeinsames Essen als aktive Vorbereitung" auf das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr) gegen den italienischen Meister Juventus Turin an. "Da gibt's einen rheinischen Sauerbraten", sagte er lachend. Das obligatorische Weißbier verbot der 67-Jährige nicht direkt, betonte aber: "Man kann sich auch ohne Alkohol freuen."

Die partyfeindliche Stimmung an der Säbener Straße hat gute Gründe. "Wenn man die Chance hat, noch zwei andere Titel zu holen, sollte man das Fußballspielen nicht einstellen", sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte vor Tagen das Motto "Feiern verboten" ausgegeben. Sportvorstand Matthias Sammer setzte noch einen drauf. Er hätte "keinen Respekt" vor Profis, die diese Ansage missachteten. "Wir haben seit vorigem Sommer gnadenlos daran gearbeitet, um dort zu sein, wo wir jetzt sind."

Die Vorfreude auf seine dritte Meisterschaft mit den Münchnern wollte sich Heynckes aber nicht verbieten lassen. "Das ist ein wahnsinniges Ereignis." Entsprechend habe er sein Team bereits am Donnerstag auf die kommenden Spiele eingeschworen. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen", sagte Heynckes.

Der erste Schritt ist Hamburg. Doch ein bisschen Juve, das gab er zu, spuke selbst bei ihm schon im Kopf herum. Weil Javi Martínez am Dienstag gelbgesperrt fehlen wird, mache er sich "darüber Gedanken, ob ich Luiz Gustavo mit Bastian Schweinsteiger spielen lasse." Möglicherweise schont er auch Franck Ribéry, der eine Zehenverstauchung hat.

So oder so: Voraussetzung für den vorzeitigen Titelgewinn ist, dass Dortmund am Nachmittag nicht in Stuttgart gewinnt. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, übrigens in Stuttgart geboren, hat eine niederschmetternde persönliche Bilanz: Von 15 Auswärtsduellen gegen den VfB konnte er erst zwei gewinnen. "Wenn es was zu gratulieren gibt, werde ich das von Herzen tun, weil die Bayern eine grandiose Saison gespielt haben. Aber mir wäre es sehr recht, wenn es nicht am Samstag wäre", sagte Klopp. sid

Auf Einen Blick

Bayern München winken gleich mehrere Rekorde. Sollte Borussia Dortmund nicht beim VfB Stuttgart gewinnen, wäre der FC Bayern mit einem Sieg gegen den Hamburger SV deutscher Meister - am 27. Spieltag und damit früher als je eine Mannschaft in 50 Jahren Bundesliga. Das früheste Meister-Datum würden die Bayern um 19 Tage unterbieten: Der 1. FC Köln holte die Schale 1964 am 18. April.

Außerdem haben die Bayern alle ihre neun Rückrundenspiele gewonnen. Zehn Siege am Stück innerhalb einer Saison schafften nur Borussia Mönchengladbach (1987 mit Heynckes) und der VfL Wolfsburg (2009 unter Felix Magath). Eine weitere Bestmarke ist in Reichweite: Bayern hat 69 Punkte auf dem Konto - nur zwölf Punkte hinter dem Rekord von Dortmund in der vergangenen Spielzeit. sid

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