Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken ist zurückgetreten

Saarbrücken · Harald Ebertz, Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken, ist von seinem Amt zurückgetreten. Als Grund gibt der 47-jährige Ex-Profi an, keinen Einfluss mehr auf die Belange der ersten Mannschaft zu haben.

Die spielfreie Zeit im Fußball ist die Zeit der Spielerverpflichtungen. Auch bei Drittliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken , der gestern Verteidiger Peter Chappran (29) vom slowakischen Erstligisten Zlate Moravce unter Vertrag nahm. Trainer Fuat Kilic führt Verhandlungen , Schatzmeister Dieter Weller feilscht ums Geld. Manch einer behauptet, dass Ex-Trainer Milan Sasic im Namen des FCS mit Neuverpflichtungen am Tisch sitzt. Schließlich habe er ja noch einen gültigen Vertrag. Nur einer darf nicht mit verhandeln: Vizepräsident Harald Ebertz.Dabei hat der Verein den 47-Jährigen gerne als den für den sportlichen Bereich Verantwortlichen bezeichnet. Doch zu sagen hatte Ebertz in den letzten neun Monaten seiner bisher siebenjährigen Amtszeit nichts mehr, war bei keiner Verhandlung mehr dabei. Jetzt will er nicht mehr. "Ich will kein Amt des Amtes wegen", sagte er gestern. Vorgestern war er daher bei Aufsichtsratschef Michael Arnold, reichte seinen Rücktritt ein. "Ich bin ihm dankbar für seine erfolgreiche Arbeit. Ich bedauere seinen Schritt, kann ihn aber nachvollziehen", sagte Arnold. Wer "Vize" wird und wie das Prozedere aussieht, steht nicht fest. Arnold: "Es gibt keinen Passus in der Satzung dazu." Präsident Hartmut Ostermann sagte, dass der "Umbau des Vereins weiter vorangetrieben wird".

Warum Arnold den Rücktritt nachvollziehen kann? Weil er die Geschichte kennt. Als der FCS im September einen Nachfolger für Trainer Jürgen Luginger suchte, schlug Ebertz nach SZ-Infos Ralf Loose vor. Das damalige Präsidium legte den Vorschlag dem damaligen Geldgeber und heutigen Präsidenten Ostermann vor. Der wollte Loose nicht, sondern Sasic. Ebertz verweigerte seine Unterschrift unter den Sasic-Vertrag. Dass Loose Preußen Münster danach von Platz 17 auf Rang sechs der 3. Liga führte, ist eine Randnotiz. Dazu kam, dass Weller Ebertz als Mitverantwortlichen für die vermeintlich missratene Einkaufspolitik zu Beginn der Saison öffentlich benannte. SZ-Infos zu Folge hatten Ebertz und Luginger nur einen eng gestrickten Etat zur Verfügung. Erst spät gab es demnach weitere Gelder - da waren die Verhandlungen mit Leistungsträgern gescheitert und der Transfermarkt nahezu leer geräumt. Dazu kam in den ersten sieben Spielen Verletzungspech - Luginger musste gehen. Nach der Verpflichtung von Sasic "bekam ich auf einer Präsidiumssitzung gesagt, dass ich mit zukünftigen Verpflichtungen nichts mehr zu tun haben werde", sagte Ebertz, der sich danach um den Aufbau eines Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) kümmerte. Weitere offizielle Präsidiumssitzungen gab es nicht mehr. Ebertz hätte diese einfordern können, wollte aber nicht, um im Abstiegskampf keine Unruhe zu provozieren. Erst im Mai tagte das Präsidium wieder, als es den Plan für die neue Saison besprach. Nicht darin enthalten: das NLZ. "Natürlich hätte ich es gerne bereits in der Regionalliga gesehen", sagte Ebertz. Aber das sei nicht allein der Grund für den Rücktritt: "Ich habe als Vizepräsident eine Verantwortung den Mitgliedern gegenüber, und der kann ich so nicht nachkommen."

Meinung

Konsequenter Rücktritt

Von SZ-Redakteur Michael Kipp

Der Rücktritt von Harald Ebertz ist konsequent. Der Rest des Präsidiums wollte nicht mehr mit dem ehemaligen Profi-Torhüter zusammenarbeiten. Dabei hat Ebertz in den sieben Jahren seiner Amtszeit auch erfolgreich gearbeitet. Gemeinsam mit Dieter Ferner und Jürgen Luginger führte er den Verein von der Oberliga bis in die 3. Liga.

Ob es nun persönliche Befindlichkeiten oder fachliche Überwerfungen sind, die zu seiner Ausbootung führten, ist nicht wichtig, wenn es darum geht, festzuhalten, dass ein Zwei-Mann-Präsidium den Verein führt. Eines, das seither knapp 30 Personalentscheidungen getroffen hat. Meist falsche. Daraus folgt natürlich: Verantwortlich für den Abstieg sind auch Ostermann und Weller. Dazu kommt: Im Präsidium sitzt nun kein Ex-Profi mehr. Dennoch sind Weller und Co. verantwortlich für das Sportliche. Auch in Zukunft - in der sie vielleicht besser einen Fachmann, einen Sportdirektor entscheiden lassen sollten.

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