Sie haben als B-Jugendlicher noch im alten Ludwigspark gespielt. Wie sind Ihre Erinnerungen an die „alte Schüssel“, waren Sie schon im neuen Stadion und wenn nicht, was erwarten Sie am Samstag?
Er spielt mit Gladbach gegen den FCS Saarländischer Bundesliga-Spieler Herrmann: „Ich habe dem 1. FC Saarbrücken viel zu verdanken“
Saarbrücken · Kaum ein Saarländer ist im Profi-Fußball so erfolgreich wie Patrick Herrmann. Nun kehrt der Ex-Jugendspieler des 1. FC Saarbrücken mit seiner Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag in den Ludwigspark zurück.
24.07.2023
, 14:39 Uhr
Patrick Herrmann ist einer der erfolgreichsten saarländischen Fußballprofis. Der 32-Jährige aus Illingen-Uchtelfangen, in jungen Jahren aus der Jugend des 1. FC Saarbrücken zum Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach gewechselt, gehört beim Bundesligisten mittlerweile zum Inventar, hat in 343 Bundesligaspielen 47 Tore erzielt und sogar zwei Länderspiele bestritten. An diesem Samstag kehrt Herrmann mit den Gladbachern zum Jubiläumsspiel gegen den FCS in das Ludwigsparkstadion zurück. Im Interview mit der SZ schaut Herrmann auf seine Karriere zurück, spricht über seine Zeit beim FCS und seinen Bezug zum Saarland und darüber, welche Pläne er für die Zeit nach der aktiven Karriere hat.
PATRICK HERRMANN Im neuen Ludwigspark habe ich bisher noch nicht gespielt, ich bin daher schon sehr gespannt darauf. Ich komme immer gerne zurück nach Saarbrücken und freue mich demnach auch unheimlich auf das anstehende Testspiel.
Stichwort Heimat: Wie oft sind Sie noch in Uchtelfangen? Welche Verbindungen gibt es noch ins Saarland oder zu früheren Mitspielern und Trainern?
HERRMANN Die Verbundenheit ist immer noch sehr groß. Mein Zwillingsbruder spielt beim FC Uchtelfangen in der ersten Mannschaft, und es gibt dort jedes Jahr den Patrick-Herrmann-Soccer-Cup. Das ist immer ein tolles Event für Jugendmannschaften aus der Region. Ich freue mich immer, wenn ich die Möglichkeit habe, nach Hause zu kommen und die Familie zu sehen. Beim 1. FC Saarbrücken habe ich in der Jugend noch mit Manuel Zeitz und Steven Zellner zusammengespielt. Aktuell haben wir zwar keinen Kontakt, aber ich freue mich darauf, zumindest Manu beim Spiel wiederzusehen.
Aus Uchtelfangen bis in die Nationalmannschaft – die steile Karriere von Patrick Herrmann
Seit 2008 tragen Sie das Trikot der Borussia. Diese Vereinstreue ist im Profi-Geschäft mittlerweile völlig ungewöhnlich. Wie kam es dazu, denn Anfragen gab es sicher mehr als genug?
HERRMANN Es kamen immer mal wieder Vereine auf mich zu, die Interesse gezeigt haben, insbesondere zu der Zeit, als ich Stammspieler war und mein erstes Länderspiel für die Nationalmannschaft gemacht habe. Für mich persönlich war es aber immer wichtig, dass ich mich wohlfühle. Außerdem wollte ich den Weg, den Borussia damals eingeschlagen hat, mitgehen und die Entwicklung mitmachen. Es macht mir bis heute unglaublich viel Spaß, für Borussia zu spielen.
Als Außenstehender denkt man immer, das erste Bundesliga-Spiel oder der Einsatz in der Nationalmannschaft sind Karrierehöhepunkte. Was sind für Sie persönlich die Momente, die Ihnen in Erinnerungen geblieben sind? Im positiven und im negativen Sinn.
HERRMANN Tatsächlich waren auch für mich mein erstes Bundesligaspiel sowie der erste Einsatz für die Nationalmannschaft echte Höhepunkte. Ansonsten kann ich mich an ein Heimspiel gegen Bayern München zum Rückrundenauftakt erinnern, das wir abends unter Flutlicht 3:1 gewonnen haben (Anm. d. Red.: in der Saison 2011/12). Ich habe ein super Spiel und zwei Tore gemacht. Das ist auch ein echtes Karriere-Highlight, an das ich mich immer gern zurückerinnern werde. An die beiden großen Verletzungen, die ich hatte, denke ich natürlich nicht so gerne zurück, aber auch das gehört im Fußball dazu.
Die Borussia vollzieht zur neuen Saison einen Umbruch. Als erfahrener Spieler kennen Sie solche Situationen. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung des Vereins, und welche Ziele könnt und wollt ihr diese Saison verfolgen?
HERRMANN Natürlich haben wir durch die Abgänge Qualität verloren, durch unsere Neuzugänge haben wir aber auch gute Qualität dazugewonnen. Ich sehe den Umbruch auch als Chance: Insbesondere junge Spieler haben nun die Möglichkeit, sich zu beweisen und weiterzuentwickeln. Wir haben definitiv eine super Truppe beisammen, die auch etwas erreichen kann.
Der 1. FC Saarbrücken feiert am Samstag mit dem Spiel gegen die Borussia sein 120-jähriges Bestehen. Verfolgen Sie Ihren Ex-Verein nach so langer Zeit noch? Was trauen Sie den Blau-Schwarzen in dieser Saison zu, nachdem man ja in der abgelaufenen Spielzeit ganz knapp am Aufstieg gescheitert ist?
HERRMANN Den 1. FC Saarbrücken verfolge ich natürlich genau. Ich fiebere jede Saison mit und schaue mir so viele Spiele wie möglich an. Dass der Aufstieg vergangene Saison so knapp verpasst wurde, hat tatsächlich etwas wehgetan. Ich persönlich habe dem Verein viel zu verdanken. Ich habe dort eine wunderschöne Zeit in der Jugend gehabt, ohne die ich es vermutlich nie in die Bundesliga geschafft hätte. Ich freue mich, wenn es beim FCS gut läuft und drücke natürlich auch für die neue Saison die Daumen. Qualität ist im Kader definitiv genug vorhanden.
Diese bekannten Fußballer trugen das Trikot des 1. FC Saarbrücken
Sie sind 32 Jahre alt, haben noch ein Jahr Vertrag, können in dieser Saison Jupp Heynckes in den Einsätzen für Borussia Mönchengladbach überholen (412 zu 417 Einsätze). Wie gehen Sie mit Ihrem großen Stellenwert um, den Sie sich in Gladbach bei den Anhängern erarbeitet haben?
HERRMANN Ehrlich gesagt, schaue ich gar nicht so genau auf solche Statistiken. Nichtsdestotrotz ist es natürlich cool und eine Riesenehre, in einer Reihe mit Legenden wie Jupp Heynckes genannt zu werden. Aber ich lasse alles auf mich zukommen, und wahrscheinlich realisiert man den Stellenwert so richtig erst nach der aktiven Karriere.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus – sportlich und für das Leben nach der Karriere?
HERRMANN Ich bin mit meiner Familie in Mönchengladbach sesshaft geworden, wir haben gerade ein Haus gebaut und wollen unbedingt hier bleiben. Beruflich hätte ich Lust, Borussia auch nach der Karriere treu zu bleiben und mitzuhelfen, den Verein weiterzuentwickeln. Wie genau das aussehen kann, weiß ich noch nicht. Das lasse ich auf mich zukommen. Aber fest steht: Ohne Borussia geht’s für mich nicht.
