FCS: Sportdirektor Ferner geht, Trainer Luginger bleibt

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken hat den Vertrag mit Cheftrainer Jürgen Luginger um zwei Jahre verlängert. Dagegen wird der Sportdirektor Dieter Ferner den derzeitigen Tabellen-Dritten am 30. Juni verlassen.

Saarbrücken. Sie hätte die Nachricht des Tages werden sollen: Trainer Jürgen Luginger verlängert seinen Vertrag beim Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken um zwei Jahre. Doch die Nachricht soff ab. Zwar saß Luginger gestern bei der Pressekonferenz auf dem Podium, hatte seinen Vertrag auch schon unterzeichnet, dennoch richteten sich nahezu alle Fragen an Sportdirektor Dieter Ferner. Denn der 63-Jährige wird seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern. "Dieter Ferner hat uns mitgeteilt, dass er aus persönlichen Gründen nicht mehr weitermachen möchte. Wir bedauern das sehr", sagte FCS-Präsident Paul Borgard, "ich bin im gleichen Alter und kann verstehen, wenn man in seinem Leben noch mal etwas anderes machen will." Die Entscheidung muss Ferner nicht leicht gefallen sein. Auf die Frage, ob sie denn schmerze, konnte der 63-Jährige nicht antworten. Tränen flossen über das bis dahin gezeigte Pokerface. "Es tut uns allen weh", eilte Borgard zu Hilfe, "wir haben alles versucht, wir konnten ihn nicht umstimmen."
Ferner selbst erklärte, dass sein Rückzug nichts mit der Trainerentscheidung zu tun habe, auch nicht mit seiner Gesundheit, die sei super. "Ich habe meine Entscheidung dem Präsidenten und dem Aufsichtsratsvorsitzenden bereits am Tag vor der Mitgliederversammlung im November mitgeteilt", erklärte er, "über die Gründe möchte ich nichts sagen. Wir haben es in der Vergangenheit immer so gehalten, dass derartige Dinge intern bleiben."

Gab es interne Spannungen? War das Verhältnis zu Borgard oder Vizepräsident Harald Ebertz nicht das Beste? Reine Spekulation. Sicher ist, dass "Dieter erstklassige Arbeit auf dem Stuhl des Sportdirektors gemacht hat", sagt Reinhard Klimmt, FCS-Aufsichtsratsvorsitzender: "Aber der Stuhl war wohl nicht seine vollkommene Erfüllung", mutmaßt er. Ferner sei ein Mann, der an der Linie stehen will, wie zwischen 2007 und 2010, als er den FCS von der Oberliga bis in die 3. Liga führte. Und so könne er sich auch heute vorstellen, "noch mal einen Trainerjob anzunehmen", sagt Dieter Ferner.

Einen Nachfolger als sportlichen Leiter soll es erstmal nicht geben. Dafür sollen sich Vize-Präsident Harald Ebertz und Trainer Jürgen Luginger künftig die Aufgaben teilen - so wie es in der Zeit des Trainers Ferner war. Klimmt war bemüht - sicher auch im Interesse seines Freundes Ferner - rasch wieder zum Tagesgeschäft überzugehen. "Dieters Verdienste bleiben unbestritten und unvergessen", sagte Klimmt, "aber die Welt geht jetzt auch nicht unter."

Ferner geht - Jürgen Luginger wird bleiben. Die Nachricht gab es ja auch noch. Sein Vertrag läuft nun also zwei Jahre, im Falle des Aufstiegs verlängert er sich um ein weiteres Jahr. Offenbar gibt es auch keine Ausstiegsklausel. "Wenn ich bei einem Verein unterschreibe, dann ganz oder gar nicht", sagte der 44-jährige Bayer und nannte eine klare Zielsetzung für seine zweite Amtszeit: "Wir haben von Beginn an gesagt, wir wollen mittelfristig in die 2. Liga. Das wird innerhalb der Laufzeit des Vertrages das Ziel sein." Von der Entscheidung Ferners wisse er seit einigen Wochen. "Ich war auch erschrocken und habe versucht, ihn umzustimmen. Aber er hat sich das reiflich überlegt. Davor sollten wir Respekt haben."

Meinung
Kein Licht mehr im Leuchtturm
Von SZ-Redakteur Michael Kipp

Der Rückzug von Sportdirektor Dieter Ferner ist ein emotionales Erdbeben für FCS-Fans. Er war ihr Leuchtturm. An ihm konnten sie sich bedingungslos orientieren. Bescheidenheit, Akribie, Ehrlichkeit und Fachkompetenz zeichneten Ferners Arbeit aus. Der 63-Jährige war stets ein Vereinsdiener und keiner, der den Verein als Diener für persönliche Eitelkeiten verstand. Mit dieser Einstellung rettete er dem FCS das Leben, führte ihn von der Oberliga zurück ins Profigeschäft. Persönliche Gründe gibt er nun für seinen Rückzug an. Solche Ursachen finden sich meist im zwischenmenschlichen Bereich. Dass es Differenzen in der sportlichen Leitung gab, darüber wird bereits heftigst spekuliert. Mit Borgard? Mit Ebertz? Ferner schweigt dazu beharrlich. Doch wer ihn gestern weinen sehen hat, der weiß: Er hat das Licht im Leuchtturm nicht gerne ausgemacht.

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