Das Ticker-Protokoll zum Nachlesen Die Pokal-Sensation ist geglückt – Saarbrücken gewinnt 2:1 gegen den FC Bayern
Der FC Bayern München zu Gast im Ludwigspark – einen größeren Gegner gibt es im DFB-Pokal nicht. Und dann gelingt den Saarbrückern die Sensation. Sie kicken den Favoriten mit 2:1 aus dem DFB-Pokal.
Als der überragende Marcel Gaus um Punkt 22.40 Uhr in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit des DFB-Pokal-Krachers zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem FC Bayern München aus zwölf Metern den Ball am verdutzten Nationaltorhüter Manuel Neuer vorbeischob, da explodierte das Ludwigsparkstadion förmlich. 2:1 gegen den Rekord-Pokalsieger, gegen den Rekordmeister, gegen das Ensemble aus Weltklasse-Spielern unter Toptrainer Thomas Tuchel – die 16 000 Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen. Die große, die unfassbare Sensation, die nicht für möglich gehalten wurde, war perfekt. Der FCS hat den großen FC Bayern aus dem Pokal geworfen.
Rasen im Ludwigspark war für die Partie FC Saarbrücken gegen den GC Bayern wieder bespielbar
Ob das Spiel überhaupt stattfinden konnte, war lange fraglich gewesen – schließlich war der Untergund nach den starken Regenfällen am vergangenen Wochenende mit dem Spielabbruch gegen Dynamo Dresden arg ramponiert. Doch Mitarbeiter der Stadt Saarbrücken hatten zu Beginn der Woche ganze Arbeit geleistet. „Der Rasen sieht besser aus, als er ist“, hatte Tuchel vor dem Spiel mit einem Lächeln auf den Lippen gesagt, „der Platz ist zu gut, um das Spiel abzusagen. Wir nehmen es an, wie es ist.“
Personalveränderungen bei beiden Mannschaften
Tuchel hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 8:0 gegen den SV Darmstadt 98 deutlich verändert. In Stürmerstar Harry Kane, der die Oberschenkelrückseite gespürt habe („verspannt“), Jamal Musiala („bisschen kränklich“) und Kingsley Coman („umgeknickt“) verzichtete Tuchel auf drei Stammspieler. Keine Frage sei es gewesen, den lange verletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer wegen der schwierigen Platzverhältnisse nicht von Beginn an spielen zu lassen, sagte Sportdirektor Christoph Freund.
Auch FCS-Trainer Rüdiger Ziehl nahm zum Dresden-Spiel Veränderungen vor – durchaus überraschende. So saß Sturmtank Kai Brünker, in der bisherigen Saison einer der konstantesten FCS-Spieler, nur auf der Bank. Stattdessen kam Simon Stehle, erst Anfang August kurzfristig verpflichtet, zu seinem ersten Startelfeinsatz. „Er hat sich sehr gut akklimatisiert bei uns. Wir werden wenig Ballbesitz haben und brauchen Spieler mit Geschwindigkeit“, begründete Ziehl seine Entscheidung. Auch Fabio di Michele Sanchez und Patrick Sontheimer rutschten in die Startelf.
Im 5-4-1-System wollte Ziehl defensiv kompakt stehen und möglichst wenig Raum zulassen, denn „wenn die Bayern ins Rollen kommen, dann werden sie hoch gegen uns gewinnen“. Von offensiver Durchschlagskraft der Bayern war dementsprechend zu Beginn des Spiels wenig zu sehen. Zwar hatten die Bayern deutlich mehr Ballbesitz, aber der FCS erfüllte Ziehls Auftrag, „auch mal ekelhaft zu sein“. Ganz besonders gelang dies Gaus. Der 34-Jährige stand Leroy Sané, in den letzten Wochen in absoluter Galaform, permanent auf den Füßen und nahm dem Nationalspieler völlig die Lust am Spiel.
Schon zu Beginn versetzt der FCS den Bayern Nadelstichen
So war es dem Bayer schlechthin vorbehalten, den Rekordmeister in Führung zu bringen. Altmeister Thomas Müller stand in der 16. Minute recht alleine vor dem Tor und ließ mit einem platzierten Schuss aus 22 Metern FCS-Torwart Tim Schreiber keine Chance. Es war die einzige Möglichkeit der Bayern im ersten Durchgang – und die einzige. Denn der FCS seinerseits hatte Bock, nahm die Zweikämpfe an und setzte seinerseits Nadelstiche. Kasim Rabihic (31.) setzte aus aussichtsreicher Position einen Fernschuss weit drüber, Amine Naïfi schlug zehn Minuten später einen Haken zu viel, anstatt den Abschluss zu suchen.
Besser machte es Patrick Sontheimer in der 46. Minute. Lukas Boeder eroberte stark den Ball gegen FCB-Talent Frans Krätzig, spielte Doppelpass mit Stehle, bediente Sontheimer – und der schob aus sechs Metern ein.
Kollektiver Freudentaumel der FCS-Spieler und Fans
Nach 15 Minuten in der zweiten Halbzeit hatte Tuchel genug gesehen, brachte mit Coman, Serge Gnabry und Jamal Musiala frische Offensivkraft. Beim FCS schwanden die Kräfte, die ersten Krämpfe stellten sich ein. Der Druck der Bayern nahm zu – aber es schlug die Stunde von FCS-Torhüter Schreiber, der mehrfach glänzend parierte. Als sich alle schon auf eine Verlängerung eingerichtet hatten, schlug dann der FCS mit einem Konter eiskalt zu – und sorgte für kollektiven Freudentaumel und eine feuchtfröhliche Nacht in der Landeshauptstadt. „Wir haben Eier bewiesen“, jubelte Torhüter Schreiber.