3. Fußball-Liga Osnabrücker Doppelschlag – Aufstiegstraum des FCS endet dramatisch (mit Fotostrecke)

Update | Saarbrücken · Der Aufstiegstraum des 1. FC Saarbrücken ist am Samstagnachmittag im Saisonfinale der 3. Fußball-Liga auf dramatische Weise geplatzt. Bis tief in die Nachspielzeit des eigenen Heimspiels gegen Viktoria Köln hinein schien der FCS den Relegationsplatz schon so gut wie sicher zu haben – dann erreichte die Nachricht des späten Doppelschlags von Aufstiegsrivale VfL Osnabrück den Ludwigspark.

Begegnung FCS gegen Viktoria Köln im Ludwigspark
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Begegnung FSC gegen Viktoria Köln im Ludwigspark

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Foto: IMAGO/Fussball-News Saarland/IMAGO/Fabian Kleer

Entsetzen pur bei Spielern und auf den mit fast 15 000 Zuschauern vollbesetzten Rängen war die Folge des alles entscheidenden Tores der Osnabrücker. Dies machte den Traum vom Aufstieg in die zweite Fußball-Liga in Saarbrücken zunichte.

Bereits FCS-Führung nach einer halben Minute

Der 2:1-Erfolg des 1. FC Saarbrücken über stark kämpfende Kölner war aufgrund des ganz späten Osnabrücker 2:1-Siegs über Borussia Dortmund II nichts mehr wert. Marcel Gaus hatte das Team von Trainer Rüdiger Ziehl bereits nach 34 Sekunden in Führung gebracht. Nach dem Kölner Ausgleich schoss Kasim Rabihic die Blau-Schwarzen per Traumtor zum 2:1 und zum Sieg (23. Minute) – doch am Ende war die Ernüchterung groß.

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Foto: dpa/Christian Charisius

Osnabrück steigt durch seine Tore in der 94. und 96. Minute direkt in die 2. Bundesliga auf. Der SV Wehen Wiesbaden geht nach dem 1:0-Sieg über den Halleschen FC In die Relegation – und der FCS trotz großem Kampfgeist leer aus. Das bittere 2:2 in der Vorwoche beim MSV Duisburg war letztlich entscheidend.

Stimmung auf den Rängen im Ludwigspark

Schon weit vor dem Anpfiff im Ludwigspark herrschte auf den Rängen prächtige Stimmung. Die große Anspannung, aber auch die vorfreudige Erwartung waren allen im „technisch ausverkauften“ Stadion klar anzumerken. FCS-Trainer Rüdiger Ziehl nahm im alles entscheidenden Heimspiel zwei Änderungen gegenüber dem 2:2 beim MSV Duisburg vor: Für den rotgesperrten Kapitän Manuel Zeitz kehrte Boné Uaferro, der in Duisburg zunächst auf der Bank Platz genommen hatte, in die defensive Dreierkette zurück und reihte sich neben Bjarne Thoelke und Dominik Becker ein.

Außerdem blieb der zuletzt kränkelnde Angreifer Adriano Grimaldi zunächst außen vor. Für ihn beorderte Ziehl Marvin Cuni in vorderster Front an die Seite von Kasim Rabihic. Im Mittelfeld gab es keine Veränderungen: Auf den Außenbahnen erhielten Calogero Rizzuto (rechts) und Marcel Gaus (links) das Vertrauen.

Wechsel auf dem Spielfeld

Im zentralen Mittelfeld bildeten Dave Gnaase als klassischer Sechser, Luca Kerber und Richard Neudecker das bewährte Trio. Beim Gegner Viktoria Köln, den der FCS im Hinspiel nach einer reifen Vorstellung mit 2:0 besiegt hatte, nahm Trainer Olaf Janßen drei Wechsel gegenüber dem 0:2 zuhause gegen den VfL Osnabrück vor: Moritz Fritz, David Philipp und Simon Handle rückten für Jamil Siebert (Gelb-Rot-Sperre), Patrick Koronkiewicz und Marcel Risse in die Anfangsformation.

Die Partie hatte gar nicht richtig begonnen, kumulierte die Stimmung im Ludwigspark schon bis ins Unermessliche. Beim ersten Angriff der Blau-Schwarzen schickte Kasim Rabihic aus dem Mittelfeld seinen Sturmpartner Cuni auf die Reise. Der schnelle Angreifer ließ seinen Gegenspieler Christoph Greger im Laufduell unnachahmlich stehen, hatte rechts im Strafraum das Auge für den mitgelaufenen Marcel Gaus.

FCS bleibt nach fulminanten Auftakt am Drücker

Und der Winterneuzugang hatte aus kurzer Distanz keine Mühe, die Kugel zum Saarbrücker Blitz-1:0 über die Linie zu drücken. Gerade 34 Sekunden waren da gespielt. Zu dem Zeitpunkt hatten die Blau-Schwarzen ihr Ziel erreicht: Direkter Aufstiegsplatz.

Nach dem fulminanten Auftakt blieb der FCS am Drücker. Die Gäste aus Köln wussten in den Anfangsminuten gar nicht, wie ihnen geschieht. Nach sieben Minuten erhob sich das Stadion kollektiv: „Steht auf, wenn ihr Saarbrücker seid“, schallte es durch die Arena. In der Folge konnten sich die anfangs förmlich überrollten Kölner ein wenig stabilisieren.

Freistoß und Kopfball

Nach 14 Minuten verbuchten sie die erste Ecke, die aber nichts einbrachte. Gegenüber wurde es dann wieder richtig gefährlich – und eigentlich hätte Neudecker, der von Gnaase allein auf die Reise geschickt wurde, zwingend das zweite Tor nachlegen müssen. Der Mittelfeldstratege scheiterte halbrechts im Strafraum freistehend an Viktoria-Keeper Ben Voll, der lange stehen blieb und den Versuch abwehrte (16.). Ein rechtzeitiger Querpass auf den mitgelaufenen Cuni wäre da wohl die bessere Option gewesen.

Sekunden später gab es den nächsten Saarbrücker Hochkaräter. Nach einem Freistoß von Rabihic kam Thoelke in der Mitte frei zum Kopfball, setzte seinen Versuch aber genau in die Arme von Torwart Voll (17.). Es hätte zu dem Zeitpunkt locker 2:0 stehen können, wenn nicht gar müssen – und dann gab es auf der Gegenseite die eiskalte Dusche: Die FCS-Abwehr bekam den Ball nicht geklärt.

Partie lässt keine Zeit zum Durchatmen

Luca Marseiler bediente im Strafraum auf Höhe des Elfmeterpunkts David Philipp, der nicht lange fackelte und die Kugel platziert ins rechte Eck setzte – 1:1 (20.), keine Chance für Batz und Schockzustand im Stadion. Danach bekamen die bis dahin überhaupt nicht im Spiel befindlichen Gäste Oberwasser. Nur einer Glanztat von Batz, der gegen den erneut durchgebrochenen Torschützen Philipp aus kurzer Distanz das linke Bein ausfuhr, war es zu verdanken, dass es nicht plötzlich 1:2 aus Saarbrücker Sicht stand (23.).

Die Partie bot in dieser Phase keinerlei Gelegenheit zum Durchatmen – und im Gegenzug kannte dann der Jubel erneut keine Grenzen: Nach Anspiel von Cuni bekam Rabihic halblinks vor dem Sechzehner ein bisschen Platz. Der seit Wochen überragende Angreifer erkannte die Situation blitzgescheit, nahm aus 20 Metern Maß und setzte die Kugel traumhaft zum 2:1 ins lange Eck (23.) – zum zweiten Mal an diesem Nachmittag explodierte förmlich die Stimmung auf den Rängen.

Kurzer Stopp nach Verletzungsanzeige

In dieser Phase ging das Spiel rasant hin und her. Auch die Viktoria war jetzt voll drin in der Partie. Nach einer halben Stunde stand es auf den zwei anderen, besonders relevanten Plätzen noch 0:0. Sowohl bei Osnabrück gegen Borussia Dortmund II als auch bei Wehen Wiesbaden gegen Halle.

Der FCS tat derweil gut daran, sich weiter auf das eigene Spiel zu konzentrieren. Ein Versuch von Gaus nach vorheriger Flanke von Rabihic wurde im letzten Moment von den Gästen geblockt (35.).

Nach Halbzeit FCS auf Relegationsplatz

Nach einem kurzen bangen Moment, als Batz auf dem Platz behandelt werden musste, zeigte der Torwart schnell, dass er voll auf der Höhe ist: Einen Kopfball von André Becker, der nach einem Kölner Freistoß durch Mike Wunderlich frei zum Abschluss gekommen war, klärte Batz erneut stark zur Ecke (41.).

Gegenüber setzten die Blau-Schwarzen zum Konter an: Cuni verlagerte die Seite, bediente Rizzuto, der wiederum Rabihic auf die Reise schickte. Der Angreifer visierte rechts im Strafraum aus spitzem Winkel das kurze Eck an, doch Viktoria-Torwart Voll kratzte den strammen Schuss noch raus (43.). Kurz darauf war Halbzeit – mit dem FCS auf dem Relegationsplatz, nachdem Wehen Wiesbaden kurz vor der Pause gegen Halle das 1:0 gelungen war.

Zunächst gute Nachrichten aus Osnabrück für den FCS

Zur zweiten Halbzeit nahm der FCS einen Wechsel vor: Für Luca Kerber kam Julian Günther-Schmidt neu in die Partie. Die Gastgeber starteten druckvoll in die zweite Halbzeit. Neudecker, der vor der Pause die bis dahin einzige Gelbe im Spiel gesehen hatte, holte auf links eine Ecke heraus. Nach der Hereingabe von Neudecker kam Uaferro in der Mitte zum Kopfball, erwischte den Ball aber nicht richtig, sodass die Chance verpuffte.

Parallel gab es gute Nachrichten aus Osnabrück, wo Dortmund II kurz nach dem Seitenwechsel in Führung gegangen war. Die Osnabrücker brauchten damit nun zwei Tore, um wieder am FCS vorbeizuziehen. Im Ludwigspark blieb es derweil spannend, weil die Gäste aus Köln nicht aufsteckten.

Köln übernimmt Spielanteile

Vor allem Torschütze Philipp war hochmotiviert und trieb sein Team nach vorne – war aber auch einmal übermotiviert, als er den bärenstarken Gnaase nach dessen Balleroberung rustikal umsenste. Die zweite Gelbe im Spiel war die Folge (55.).

Kurz darauf reagierte Gäste-Coach Janßen doppelt: Seokju Hong und Marcel Risse ersetzten Becker und Philipp (61.). Auf dem Feld ließ es der FCS mit der Führung im Rücken nach vorne hin nun deutlich ruhiger angehen. Köln bekam mehr Spielanteile, die Saarbrücker Defensive hatte das Geschehen aber soweit im Griff. Ein Schuss von Patrick Sontheimer nach Ablage von Risse ging klar links am Tor vorbei (65.).

Gäste im Ludwigspark wollen sich nicht geschlagen geben

Auf der Gegenseite probierte es auch Rizzuto aus der Distanz, zielte aber knapp rechts am Tor vorbei (70.). Danach tauschte Ziehl aus: Für Neudecker, der alles aus sich herausgeholt hatte, kam Routinier Mike Frantz neu in die Partie (72.). Auch die Gäste tauschten wenig später nochmal doppelt (76.).

Köln war klar anzumerken, dass sie sich hier auf keinen Fall geschlagen geben. Dann war Uaferro mit den Kräften am Ende. Für den Verteidiger kam Lukas Boeder neu ins Spiel (77.). Kurz darauf ging ein Raunen durch den Park: Risse bekam vor dem Saarbrücker Strafraum zu viel Platz, zog ab Richtung linkes Eck – und verfehlte das Tor von Batz nur haarscharf (79.).

Noch bis vor Abpfiff sieht es für FCS blendend aus

Auf der Gegenseite behauptete sich Cuni links im Strafraum, wählte aber aus spitzem Winkel selbst den Abschluss und konnte keinen Druck hinter den Ball bringen: Kein Problem für Voll im Viktoria-Kasten (79.). Die Partie blieb extrem spannend, weil Köln sich zu keiner Zeit aufgab.

In Osnabrück lief es weiter für den FCS. Auch sieben Minuten vor Schluss führten die Jung-Borussen mit 1:0 durch Justin Njinmahs Tor aus der 48. Minute. Fünf Minuten vor Schluss tauschte Ziehl doppelt, brachte Julius Biada und Adriano Grimaldi für Cuni und Torschütze Rabihic (86.).

Saarbrücken verlagert in Schlussphase Spiel in Kölner Hälfte

Die Spannung im Stadion war in den letzten Minuten förmlich greifbar. Lautstark trieben die fast 15 000 Zuschauer ihr Team an. Jede geglückte Aktion wurde gefeiert – aber es blieb eine bange Angelegenheit. Die Nachspielzeit, vier Minuten wurden angezeigt, lief bereits, da gab es Freistoß für die Viktoria. Sogar Torwart Voll war mit vorne. Aber der FCS überstand das Tohuwabohu im Strafraum unbeschadet (91.).

Auf der Gegenseite verpasste Günther-Schmidt rechts im Strafraum den Zeitpunkt für das Abspiel auf Grimaldi und damit die Vorentscheidung. Auch in Osnabrück lief bereits die Nachspielzeit, während Rizzuto im Park per Freistoß aus bester Position abermals die Vorentscheidung liegen ließ (93.). Immerhin verlagerten die Saarbrücker das Geschehen in den letzten Zügen in die Kölner Hälfte – und dann fiel in Osnabrück der Ausgleich, direkt gefolgt vom 2:1 für die Niedersachsen.

Nachricht über Osnabrücks Treffer spricht sich wie Lauffeuer rund

Die Nachricht sprach sich rum wie ein Lauffeuer. Nach einer Verletzungsunterbrechung war dann Schluss im Ludwigspark. Das Entsetzen war riesengroß, der so nicht mehr zu erwartende Osnabrücker Doppelschlag sorgte mit einem Mal für Frust pur im weiten Rund. In der 94. und 96. Minute platzte der Traum des FCS vom erhofften Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mehr Drama geht nicht. Die Fans versuchten ihre Mannschaft aufzubauen – doch das war unter diesen Umständen ein Ding der Unmöglichkeit.

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