1. FC Saarbrücken FCS verzweifelt an Chancenverwertung
Völklingen · Saarbrücken verliert Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Zweitligist Union Berlin nach Verlängerung mit 1:2.
„Es gibt nichts Schlimmeres, wenn sie dir am Ende auf die Schulter klopfen und dich zur Leistung beglückwünschen. Aber du bist in der nächsten Runde nicht mehr im Lostopf.“ Dirk Lottner, Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken, war gestern Abend nach der 1:2-Heimniederlage gegen den Zweitligisten Union Berlin enttäuscht. Nach 120 packenden Minuten ist für den FCS der DFB-Pokal schon nach der ersten Runde vorbei. Und das nach einem tollen Pokalspiel. „Wir wollten hier weiterkommen“, sagte Kapitän Manuel Zeitz, „darum überwiegt die Enttäuschung über die Niederlage die Freude über ein gutes Spiel.“ FCS-Profi Martin Dausch, früher bei Union, meinte: „Es ist so verdammt schade, es war so viel mehr drin. Aber so ist halt Fußball.“
6300 Zuschauer bewiesen, dass man auch im ungeliebten Exil im Hermann-Neuberger-Stadion gute Stimmung produzieren kann. Und die Leistung der Saarbrücker Mannschaft stand dem in nichts nach.
Lottner hatte sein Team nur auf einer Position gegenüber dem 3:1-Liga-Erfolg gegen Hessen Kassel verändert: Ricco Cymer spielte für Daniel Batz im Tor. „Der Trainer hat es mir unter der Woche gesagt“, sagte Cymer, der über weite Strecken unbeschäftigt blieb, in vielen Situation aber der bekannt starke Rückhalt war. Cymer wurde zum „Mann des Spiels“ gewählt – eine Ehre, die vielleicht eher Oliver Oschkenat zugestanden hätte. Der Ex-Unioner zeigte einen ganz starken Auftritt. „Gegen den Ex-Club bist du immer besonders motiviert“, sagte Oschkenat, „aber es lief ganz gut.“
Doch nach 23 Minuten war der erste Ball aufs Saarbrücker Tor dann aber drin. Nach einem Eckball von Christopher Trimmel kam Fabian Schönheim nahezu unbedrängt zum Kopfball und brachte die bis dahin harmlosen Gäste mit 1:0 in Führung. Der FCS war nicht geschockt, sondern antwortete sofort. Der starke Kevin Behrens zog vorbei an Gäste-Torwart Daniel Mesenhöler und kam zu Fall. Schiedsrichter Sören Storks pfiff sofort Strafstoß – hätte er nur drei Sekunden abgewartet, wie es die neue DFB-Anweisung vorsieht, hätte er gesehen, wie Martin Dausch den Ausgleich markiert. „Der vierte Offizielle hat mir erklärt, er habe pfeifen müssen. Hätte Dausch drübergeschossen, hätte er nicht zurückpfeifen können“, erläuterte Lottner anschließend. Zeitz übernahm die Verantwortung und scheiterte an Mesenhöler, der seinerseits für die Berliner zum Mann des Spieles werden sollte. „Wenn ich den Elfer reinmache, fragt keiner nach der Regelauslegung“, sagte Zeitz schulterzuckend.
Doch auch das brachte Saarbrücken nicht aus dem Tritt. Patrick Schmidt hatte nach 30 Minuten freie Bahn, nur ein Berliner war besser als der gesamte FCS: Torwart Mesenhöler. Bärenstark, aber nicht unüberwindbar. Nach einer Ecke von Dausch köpfte Behrens zum hoch verdienten 1:1 ein (40.).
Und auch nach dem Wechsel war nie ein Zwei-Klassen-Unterschied zu sehen. Gleich nach Wiederanpfiff scheiterte der kampfstarke Behrens zum ersten Mal frei vor Mesenhöler, im Gegenzug traf Damir Kreilach den Pfosten (48.).
Union fand gegen Saarbrückens Fünferkette und die davor agierende Dreierreihe kein Mittel, der FCS dagegen deckte jede Lücke in der Hintermannschaft der Hauptstädter auf. Schmidt (61.) hätte das 2:1 schießen müssen, doch wieder war Berlins Nummer zwei im Tor nicht zu überwinden. Das blieb auch in der Verlängerung so. Einen Schuss von Christoph Fenninger hielt der 22-Jährige aus kurzer Distanz reflexartig (115.). Doch da führte der Favorit wieder. Marco Kehl-Gomez verlor den entscheidenden Zweikampf gegen den eingewechselten Sebastian Polter. Den ersten Versuch konnten die Saarbrücker klären. Beim Nachschuss von Simon Hedlund waren sie machtlos – und reklamierten vergeblich Abseits (101.).
„Wir hatten ein klares Chancenplus“, sagte Kehl-Gomez, „wir müssen uns nur vorwerfen, dass wir unsere Dinger nicht gemacht haben und die Gegentore zu einfach gefallen sind.“ Der FCS spielte ganz stark – Union war am Ende einen Tick cleverer und hatte den überragenden Mann auf dem Feld im Tor. „Kompliment an Saarbrücken“, sagte Union-Trainer Jens Keller, „wir können uns bei Mesenhöler bedanken, dass wir weiter im Lostopf sind.“