Tischtennis „Doppelte Motivation“ für den nationalen Titel

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken hat den Sieg im ETTU-Pokal aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses verpasst. Das Team ist dennoch stolz.

 Auch mit Silber um den Hals waren die Saarbrücker Tischtennisspieler stolz – von links: Trainer Slobodan Grujic, Darko Jorgic, Ersatzmann Andrey Semenov, Tomas Polansky, Patrick Franziska und der sportliche Leiter Erwin Berg.

Auch mit Silber um den Hals waren die Saarbrücker Tischtennisspieler stolz – von links: Trainer Slobodan Grujic, Darko Jorgic, Ersatzmann Andrey Semenov, Tomas Polansky, Patrick Franziska und der sportliche Leiter Erwin Berg.

Foto: Ruppenthal

Das „Wunder“ ist ausgeblieben. Am Ende standen die Franzosen auf dem Siegertreppchen, als am Samstag nach dem Finalrückspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und GV Hennebont bei der Übergabe des ETTU-Pokals in der Saarbrücker Joachin-Deckarm-Halle der Konfettiregen niederging. Der Tischtennis-Bundesligist hatte das Rückspiel zuvor zwar mit 3:1 gewonnen und damit den Hinspielsieg des Gegners in gleicher Höhe egalisiert. Den klaren Rückstand im entscheidenden Satzverhältnis konnte er aber nicht mehr aufholen.

Trotzdem waren die Saarbrücker zufrieden mit dem Geleisteten. „Der Stolz auf das, was wir geschafft haben, überwiegt ganz klar die Enttäuschung. Wir hatten mit der Verletzung von Patrick Franziska einfach enormes Pech gehabt“, sagte der sportliche Leiter des FCS, Erwin Berg. „Auch ich bin sehr stolz. Wir haben aus der Situation das Beste herausgeholt“, lautete auch das Fazit von Teamkapitän Franziska, der wie schon im Hinspiel mit einer Fußverletzung ins Spiel gehen musste. FCS-Trainer Slobodan Grujic sah das ebenso: „Ein Finale verliert man natürlich nie gerne. Aber dass das eine Riesenenttäuschung ist, würde ich nicht sagen. Wir haben eine Riesensaison gespielt und zwei Endspiele erreicht. Das hätte vorher niemand erwartet.“ Am 25. Mai steht der FCS gegen die TTF Ochsenhausen in der Frankfurter Fraport-Arena im Finale um die deutsche Meisterschaft.

Neben Franziskas Verletzung hatten dessen Kollegen Darko Jorgic und Tomas Polansky noch kurz vor dem Rückspiel mit Grippe im Bett gelegen. Trotzdem hatte Jorgic eine klare Ansage gemacht: „Wir wollen einen 3:0-Sieg und nicht mit dem Satzverhältnis kalkulieren“, hatte der 20-Jährige gesagt. Entsprechend riskant sah die Aufstellung der Saarbrücker aus. Mit Franziska an Position zwei sollte der Saarbrücker Topmann die Nummer eins der Franzosen Liam Pitchford in Schach halten. Jorgic an Position eins sollte wie schon im Hinspiel gegen den Chinesen Fan Shengpeng gewinnen. Den in der Theorie dann noch fehlenden Punkt sollte Tomas Polansky gegen den Ex-Saarbrücker Cedric Nuytinck einfahren.

Das Problem an der Theorie ist allerdings oft, dass die Realität ihr nicht folgen mag. Das musste der FCS schon nach der Auftaktpartie erkennen. Dort verlor Jorgic gegen Fan Shengpeng deutlich mit 0:3. „Meine Erkältung war nicht das Problem. Fan hat einfach sehr stark gespielt“, räumte Jorgic ehrlich ein. Der Chinese gewann die wichtigen Ballwechsel und stellte mit dem 1:0 die Weichen für den Sieg der Gäste. Mit der Führung für Hennebont war auch klar, dass der Titel für die Saarländer nur noch über das Satzverhältnis zu erreichen sein würde.

Die Rechnerei machte schon zu diesem Zeitpunkt wenig Mut. Hennebont führte mit sieben Sätzen Vorsprung. Der FCS durfte sich also nur noch einen einzigen Satzverlust leisten. Bei zwei verlorenen Sätzen würden die einzelnen Bälle gezählt. Was darüber hinaus ginge, wäre das Ende vom Saarbrücker Traum vom Europapokalsieg.

Danach kam es dann zum Aufeinandertreffen von Franziska und Pitchford. Dem Weltranglisten-17. aus Saarbrücken war anzumerken, dass er gegen die Nummer 14 der Welt den Traum vom Gesamtsieg wach halten wollte. Nach Franziskas 3:2-Sieg war ein Saarbrücker Triumph rechnerisch zwar noch möglich, die Wahrscheinlichkeit tendierte aber gegen null. „Pitchford ist ein sehr starker Gegner. Deshalb wollte ich das Ding auch für mich persönlich unbedingt gewinnen. Aber nachdem Darko 0:3 verloren und ich nur 3:2 gewonnen hatte, wussten wir, dass das Ding eigentlich durch ist“, sagte Franziska. Trotzdem feierten die 700 Zuschauer in der Joachim-Deckarm-Halle den Sieg des FCS-Kapitäns frenetisch.

Das änderte sich erst, als im dritten Spiel Polansky den ersten Satz gegen Nuytinck verloren hatte. Damit stand die Gesamtniederlage der Saarbrücker endgültig fest. Während die heimische Mehrheit der Zuschauer sich schweigend in ihre Enttäuschung fügte, sang und tanzte die einheitlich in Hellblau gekleidete Busladung voll französischer Fans vor der Tribüne und feierte den Europapokalsieg ihrer Mannschaft ausgelassen. Danach war die Luft raus. Polansky gewann zwar noch mit 3:1 und auch Jorgic siegte mit 3:2 zum Abschluss gegen Pitchford, das Ganze diente aber nur noch der Unterhaltung des Publikums.

 Die Spieler und Verantwortlichen von GV Hennebont strecken im goldenen Konfettiregen den ETTU-Pokal in die Höhe.

Die Spieler und Verantwortlichen von GV Hennebont strecken im goldenen Konfettiregen den ETTU-Pokal in die Höhe.

Foto: Ruppenthal
 Der ehemalige FCS-Spieler Cedric Nuytinck (vorne) bejubelt den entscheidenden Satzgewinn der Franzosen im Spiel gegen Tomas Polansky.

Der ehemalige FCS-Spieler Cedric Nuytinck (vorne) bejubelt den entscheidenden Satzgewinn der Franzosen im Spiel gegen Tomas Polansky.

Foto: Ruppenthal
 Der Kapitän war wieder an Bord und gewann auch seine Partie. Trotzdem reichte es für Patrick Franziska und Co. nicht zum Titel.

Der Kapitän war wieder an Bord und gewann auch seine Partie. Trotzdem reichte es für Patrick Franziska und Co. nicht zum Titel.

Foto: Ruppenthal

Jetzt liegen die Hoffnungen des 1. FC Saarbrücken auf dem Endspiel um den nationalen Titel. „Darauf haben wir lange gewartet. Dann läuft es hoffentlich besser für uns“, sagte Trainer Grujic und meinte damit insbesondere die gesundheitliche Verfassung seiner Truppe. Berg fügte hinzu: „Jetzt gehen wir da mit doppelter Motivation rein.“

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