Tischtennis Kun und Jorgic halten dem Druck nicht stand

Neu-Ulm · Der 1. FC Saarbrücken scheidet im Final-Four-Turnier um den Pokal im Halbfinale völlig überraschend gegen Grünwettersbach aus.

 Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis scheitert im Halbfinale beim Final-Four-Turnier um den deutschen Pokal gegen den späteren Sieger ASV Grünwettersbach.

Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis scheitert im Halbfinale beim Final-Four-Turnier um den deutschen Pokal gegen den späteren Sieger ASV Grünwettersbach.

Foto: dpa/Lee Jin-Man

Das Final Four um den deutschen Pokal am Samstag in der Arena Neu-Ulm lieferte einmal mehr den Beweis dafür, dass im Tischtennis Kleinigkeiten entscheidend sein können. So lassen sich wichtige Faktoren dafür, dass der klar favorisierte 1. FC Saarbrücken im Halbfinale völlig überraschend gegen den späteren Sensationssieger ASV Grünwettersbach die Segel streichen musste, an wenigen Szenen festmachen.

„Die Rote Karte für Shang Kun kam natürlich in einem sehr unglücklichen Moment und war sicherlich ein Knackpunkt. Aber ich würde nicht sagen, dass wir nur deshalb verloren haben“, kommentierte FCS-Trainer Slobodan Grujic die vielleicht wichtigste Entscheidung an diesem Tag sichtlich enttäuscht. Bei ASV-Trainer Joachim Sekinger war nach dem 3:2-Finalsieg gegen die TTF Ochsenhausen das Stimmungsbarometer dagegen am Anschlag: „Es ist unglaublich, einfach Wahnsinn! Ich bin sprachlos. Ich bin so stolz auf die Mannschaft.“

Der Reihe nach: Im ersten Spiel des Saarbrücker Halbfinals gegen Grünwettersbachs Nummer eins Sathiyan Gnanasekaran hatte Shang Kun zweimal einen Satzrückstand egalisiert und führte im Entscheidungs-Durchgang bereits mit 8:4. Beim Stand von 8:6 zeigte dann der Schiedsrichter dem bereits gelbverwarnten Saarbrücker die Rote Karte wegen Spielverzögerung und sprach dem Gegner einen Punkt zu.

Shang Kun war über die Entscheidung außer sich. Als der Chinese erst Minuten später wieder an den Tisch zurückkehrte, war er sichtlich von der Rolle und verlor den Satz mit 9:11 und damit die Partie zum 0:1 aus Saarbrücker Sicht. „Shang Kun führt im fünften Satz mit 8:4 und muss das nach Hause bringen“, sagte Teamkollege Patrick Franziska – wohl wissend, dass ein Sieg im Auftaktspiel zusammen mit seinen beiden Einzelpunkten den Einzug ins Endspiel gesichert hätte. Bei seinem ungefährdeten 3:0-Sieg gegen Dang Qiu im zweiten Spiel glich der Saarbrücker Topmann zum 1:1 aus. Auch bei seinem Sieg im letzten Einzel gegen Gnanasekaran bestätigte Franziska seine Ausnahmestellung.

Zwischen den beiden Spielen Franziskas war allerdings zu sehen, warum Grujic die Rote Karte nicht als alleinigen Grund für das Scheitern im Halbfinale vorschieben wollte. In der Partie gegen Wang Xi mussten die Saarbrücker Fans unter den 4600 Zuschauern miterleben, dass auch Darko Jorgic keinen guten Tag erwischt hatte. Das räumte der tief enttäuschte Slowene auch selbst ein: „Wie alle sagen, war das heute tatsächlich nicht mein bester Tag. Mein Selbstvertrauen war nicht gut – und durch die vielen leichten Fehler wurde es auch nicht besser.“ Bei seiner 0:3-Niederlage hatte Jorgic dem chinesischen Abwehr-Routinier wenig entgegenzusetzen.

Zur Verwunderung vieler trat Jorgic im Doppel nicht mit Shang Kun an die Platte, sondern mit Tomas Polansky. Vor allem Jorgic war die Nervosität anzumerken. So verlor der FCS auch das Doppel mit 0:3 – und damit das Halbfinale mit 2:3. „Ich hatte das Gefühl, dass alle einen Tick zu hektisch waren. Vielleicht wollten wir auch zu viel. Die Jungs müssen lernen, in solchen Situationen zu spielen. Und sie werden das auch lernen“, lautete Franziskas Fazit. „Wir waren der Favorit und konnten dem Druck nicht standhalten. Unsere erste Chance auf einen Titel haben wir vergeben, aber zwei haben wir noch“, schloss der sportliche Leiter des FCS, Erwin Berg, mit einem optimistischen Blick auf Bundesliga und Champions League.

Während sich die Saarbrücker enttäuscht auf den Heimweg machten, setzte Grünwettersbach seinen Siegeszug im Endspiel fort. Gegen den amtierenden Pokalsieger TTF Ochsenhausen, der sich im Halbfinale mit 3:2 gegen Borussia Düsseldorf durchgesetzt hatten, gewann der ASV abermals mit 3:2 und brachte seinen zahlreichen in Rot gekleideten Fans zur Ekstase. Der Außenseiter profitierte dabei auch von einer Hüftverletzung, die Ochsenhausens Nummer eins Hugo Calderano bereits im Halbfinalspiel gegen Timo Boll zur Aufgabe gezwungen hatte.

Im ersten Spiel brachte Jakub Dyjas mit einem 3:1-Sieg gegen Gnanasekaran den Favoriten mit 1:0 in Führung. Danach glich Dang Qiu mit einem sensationellen 3:1-Erfolg gegen Weltklasse-Mann Simon Gauzy aus. Wang Xi brachte mit einem 3:0-Sieg gegen Stefan Fegerl Grünwettersbach erstmals in Front, bevor Gauzy mit einem 3:1 gegen Gnanasekaran die Entscheidung im Doppel erzwang. Dort triumphierten zum zweiten Mal Dang Qiu und der ehemalige Saarbrücker Tobias Rasmussen – diesmal gegen Fegerl und Dyjas – und machten den ersten Pokalsieg der Vereinsgeschichte des ASV Grünwettersbach perfekt.

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