FCK in der Finanz-Zwickmühle

Kaiserslautern. Der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, blickt sehr ernst, wenn es um die finanzielle Situation des Fußball-Zweitligisten geht. Auf Grund einer Steuernachforderung in Millionenhöhe aus den Jahren 2000 bis 2003 hat sich der FCK bilanziell überschuldet

Kaiserslautern. Der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, blickt sehr ernst, wenn es um die finanzielle Situation des Fußball-Zweitligisten geht. Auf Grund einer Steuernachforderung in Millionenhöhe aus den Jahren 2000 bis 2003 hat sich der FCK bilanziell überschuldet. Die Folge: Der Club braucht eine finanzielle Entlastung, um im Frühjahr 2010 die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten. Der Neunkircher und sein Vorstandskollege Johannes Ohlinger verhandeln derzeit mit der Behörde über die Forderung. "Die Verhandlungen mit dem Finanzamt können so oder so ausgehen", gibt sich Kuntz vorsichtig. Er weiß, ein Scheitern könnte fatale Folgen haben. "Auf Dauer, das zeichnet sich hundertprozentig ab, wird der FCK mit diesen Belastungen den Aufstieg nicht als realitisches Ziel ausgeben können. Ohne dieses klare Ziel werden wir unsere wichtigen Führungsspieler nicht halten können", sagt Kuntz: "Damit würde der 1. FC Kaiserslautern sukzessive auch aus der Zweiten Liga verschwinden."

Ein düsteres Szenario. "Deshalb drängen wir darauf, möglichst schnell eine Regelung in allen Bereichen zu finden", räumt Kuntz ein. Denn außer dem Finanzamt muss auch die selbst hoch verschuldete Stadt Kaiserslautern dem FCK erneut entgegen kommen. Es geht um einen Mietnachlass für das Fritz-Walter-Stadion. Seit der Sanierung des Vereins 2003, bei der das Stadion vom FCK auf eine städtische Stadionbetreibergesellschaft überging, muss der FCK jährlich 5,8 Millionen Euro für die Nutzung des Stadions zahlen. Ein Grund für die hohe Summe ist der teure Ausbau der Arena für die Weltmeisterschaft 2006. "Der Besucherschnitt des FCK ging seit 1998/99 nach unten. Trotzdem hat man entschieden, ein Stadion für 48 500 Zuschauer zu bauen. Eine Lösung können nur Stadt, Land und Verein zusammen finden. Es ist im Moment, was die Kosten angeht, alles von uns zu tragen - was in der Zweiten Liga so nicht zu stemmen ist", betont Kuntz. "Wir suchen nach einer strategischen Lösung, damit in Zukunft nicht immer Stadt, Land und Verein in einem jährlichen Disput stehen, ob wegen unserer Unterstützung irgendwo im Kindergarten die Wand nicht gestrichen wird", sagt Kuntz und weist überdies auf die vermeintlich falsche Arithmetik derjenigen hin, die die öffentliche Hilfe für den FCK als Geldverschwendung geißeln. Stattdessen verweist er auf die Einnahmen, die die Stadt durch den Verein hat: "Wir werden auf der Jahreshauptversammlung eine Studie veröffentlichen, um zu zeigen, dass - gerade weil es uns gibt - Wände gestrichen werden".

Ohnehin sind Kaiserslautern und der FCK auf Gedeih und Verderb voneinander abhängig, da bei einer Insolvenz des FCK alle Mietzahlungen wegbrechen würden. In diesem Fall würde die 70-Millionen-Bürgschaft der Stadt für die dann insolvente Stadionbetreibergesellschaft sofort greifen. Die Stadt stünde vor dem finanziellen Kollaps. So sind folgende Aussagen des damaligen Landesfinanzministers Ingolf Deubel im Protokoll des rheinland-pfälzischen Landtags vom 5. Juni 2008 zu lesen: "Die Stadt tut gut daran, eine Insolvenz zu verhindern, weil die Stadt im Fall einer Insolvenz sofort für die Bürgschaft in Haftung genommen würde. Deswegen gehen Sie einmal davon aus, dass die Stadt die notwendigen Schritte geht, damit die Stadiongesellschaft nicht in die Insolvenz kommt."

Meinung

Der Größenwahn als Warnung

Von SZ-Redakteur

Michael Kipp

Die Kosten des Stadions liegen über dem 1. FC Kaiserslautern wie ein Leichentuch, das aus den Fehlern der Vergangenheit gewoben ist. Größenwahn, Realitätsfremde und fehlende wirtschaftliche Kompetenz sind seine Maschen, die Stefan Kuntz derzeit zu entwirren versucht. Teuflische Verwebungen, die in der tragischen Pleite enden können.

Noch tragischer wäre es aber, wenn das, was derzeit auf dem Betzenberg passiert, auf dem Ludwigsberg in Saarbrücken nicht zum Nachdenken anregen würde. Denn auch dort wollen sie ein Stadion bauen. Aber bitte ohne Größenwahn und Realitätsfremde, dafür mit wirtschaftlicher Kompetenz. Denn tragische Momente hatte der 1. FC Saarbrücken schon zu genüge.

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