Sensation im Saarland FC Homburg schießt Bundesligist Darmstadt 98 aus dem DFB-Pokal

Homburg · Der FC Homburg hat im DFB-Pokal einen klaren Sieg gegen Darmstadt errungen und es damit in die zweite Runde geschafft. Gegen den Bundesliga-Aufsteiger waren die Saarländer krasse Außenseiter.

Saarland: FC Homburg schießt Darmstadt 98 aus DFB-Pokal
Foto: Andreas Schlichter

Fußball-Regionalligist FC Homburg hat sich nach sieben Jahren Abstinenz mit einem Paukenschlag im DFB-Pokal zurückgemeldet: Als krasser Außenseiter feierten die Grün-Weißen am Montagabend einen nie erwarteten 3:0 (1:0)-Erfolg über Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt und schafften nach einer gefühlten Ewigkeit wieder den Sprung in die zweite Runde des deutschen Pokals. Vor 6150 Zuschauern im Homburger Waldstadion brachte ausgerechnet Markus Mendler die Sensation auf den Weg.

Homburg gegen Darmstadt: Kretzschmar hält Elfmeter

Der Mittelfeldspieler, der beim mäßigen 1:1 zum Regionalliga-Auftakt gegen den VfR Aalen mit seiner Roten Karte noch der Sündenbock war, verwertete eine Flanke von Philipp Hoffmann zum frühen 1:0 (10. Minute). Danach standen die Grün-Weißen in der Abwehr zumeist sehr sattelfest – und beantworteten eine Darmstädter Drangphase nach der Pause mit dem zweiten Tor. Michael Heilig drückte einen Mendler-Freistoß mit dem langen Bein zum umjubelten 2:0 über die Linie (49.). Danach wurde die Sensation von Minute zu Minute greifbarer – und gegen schwache Lilien machte der eingewechselte Phil Harres mit dem 3:0 dann tatsächlich den Deckel drauf (82.). Kurz vor Schluss hielt FCH-Torwart Tom Kretzschmar noch einen Elfmeter von Filip Stojilkovic (89.) – kurz darauf feierten die begeisterten Homburger Fans ihr Team für einen sensationellen Auftritt, der jedem Grün-Weißen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Homburgs Trainer Danny Schwarz schickte nach dem nur mäßigen Ligastart mit dem 1:1 zuhause gegen den VfR Aalen eine nur auf einer Position veränderte Startelf in den Höhepunkt im DFB-Pokal. Für Angreifer Fabian Eisele (Bank) kam zwecks Stabilisierung der Abwehr Benjamin Kirchhoff neu in die Mannschaft und rückte ins Zentrum einer defensiven Fünferkette, in der direkt neben ihm Michael Heilig und Kapitän Felix Weber verteidigten. Auf der rechten defensiven Außenbahn agierte erneut Max Dombrowka, gegenüber wurde der zuletzt mit muskulären Problemen angeschlagene Dennis Lippert rechtzeitig fit. Im zentralen Mittelfeld bildeten wie in der Liga erneut Fanol Perdedaj und Tim Steinmetz das Pärchen vor der Abwehr. Auf den offensiven Außenbahnen wirbelten rechts Philipp Hoffmann und links Markus Mendler, der seiner Mannschaft im Regionalliga-Auftakt gegen Aalen mit seiner frühen Roten Karte wegen Nachtretens einen Bärendienst erwiesen hatte. Als einzige Spitze agierte David Hummel in vorderster Front. Und ganz hinten hütete Tom Kretzschmar in Erwartung eines arbeitsreichen Abends wie gehabt das Homburger Tor.

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Foto: dpa/Marcelo Sayao

Frühe Führung für die Gastgeber

Beim Gegner aus Darmstadt schickte Trainer Torsten Lieberknecht im ersten Pflichtspiel der neuen Runde eine 3-5-2-Formation ins Rennen. Gegenüber dem jüngsten Test beim 1:3 gegen den FC Liverpool trat der Bundesliga-Aufsteiger mit einer unveränderten Aufstellung in Homburg an. Mit Angreifer Fraser Hornby (Stade Reims), Verteidiger Christoph Klarer (Fortuna Düsseldorf) und Mittelfeldspieler Fabian Nürnberger (1. FC Nürnberg) durften drei Neuzugänge von Beginn an ran.

Im stimmungsvollen Waldstadion legte die Heimelf bei sommerlichen Bedingungen mutig los, suchte aus einer dicht gestaffelten Abwehr nach Ballgewinn immer wieder blitzschnell den Weg nach vorne. Darmstadt hatte zwar erwartungsgemäß deutlich mehr Spielanteile, konnte sich in der Startphase aber nur selten gelungen in Szene setzen – im Gegensatz zu den grün-weißen Gastgebern. Nach einem ersten guten Umschaltmoment über Mendler, den Hummel im Strafraum nicht zu Ende bringen konnte, führte die nächste Situation dieser Art zur überraschenden Führung für den Außenseiter: Hoffmann ließ auf der rechten Seite Christoph Zimmermann locker stehen, ging durch bis zur Grundlinie, flankte – und fand mit seiner noch abgefälschten Hereingabe am zweiten Pfosten Mendler, der die Kugel aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie drückte (10.).

Mendler macht Fehler wieder gut

Ausgerechnet Mendler, der seiner Mannschaft im ersten Regionalliga-Spiel gegen Aalen mit seiner Roten Karte wegen Tätlichkeit noch einen Bärendienst erwiesen hatte, versetzte die vielen Homburger Fans im weiten Rund in Ekstase. Nach dem Rückstand intensivierte der Favorit aus Hessen naturgemäß seine Offensivbemühungen noch ein Stück mehr. Hornby setzte seinen Versuch aus der Distanz links am Tor vorbei (12.). Der nächste Darmstädter Abschluss von Fabian Holland landete aus 18 Metern genau in den Armen von FCH-Torwart Kretzschmar (21.). In dieser Phase nahm der Druck des Favoriten merklich zu, die ganz großen Chancen für die Hessen ergaben sich aber vorerst nicht. Ein Kopfball von Hornby nach Flanke von Zimmermann, der am Tor vorbeiging (36.), war noch die beste Szene des Bundesligisten, der auch aus zahlreichen Standards kein Kapital schlagen konnte.

Auf der Gegenseite meldete sich auch der Außenseiter ab und an mal wieder zu Wort. Mendler versetzte über links kommend Nürnberger und zog vom Strafraumrand stramm ab, sein Versuch kam aber genau auf Darmstadts Torwart Marcel Schuhen, der mühelos parierte (38.). Ansonsten wurde jede gelungene Aktion des Außenseiters vom Homburger Publikum mit Applaus bedacht, während die Stimmung im vollbesetzten Gästeblock eher mau ausfiel. Es ging schließlich mit der überraschenden, aber nicht mal unverdienten Homburger Führung in die Halbzeit. Beim Pausenpfiff wurden die Gastgeber mit großem Beifall in die Kabine verabschiedet.

Darmstadt erscheint früh aus der Pause

Zur zweiten Halbzeit kamen die favorisierten Gäste deutlich früher auf das Spielfeld zurück. Die Ansprache von Darmstadts Trainer Lieberknecht war wohl kurz und bündig. Außerdem tauschte der Coach doppelt: Für Zimmermann und Braydon Manu kamen Filip Stojilkovic und Fabian Schnellhardt. Darmstadt machte nach Wiederbeginn direkt mächtig Dampf. Der eingewechselte Stojilkovic setzte nach 25 Sekunden über links zum Solo an, sein Versuch links im Strafraum rauschte abgefälscht rechts am Homburger Tor vorbei (46.). Nach der folgenden Ecke kam der Ball von links nochmal in die Mitte. Am zweiten Pfosten köpfte Klarer Richtung Winkel, doch Kretzschmar wehrte ab zur nächsten Ecke, nach der Nürnberger am kurzen Pfosten nur knapp am Kasten vorbeiköpfte (47.). Die Hessen machten jetzt enormen Druck – aber das Tor gelang erneut dem Außenseiter. Nach Hollands gelbwürdigem Foul an Hoffmann brachte Mendler den Ball von der rechten Seite mit links und Zug zum Tor. In der Mitte verschätzte sich Darmstadts Torwart Schuhen eklatant, der aufgerückte Verteidiger Heilig kam mit seinem langen Bein an den Ball und bugsierte die Kugel zum völlig überraschenden 2:0 ins leere Gästetor (49.).

Mit dem 2:0 nahm die mögliche Sensation natürlich immer mehr Kontur an. Darmstadt kam gegen angestachelte Homburger in den Folgeminuten offensiv kaum gelungen zur Geltung. Die FCH-Defensive stand weiter sattelfest – und gegenüber fehlte nicht viel und es hätte nach einer fast identischen Freistoßsituation wie beim 2:0 fast erneut im Darmstädter Kasten geklingelt. Nach einer Stunde erhoben sich die Homburger Fans kollektiv und applaudierten ihrem Team. Nach einer famosen Rettungstat von Dombrowka im eigenen Strafraum (62.) gegen Stojilkovic wechselte auch Schwarz doppelt, brachte Phil Harres und Angelos Stavridis für Hummel und Torschütze Mendler (63.).

Favoritenduell in der Liga am Wochenende

In den Folgeminuten fand der Favorit weiterhin keine geeigneten Lösungen, um die Defensive der Grün-Weißen wirklich in Gefahr zu bringen. Viel Ballbesitz, aber kein wirklicher Zug zum Tor: So lief das Spiel in dieser Phase Mitte der zweiten Halbzeit. Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte Lieberknecht erneut doppelt: Matej Maglica und Oscar Vilhelmsson kamen für Klarer und Mathias Honsak (75.). Auch Homburg reagierte: Dominic Schmidt ersetzte den mit großem Beifall bedachten Philipp Hoffmann (77.). Darmstadt lief weiter die Zeit davon – und Frust machte sich breit: Clemens Riedel holte sich nach rüdem Einsteigen gegen Harres zurecht Gelb ab (79.). Und kurz darauf war die Sensation dann eigentlich amtlich: Nach einem Homburger Konter bediente der eingewechselte Schmidt den in stark abseitsverdächtiger Position durchstartenden Harres, der Schuhen unter die Latte zum 3:0 überwand (82.).

„Oh, wie ist das schön“, sangen die FCH-Fans. Die letzten Minuten der Partie trudelten unter der begeisternden Stimmung im Waldstadion aus. Vom Favoriten kam nichts mehr – bis Kretzschmar den eingewechselten Vilhelmsson im Strafraum mit den Fäusten erwischte. Es gab Elfmeter – doch Kretzschmar bügelte seinen Fauxpas aus und parierte den Versuch von Stojilkovic bärenstark (89.). Nach einem letzten Versuch von Schnellhardt, der rechts am Tor vorbeirauschte, pfiff Schiedsrichter Daniel Schlager die Partie ab – der Rest ging im ohrenbetäubenden Jubel unter.

Nach diesem Höhepunkt im DFB-Pokal geht es für den FC Homburg in der Regionalliga mit einem weiteren Heimspiel weiter. Am kommenden Samstag empfangen die Grün-Weißen um 14 Uhr die TSG Hoffenheim II, die nach dem dritten Rang in der Vorsaison, einen Platz vor den viertplatzierten Homburgern, zu den Mitfavoriten auf eine vordere Position gezählt wird – genauso wie der FCH, es wartet also ein frühes Spitzenspiel.

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