Regionalliga Südwest Zwei Schwalben im Frühling

Homburg · Fußball-Regionalligist FC Homburg spielt 45 Minuten zu neunt gegen Hoffenheim II und hält ein 0:0-Unentschieden.

 Homburgs Mittelfeldmotor Fanol Perdedaj (links) bekommt von Schiedsrichter Christoffer Reimund für seine Schwalbe im Strafraum die Gelb-Rote Karte – es war die zweite für den FCH innerhalb von 20 Minuten.

Homburgs Mittelfeldmotor Fanol Perdedaj (links) bekommt von Schiedsrichter Christoffer Reimund für seine Schwalbe im Strafraum die Gelb-Rote Karte – es war die zweite für den FCH innerhalb von 20 Minuten.

Foto: Thomas Wieck

„Für uns war das Spiel ein Finale“, sagte Timo Wenzel, Trainer des Fußball-Regionalligisten FC Homburg, nach dem torlosen Unentschieden am Samstag im Nachholspiel gegen die TSG Hoffenheim II. Ein Finale, weil der FCH sich noch Chancen darauf macht, den enteilten Tabellenführer SSV Ulm einzuholen und um den Aufstieg mitzuspielen. Doch nach 30 Minuten war klar, dass die Homburger kaum einen Dreier einfahren werden. Nico Theisinger, der kurz vor dem Anpfiff für Joel Gerezgiher in die Startformation gerutscht war, ging 20 Meter vor dem Hoffenheimer Tor nach einem Zweikampf zu Boden (27.). Für die Zuschauer im Stadion eine klare Sache: Freistoß für die Hausherren. Die Fernsehbilder geben aber Schiedsrichter Christoffer Reimund recht. Der hatte die Schwalbe des Homburgers erkannt und schickte den bereits verwarnten Theisinger vom Platz.

Die Stimmung war ab diesem Moment vergiftet. „Der Schiedsrichter hätte vielleicht in der Situation etwas mehr Fingerspitzengefühl haben können“, sagte Wenzel, kritisierte aber ansonsten die kleinliche und oft einseitige Regelauslegung des Unparteiischen nicht, der alleine bis zur Pause zehn Gelbe und noch eine weitere Gelb-Rote Karte zog. Denn Fanol Perdedaj, ebenfalls wegen gefährlichen Spiels bereits gelb-belastet, ließ sich im Hoffenheimer Strafraum plump fallen. Die Schwalbe war offensichtlich und ein Bärendienst für seine Mannschaft. „Das war nicht so schlau, das weiß Fanol selbst am Besten“, ordnete Mendler ein und lobte das, was seine Kollegen und er danach abgeliefert hatten: „Es war einer für den anderen da, wir haben toll zusammengehalten.“

So wurde aus dem Finale vor 1135 Zuschauern ein „spezielles Fußballspiel“, wie TSG-Trainer Vincent Wagner treffend formulierte. Die Hoffenheimer, die im ersten Durchgang durch den bulligen Mittelstürmer Abdul Moursalem Fesenmeyer die beste Chance zur Führung hatten, suchten spielerische Lösungen, fanden aber keine, denn Homburg „parkte den Bus“ vor dem eigenen Strafraum. Ein Freistoß von Muhamed Mehmet Damar und eine Versuch von Bambasé Conté waren alles, was wirklich gefährlich auf Salfelds Kasten kam.

Kaum auszudenken, wenn Fabian Eisele zehn Minuten nach Wiederanpfiff mit seinem Schuss aus fast 40 Metern aus der Drehung getroffen hätte. Der Ball ging über den weit vor seinem Tor stehenden Schlussmann Nahuel Noll hinweg, hüpfte aber knapp vorbei. „So wie wir gearbeitet und geackert haben, wäre der sogar verdient gewesen“, sagte FCH-Abwehrspieler Tim Stegerer.

Bezeichnend für die Partie war im zweiten Durchgang eine Szene aus der Nachspielzeit: Homburgs Innenverteidiger José Matuwila Ndonga blockte einen Schuss von Minig Kang, sprang auf und feierte sich, als ob ihm der Siegtreffer gelungen wäre – und das ganze Stadion feierte mit. „Es wurde dann jede Aktion bejubelt, selbst von der Tribüne. Es war genau das, was die Jungs gebraucht haben“, sagte Wenzel: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wenn wir diese Leidenschaft und Leistung künftig mit elf Mann aufs Feld bringen, wird es für jeden Gegner ganz schwer, uns zu schlagen.“

Und eine Serie müsste her, denn in der Tabelle liegt der FCH nun auf Rang drei, acht Punkte hinter Spitzenreiter SSV Ulm. Bei nur noch 14 ausstehenden Spielen nicht unbedingt realistisch. Während sportlich also noch eine Menge Arbeit wartet, haben die Vereinsverantwortlichen ihre Hausaufgaben in Sachen Lizenzierung für die 3. Fußball-Liga gemacht. „Wir haben alle notwendigen Unterlagen zur technischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eingereicht – und das früh wie selten zuvor“, sagte Homburgs Geschäftsführer Rafael Kowollik: „Die einzige Sache, die Probleme machen kann, ist das Stadion.“ Eine zeitgemäße Ertüchtigung des Waldstadions ist derzeit allerdings ein Politikum.

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