Fußball-Bundesliga Der FC Bayern ruft den Notstand aus

München · Rekordmeister will nach der 3:3-Blamage gegen Düsseldorf alles hinterfragen. Trainer Niko Kovac wackelt bedenklich.

 Die Bayern-Stars Leon Goretzka, Javi Martinez, Joshua Kimmich und Mats Hummels (von links) schleichen nach dem blamablen Auftritt gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf vom Feld.

Die Bayern-Stars Leon Goretzka, Javi Martinez, Joshua Kimmich und Mats Hummels (von links) schleichen nach dem blamablen Auftritt gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf vom Feld.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Ein „geschockter“ Uli Hoeneß dachte, „die Welt geht unter“. Doch Konsequenzen für den schon seit Wochen in der Kritik stehenden Trainer Niko Kovac hatte auch das blamable 3:3 (2:1) des FC Bayern zuhause gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf nicht – noch nicht. Erstmals verweigerte der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters dem 47-Jährigen, den er zuletzt noch „bis aufs Blut“ verteidigen wollte, die Rückendeckung.

Kovac werde zwar am morgigen Dienstag (21 Uhr/Sky) im Champions-League-Spiel der angeschlagenen Münchner gegen Benfica Lissabon „unser Trainer sein“, sagte Hoeneß nach einer ersten kurzen Krisensitzung mit Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Was aber danach kommt, könne er „nicht sagen“. „Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen, warum wir so spielen, wie wir spielen. Wir können nicht sagen: Das wird schon werden. Wir müssen die nächsten Tage, vielleicht auch Wochen dazu verwenden, um die richtige Lösung zu finden. Wir müssen zu einem Ergebnis kommen“, sagte Hoeneß mit finsterer Miene – und es klang gefährlich für Kovac.

Der hatte im Sommer als gefeierter Frankfurter Pokalsieger-Trainer die schwere Nachfolge von Jupp Heynckes angetreten, mit den Bayern auch einen perfekten Start hingelegt. Nun stecken die Münchner aber seit Wochen in einer Krise. Mia san mia? Weg! Dafür neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Dortmund, schon 17 Gegentore und der für den FC Bayern schwer zu ertragende fünfte Tabellenplatz.

Deshalb, sagte Hoeneß, sei es „schwer“, die Ruhe zu bewahren, „denn was heute passiert ist, ist absolut nicht akzeptabel“. Die Mannschaft sei verunsichert. Es würden „dilettantische und hanebüchene Fehler“ passieren. „Man muss sich die Frage stellen, warum bei uns fast jeder Angriff ein Gegentor bedeutet. Das erste Tor – so was habe ich nur in Slapstick-Filmen gesehen. So geht das nicht“, schimpfte er über seine indisponierten Stars.

Über einen möglichen Kovac-Nachfolger wird in München schon spekuliert. Die Namen von Zinédine Zidane, Arsène Wenger und Ralph Hasenhüttl fielen bereits. Die hätten sich am Samstag verwundert die Augen gerieben, hätten sie diese teils stümperhaft agierenden Bayern gesehen. Der Rekordmeister führte durch Niklas Süle (17. Minute) und Thomas Müller (20. und 58.) zwei Mal scheinbar beruhigend mit zwei Toren, doch der pfeilschnelle Dodi Lukebakio zeigte mit drei Treffern (44./77./90.+3) alle Probleme der Münchner auf.

„Das ist unverzeihlich und schmerzhaft“, sagte Manuel Neuer. Die Spieler seien „selbst gerade ein bisschen schockiert“, meinte Müller. Ein konsternierter Kovac fragte in der Pressekonferenz rhetorisch, ob es „eine Steigerung von sauer“ gebe. Er sei auf jeden Fall „richtig, richtig sauer“, betonte er und unternahm den Versuch, sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Solche Gegentore nach derart schweren individuellen Fehlern könne „kein Trainer der Welt verhindern“. Für Altstar Arjen Robben gibt es deshalb nur eins: nicht reden, sondern Stärke zeigen: „Da kommen wir nur gemeinsam raus.“ Ob mit Niko Kovac, ist seit Samstag fraglicher denn je.

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