Fanradio bleibt bei Heimspielen stumm

Saarbrücken. "Toooor! Tooooor! Johannes Wurtz macht das 2:1 für den 1. FC Saarbrücken!" So ähnlich hätte es sich angehört, wenn Rick und Sven, die auch im FCS-Fanradio nur ihre Vornamen benutzen, am Freitag den 2:1-Sieg (1:1) des Fußball-Drittligisten gegen Carl Zeiss Jena kommentiert hätten. Doch die Moderatoren des Fanradios waren zum Nichtstun verurteilt

 Sven (links) und Rick berichten derzeit im FCS-Fanradio nur von Auswärtsspielen. Foto: Schlichter

Sven (links) und Rick berichten derzeit im FCS-Fanradio nur von Auswärtsspielen. Foto: Schlichter

Saarbrücken. "Toooor! Tooooor! Johannes Wurtz macht das 2:1 für den 1. FC Saarbrücken!" So ähnlich hätte es sich angehört, wenn Rick und Sven, die auch im FCS-Fanradio nur ihre Vornamen benutzen, am Freitag den 2:1-Sieg (1:1) des Fußball-Drittligisten gegen Carl Zeiss Jena kommentiert hätten. Doch die Moderatoren des Fanradios waren zum Nichtstun verurteilt. Das Präsidium des Clubs hat beschlossen, dass derzeit nur Auswärtsspiele im Internetradio übertragen werden. "Das Fanradio muss auf eine Basis gestellt werden, auf der wir nicht ständig finanziell zuschießen müssen", erklärt Präsident Paul Borgard: "Wir stehen in Gesprächen auch mit der Landesmedienanstalt."Vor viereinhalb Jahren hatte der damalige FCS-Präsident Horst Hinschberger das Fanradio auf den Weg gebracht - zu dem Zeitpunkt mit dem Internet-Radio-Anbieter "rmn"-Radio als Partner. "Das Fan-Radio ist eine Erfolgsgeschichte. Wir hatten zwischen 2000 und 4000 Einschaltungen pro Spiel", erklärt "rmn"-Sprecher Frank Brach: "Der Verein hat den Vertrag mit uns gekündigt, weil er Internetauftritt und Radio technisch in einer Hand haben wollte." Der FCS spricht von etwa 750 Hörern, die jüngst die Übertragung vom 1:1 bei RW Oberhausen verfolgt hätten und von 1450 registrierten Nutzern.

"Ich habe schon vor zwei Wochen von den Plänen gehört", sagt Chef-Kommentator Rick, "natürlich haben wir uns im Sinne der Fans kurzfristig eine andere Entscheidung erhofft, müssen diese aber jetzt so akzeptieren". Am Donnerstag hatte der FCS mit der Aussetzung der Übertragung der Heimspiele eine Welle von Protesten ausgelöst. Auf der Fanseite www.ludwigspark.de stimmten mehr als 70 Prozent für den Erhalt des Fanradios in seiner kompletten Form. Viele Anhänger haben sich telefonisch und per E-Mail an die Fanbetreuung und den Fanausschuss des Vereins gewandt. Der Tenor ist eindeutig: Gerade FCS-Fans außerhalb des Saarlandes, die nicht zu den Heimspielen anreisen können, schätzen den Radio-Service bei den Heimspielen.

Wie viel dieser kostet? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Rechte-Inhaber erhebt keine Gebühr für Fanradios, wenn sich die Betreiber an Regeln halten, beispielsweise Werbefreiheit. Die Aufwandsentschädigung für Moderatoren beträgt nach SZ-Informationen etwa 60 Euro pro Heimspiel, 120 Euro auswärts, dazu kommen Fahrt- und Übernachtungskosten. Über den Preis für Technik, Software, Service und Internetgebühr schweigt der Verein. Branchenkennern zufolge dürfte sich die monatliche Belastung auf weniger als 500 Euro belaufen. Insgesamt investiert der FCS also schätzungsweise rund 15 000 Euro pro Saison in einen Service, "der nicht zum Kerngeschäft eines Fußball-Vereins zählt", wie Borgard sagt: "Wir arbeiten aber an einer Lösung, die den Verein entlastet und die Qualität verbessert." Er verspricht eine Beantwortung der offenen Fragen innerhalb der nächsten 14 Tage.

saarbruecker-zeitung.de/fcs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort