„Fangen direkt mit einem Finale an“

Salvador da Bahia · Manuel Neuer ist fit, in der Viererkette der Abwehr stehen vier gelernte Innenverteidiger, und Bastian Schweinsteiger sitzt wohl auf der Bank – das sind die Vorzeichen für das Spiel der Deutschen gegen Portugal.

Eine Woche konnten Philipp Lahm und Co. bei der Vorbereitung in der Wohlfühl-Oase Campo Bahia die brasilianische Ursprünglichkeit genießen. Am heutigen Montag (18 Uhr/ARD ) muss der dreimalige Fußball-Weltmeister gegen starke Portugiesen nun in der hektischen Millionen-Metropole Salvador vor den Augen der Welt die Wettbewerbsfähigkeit nachweisen.

"Wir fangen direkt mit einem Finale an", beschrieb der rechtzeitig genesene Manuel Neuer die Aufgabe gegen Cristiano Ronaldo und Co. in der Arena Fonte Nova. Die Nummer eins bestätigte nach seiner Schulterverletzung seine WM-Fitness ohne Einschränkungen: "Mit geht es gut, ich bin fit. Ich kann alles machen, habe allen Belastungen standgehalten. Ich fühle mich gut", sagte der 28 Jahre alte Neuer gestern.

Mit einem Sieg will Schwarz-Rot-Gold eine Stimmungsrakete zünden, die sowohl in der 9000 Kilometer entfernten Heimat als auch im WM-Land für Aufsehen sorgen soll. "Damit die anderen Nationen auf uns gucken und sagen: Wow, die Deutschen sind da", sagte Lukas Podolski vor seinem 115. Länderspiel. "Nach dem Spiel ist man schlauer, und wir wissen, wo wir stehen", ergänzte Neuer.

Das DFB-Team tritt bereits zu seinem 100. WM-Spiel an - Weltrekord. Nicht einmal der fünfmalige Champion Basilien, für den das 3:1 gegen Kroatien der 98. WM-Auftritt war, kann mehr bieten. Beim Abschlusstraining konnten die 23 Spieler schon einmal die brennende Mittagssonne im Stadion fühlen. "Wir sind auf die Bedingungen gut eingestellt", beruhigte Bundestrainer Joachim Löw : "Ich denke, dass wir gut vorbereitet ins Turnier gehen. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir eine Mannschaft mit großer Qualität sind. Wenn wir in der Lage sind, unser Potenzial im gesamten Turnierverlauf abzurufen, sind wir eine Mannschaft, die schwer zu schlagen ist", verkündete 54-Jährige Löw vor seinem vierten Turnier als Bundestrainer optimistisch.

Mit Boateng, Mertesacker, Hummels und Höwedes in der Abwehrkette wird Löw gleich vier Innenverteidiger aufbieten, die Außenbahnen sind somit vorrangig defensiv besetzt. Davor sollen Lahm, Sami Khedira und Toni Kroos für Organisation im Mittelfeld sorgen. Offensiv hat der Bundestrainer Thomas Müller , Mesut Özil und entweder André Schürrle oder Lukas Podolski als Startkräfte vorgesehen, womit Löws vorsichtiges Spielkonzept weiter verdeutlicht wird.

Die bisherigen Spiele der 20. WM demonstrieren vor allem: Die Konkurrenz zeigt Tempofußball vom Feinsten. Die DFB-Kicker sind sicher, da nicht nur mithalten, sondern das Turnier sogar prägen zu können. "Wir sind alle top austrainiert, dass wir mit voller Kraft auf dem Platz auftreten können", sagte WM-Neuling Benedikt Höwedes. Der Nachholbedarf von Khedira sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss oder auch die Fitnessprobleme von Miroslav Klose sowie die Pausen von Neuer, Schweinsteiger und Lahm wurden zuletzt von der sportlichen Leitung gar nicht mehr thematisiert. Dafür sorgte ein Krankenhausbesuch von Bastian Schweinsteiger kurzfristig für Aufregung. "Die Fifa hat verlangt, dass er aus versicherungstechnischen Gründen diese Untersuchung macht. Er hat keinerlei Probleme mehr", erläuterte der Bundestrainer die Aktion. Die Fifa muss bei Verletzungen im Turnier Schadenersatz an die Vereine zahlen.

Heute wird viel darauf ankommen, wie Boateng und seine Mitspieler Portugals Star Ronaldo ausschalten kann. Dennoch sei es kein Spiel "Deutschland gegen Ronaldo, sondern Deutschland gegen Portugal", sagte Höwedes.

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