Fanforscher Pilz: „Zeit, die Selbstreinigung ernst zu nehmen“
Frankfurt · Der renommierte Fanforscher Gunter Pilz nimmt nach den jüngsten Anfeindungen gegen den Fußball-Zweitligisten RB Leipzig vor allem die friedlichen Fans in die Pflicht. "Es ist an der Zeit, die Selbstreinigung ernst zu nehmen und zu signalisieren, dass auch die Fans selbst nicht bereit sind, solche Taten von durchgeknallten Einzeltätern mitzutragen", sagte Pilz.
Die Forderung nach härteren Strafen sei hingegen "immer reflexartig und populistisch", erklärte der Fanforscher: "Ich glaube nicht, dass wir härtere Strafen brauchen, sondern dass die, die wir bereits haben, konsequent und vor allem zeitnah angewendet werden müssen." Wichtig sei, "dass die Besonnenen wach werden und dazu beitragen, die versprengte Minderheit aus der Anonymität herauszuholen". Dann sei die Ablehnung von Kollektivstrafen auch gerechtfertigt.
Vor und nach dem Leipziger Spiel beim Karlsruher SC am Montag (0:0) war zu es Zwischenfällen gekommen. Unter anderem belagerten Randalierer das RB-Mannschaftshotel, behinderten die Abfahrt des Mannschaftsbusses vom Stadion und bewarfen die Limousine von Sportdirektor Ralf Rangnick mit Farbbeuteln. "Momentan überschreiten die Chaoten klare Grenzen. So etwas habe ich noch nicht erlebt, das war der blanke Hass", sagte Rangnick. "Wenn die Berichte stimmen, denke ich, dass in der Tat eine Dimension erreicht ist, wo eine Grenze überschritten wird", meinte auch Pilz: "Deshalb ist es gut, wenn man die Rote Karte zeigt." Es handle sich aber auch "mehr um Bedrohungsszenarien als um körperliche Gewalt".