Fußball in Luxemburg F91 Düdelingen lebt seinen Traum

Düdelingen · Luxemburgs Meister mit Trainer Dino Toppmöller will sich für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren. 

Der luxemburgische Fußball-Erstligist F91 Düdelingen kann den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte auf europäischer Ebene schaffen – den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Dafür muss die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller heute (20 Uhr, Stade Josy Barthel) im Hinspiel der Playoffs, der letzten Runde vor der Gruppenphase, gegen den rumänischen Meister CFR Cluj noch eine Hürde meistern.

Auch wenn Cluj keine Übermannschaft ist, gilt Düdelingen als klarer Außenseiter. Nachdem die Luxemburger den polnischen Meister Legia Warschau vor einer Woche im Stade Josy Barthel in Luxemburg mit einem 2:2 (Hinspiel 2:1) aus dem Europacup warfen, möchte F91 nun durchstarten. Erst zum zweiten Mal zog der mehrfache Meister in die Playoffs zur Europa League ein – ein Riesenerfolg für einen Verein aus dem Großherzogtum. „Wir wollen diesen Schritt auch noch gehen, aber jeder muss sich bewusst sein, dass das nicht einfach so im Vorbeigehen funktionieren wird“, sagte Toppmöller dem Tageblatt.

Die luxemburgischen Medien überschlagen sich seither, die Bevölkerung ist eher verhalten. Gegen Cluj werden rund 3000 Zuschauer erwartet, 8000 passen in das Stadion. Das Rückspiel gegen Warschau sahen live sogar nur 2000 Zuschauer, da die Partie von der Uefa als Risikospiel eingestuft wurde. Die Gäste wollten 1000 Karten, bekamen aber keine. Die angereisten Polen wurden nicht ins Stadion gelassen. Randale gab es trotzdem nicht.

2012 stand der Verein schon einmal kurz vor der Gruppenphase, als er in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation die Sensation gegen Red Bull Salzburg (1:0, 3:4) schaffte. Im Rückspiel schoss Thierry Steimetz, der danach drei Jahre lang das Trikot des Regionalligisten FC Homburg trug, zwei der drei Tore. In Runde drei schieden die Luxemburger dann gegen NK Maribor aus Slowenien aus und scheiterten anschließend eine Etage tiefer in den Playoffs zur Europa League an Hapoel Tel Aviv/Israel.

Doch woran liegt es, dass der luxemburgische Fußball öfter Erfolge feiert als in der Vergangenheit? Das Niveau der ersten luxemburgischen Liga (BGL Ligue) ist vergleichbar mit der Saarland- und Oberliga hierzulande. Die ersten vier Mannschaften haben allerdings durchaus Regionalliga-Niveau. Wie so oft hat das finanzielle Hintergründe – vor allem in Düdelingen. Mit Unternehmer Flavio Becca, der mit F91 vor allem Erfolge auf europäischer Ebene anstrebt, hat der Verein einen großen Sponsor an seiner Seite. Aktuell ist zwischen Becca und der Gemeinde ein Streit um den Bau eines neuen Stadions in Düdelingen entfacht. In der Europa-League-Qualifikation muss F91 ins Nationalstadion Josy Barthel ausweichen, weil das eigene marode Stade Jos Nosbaum nicht die nötigen Richtlinien erfüllt.

Nicht zuletzt verdankt F91 seinen Erfolg auch Trainer Toppmöller. Der gebürtige Saarländer und Ex-Profi (unter anderem beim 1. FC Saarbrücken) trifft den Ton seiner Spieler, dazu kommt ein gut aufgestellter Kader. Dem gehören aktuell acht Spieler mit deutschem Pass an, darunter auch der Ex-Dortmunder Bundesliga-Profi Marc-André Kruska. Dinos Vater Klaus Toppmöller steht seinem Sohn bei vielen Spielen mit Rat und Tat zu Seite. Berührungspunkte mit Saarland und Luxemburg gibt es im sportlichen Bereich immer wieder. Regionalligist SV Elversberg hat aktuell mit Aldin Skenderovic einen luxemburgischen Nationalspieler in seinen Reihen. Maurice Deville, mittlerweile bei Waldhof Mannheim unter Vertrag, trug ebenfalls schon das Trikot von SVE und FCS. Mannschaftsarzt ist der Saarbrücker Orthopäde Frank Krämer.

Trotz dieser Entwicklung stößt der Verein immer wieder an Grenzen. Sollte es der Club in die Gruppenphase schaffen, würde es für den Liga-Alltag chaotisch werden. Ausweich-Spieltage sind rar gesät, die Vereine sind es nicht gewohnt, während der Woche zu spielen. Den Fans, Verantwortlichen und Spielern bei F91 ist das egal. Für sie geht es heute und im Rückspiel am kommenden Donnerstag in Rumänien nur um eines: die Erfüllung ihres Traums von der Europa League.

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