Ringen „Kosta“ Schneider hat in China viel gelernt

St. Ingbert · Der ehemalige Weltklasse-Ringer aus St. Ingbert war ein Jahr im Reich der Mitte, um seine Trainerkarriere voranzutreiben.

 Der ehemalige Weltklasse-Ringer Konstantin Schneider hat sein Trainer-Engagement in China beendet und ist wieder zurück im Saarland.

Der ehemalige Weltklasse-Ringer Konstantin Schneider hat sein Trainer-Engagement in China beendet und ist wieder zurück im Saarland.

Foto: Andreas Schlichter

Er ist wieder da, und er ist gesund. „Das Corona-Virus war in China schon ein Thema, als es in Europa noch niemand mitbekommen hat“, sagt Konstantin Schneider, der nach etwas mehr als einem Jahr als Trainer beim chinesischen Ringerverband vor Kurzem ins Saarland zurückgekehrt ist: „Es war eine großartige Erfahrung. Ich konnte den Chinesen sicher weiterhelfen, aber ich habe auch viel gelernt, was mir auf meinem weiteren Weg als Trainer helfen wird.“

Schneider lebte und arbeitete an der Sportschule in Guangzhou, einer Metropole von über 20 Millionen Menschen. „Allein der Verkehr ist atemberaubend. Die haben eine Metro, so was ist bei uns in Deutschland nicht vorstellbar. Sie investieren viel, auch in den Sport. Darum sind die Sportstätten alle in sehr gutem Zustand“, erzählt der St. Ingberter, für den vor allem eines gewöhnungsbedürftig war: „Das Essen. Es ist wirklich toll, und bei Chinesen wird absolut nichts weggeworfen. Alles wird irgendwie weiterverarbeitet. Aber ich war dann doch froh, als ich auch ein McDonald’s in der Stadt entdeckt hatte.“

Schneider, der bei der WM 2003 in Créteil/Frankreich Silber und der WM 2005 in Budapest Bronze gewann, arbeitete im chinesischen Trainerteam, hatte stets einen Dolmetscher zur Seite. „Die Sportler trainieren mindestens zwei Mal am Tag, dann über drei Stunden. Dazwischen ist Mittagessen und Mittagsschlaf. Es gibt keine Pausen nach Wettkämpfen oder bei Verletzungen“, erzählt der Greco-Experte vom Reich der Mitte: „Sie arbeiten viel im Kraftbereich. Aber was Technik, Taktik und auch Trainingssteuerung angeht, haben sie Aufholbedarf. Trainer und Sportler sind aber extrem wissbegierig und engagiert.“

Schneider arbeitete mit verschiedenen Gruppen im Männer-, Frauen- und Nachwuchsbereich – und das auch sehr erfolgreich. Seine Athletin Wang Xiaoqian belegte bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2019 den dritten Platz in der Klasse bis 65 Kilo Freistil. „Natürlich war das Interesse da, die Arbeit fortzusetzen“, sagt der Saarländer, der von seinem Arbeitgeber, den Saarland Spielbanken, in der Zwischenzeit freigestellt war. Aber die Entfernung zur Familie in St. Ingbert war zu groß. „Wir hatten meistens Kontakt übers Internet. Aber auch das ging nicht immer.“

Xiahua Sun, Leiter des Olympiastützpunktes vor Ort, war von der Arbeit Schneiders begeistert. Er strebt eine engere Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt in Saarbrücken an. Ein geplanter Besuch saarländischer Entscheidungsträger sei aber wegen der Krankheitsfälle erst mal abgesagt worden.

Schneider will indes seine Trainerkarriere nun in Deutschland fortsetzen, dazu noch die A-Lizenz erwerben. Ob er danach eventuell die Nachfolge des mittlerweile 70-jährigen Landestrainers Frank Hartmann antreten wird, ist offen. Ein Kandidat ist er allemal. „Ich habe mit dem Sportdirektor des Deutschen Ringerbundes, Jannis Zamanduridis, und mit dem Präsidenten des Saarländischen Verbandes, Bernd Wegner, schon gesprochen. Wir werden sehen, was die Zeit bringt“, sagt Schneider, der an diesem Montag seinen 45. Geburtstag feierte.

Dass sein langjähriger Weggefährte Adam Juretzko sich den Saarländer vor wenigen Wochen via SZ als Gegner für einen Abschiedskampf gewünscht hat, freut Schneider sehr. „Wir waren Konkurrenten, aber immer auch Freunde und haben zusammen manches Ding gedreht, von dem die Trainer nicht wussten. Es gab früher mal Vergleichskämpfe zwischen dem Saarland und Kuba. Vielleicht kann man das ja wiederbeleben und in diesem Rahmen einen solchen Kampf durchführen. Ich wäre bereit.“ Gesund genug dafür ist er in jedem Fall.

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