Ex-Profi Kiefer fordert harte Konsequenzen

Frankfurt · Bei Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens sind die Wunden nach dem Eklat von Frankfurt tief. Ex-Profi Nicolas Kiefer wäre nicht überrascht, wenn der 44-Jährige noch vor dem Viertelfinale Anfang April zurücktreten würde.

Nach dem Eklat von Frankfurt ist eine Welle der Empörung über das deutsche Davis-Cup-Team hereingebrochen. Ex-Profi Nicolas Kiefer schließt sogar einen Rücktritt von Teamchef Carsten Arriens nicht aus und fordert einen Neuanfang - ohne die Verweigerer vom Wochenende. "Ich wäre nicht überrascht, wenn Carsten zurücktreten würde", sagte Kiefer gestern: "Mein erster Gedanke am Sonntag war: Warum tut er sich das an?"

Der 36-jährige Kiefer, mittlerweile Tennisexperte bei Sat.1, würde nach der Absagenflut beim 4:1 gegen Spanien am Wochenende personelle Konsequenzen für das Viertelfinale in Frankreich (4. bis 6. April) begrüßen. "Konsequent wäre es, wenn Arriens in Frankreich auf die Verweigerer verzichtet und einen Neuaufbau startet", sagte der frühere Weltranglisten-Vierte.

Die deutsche Mannschaft hat durch den Erfolg gegen Spanien zwar erstmals seit 2011 das Viertelfinale erreicht, doch die Absage des dritten Einzels sorgte bei den 5000 Zuschauern für Unmut. Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer hatten sich wegen Verletzungen beziehungsweise Erschöpfung nicht in der Lage gesehen, zum bedeutungslosen Spiel gegen Feliciano Lopez anzutreten. Für Kiefer ein Unding: "Einzelunternehmer haben sich verweigert, für Deutschland zu spielen. Das ist auch für den Nachwuchs ein verheerendes Signal", sagte er. Alles, was aufgebaut worden sei, habe man "in einer Minute kaputt gemacht".

Besonders bei Arriens war sichtbar, dass der Eklat Wunden hinterlassen hat. Das smarte Lächeln war längst aus dem Gesicht des 44-Jährigen gewichen, als er das Unfassbare zu analysieren versuchte. "Es geht uns allen nah, was passiert ist. Es hat uns alle nachdenklich gemacht", sagte Arriens.

Als Überbringer der schlechten Nachricht bekam der gebürtige Frankfurter auf dem Court die geballte Wut der Zuschauer in der ausverkauften Arena ab. Eine schmerzhafte Erfahrung für einen, der Harmonie und Teamgeist groß schreibt.

In den kommenden Tagen wird Arriens auch Konsequenzen in Betracht ziehen. "Ich brauche jetzt ein bisschen Abstand und Zeit, darüber nachzudenken, um alles auf mich wirken zu lassen", kündigte der Teamchef an und fühlte sich trotz des sportlichen Sieges im "Zustand einer Niederlage".

Der ernüchterte Arriens wird sich eingestehen müssen, dass sein Einfluss als Kapitän begrenzter ist, als er es sich bei seinem Amtstritt vor einem Jahr erhofft hatte. Jedenfalls konnte er weder Kohlschreiber noch Haas dazu bewegen, zum dritten Einzel anzutreten. Kohlschreiber hatte über Erschöpfung und Probleme im Schulterbereich geklagt, die angeblich aufgrund der im Davis Cup verwendeten schwereren Bälle entstanden waren. Haas hatte ebenfalls seine bereits seit einigen Wochen lädierte Schulter als Grund seiner Absage angeführt. Beide sind übrigens in dieser Woche beim ATP-Turnier in Zagreb gemeldet.

Dabei hatte Arriens seine Auswahl in punkto Teamgeist eigentlich auf einem guten Weg gesehen. Der Schachzug, die einstigen Streithähne Haas und Kohlschreiber gemeinsam Doppel spielen zu lassen, ging voll auf. Einen Tag später interessierte das niemanden mehr.

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