Es wird eng für Blatter

Zürich · Seit Freitag ist klar: Im Korruptionsskandal bei der Fifa wird Präsident Joseph Blatter erstmals persönlich für die kriminellen Machenschaften in seinem Imperium juristisch zur Verantwortung gezogen.

Nach der schwärzesten Stunde der skandalerprobten Fifa steht nun endgültig auch Joseph S. Blatter im Visier der Staatsanwaltschaft. Die Schweizer Behörden eröffneten am Freitag "wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" und Veruntreuung ein Strafverfahren gegen den Fifa-Präsidenten. Dabei geht es auch um einen früheren Deal mit Uefa-Chef Michel Platini . Im Korruptionsskandal wird der 79-jährige Schweizer damit erstmals persönlich für die kriminellen Machenschaften in seinem Imperium juristisch zur Verantwortung gezogen. Eine Fortsetzung seiner Präsidentschaft bis zum geplanten Abtrittstermin 26. Februar 2016 erscheint undenkbar. Sollte Blatter wie zu erwarten suspendiert werden, steht die Fifa vor der Führungslosigkeit.

Es besteht der Verdacht, dass Blatter im September 2005 mit der Karibischen Fußball-Union (CFU) einen für die Fifa ungünstigen Vertrag abgeschlossen hat. Im September hatte das Schweizer Fernsehen SRF von einem Vertrag berichtet, der die Unterschriften Blatters und des damaligen Concacaf-Chefs Jack Warners trägt. Dabei geht es um die TV-Rechte für die WM-Endrunden 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien, welche für insgesamt 600 000 Dollar an die CFU veräußert wurden. Diese Summe lag offensichtlich weit unter dem Marktpreis. Blatter soll bei der Umsetzung des Vertrages "in Verletzung seiner Treuepflichten gegen die Interessen der Fifa" verstoßen haben.

Außerdem soll Schweizer im Februar 2011 eine "treuwidrige Zahlung" von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini geleistet haben. Dabei sei es um geleistete Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 gegangen. Platini hatte Blatter bei dessen Wiederwahl als Fifa-Chef im Mai 2002 unterstützt. Früher galt der Franzose als Blatter-Zögling und -Freund, ehe es zum Bruch kam. Die Folgen für Platini und seine Kandidatur für Blatters Nachfolge sind noch nicht abzusehen.

Blatter wurde am Freitag von Vertretern der Bundesanwaltschaft der Schweiz im Anschluss an die Sitzung der Fifa-Exekutive in Zürich als Beschuldigter einvernommen. Platini wurde gleichzeitig als Zeuge befragt. Platini ist seit 2007 Uefa-Präsident. Die Bundesanwaltschaft führte zudem mit Unterstützung der Bundeskriminalpolizei (BKP) eine Hausdurchsuchung bei der Fifa in Zürich durch. Dabei wurde auch das Büro von Blatter durchsucht und Datenmaterial sichergestellt. Die Fifa sicherte den Behörden in einer knappen Stellungnahme die volle Unterstützung zu. Zuvor hatte die Fifa eine geplante Pressekonferenz mit Blatter ohne Angabe von Gründen platzen lassen.

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