„Es war eine tolle Zeit“

Willingen · Nach 17 Jahren hat Martin Schmitt genug. Am Freitag verkündete der 36-Jährige, der das Skispringen in Deutschland salonfähig gemacht hat, seinen Rücktritt. Für die Zukunft hat der Ex-Weltmeister vorgesorgt.

Am Ende füllten sich die Augen von Martin Schmitt doch noch mit Tränen. "Es war eine tolle Zeit, für die ich mich besonders bei meinen Eltern bedanken möchte. Sie waren immer für mich da", sagte der Skisprung-Oldie, ehe ihm die Stimme versagte. Kurz zuvor hatte der viermalige Weltmeister verkündet, was längst kein Geheimnis mehr war: Nach 17 Jahren ist endgültig Schluss.

"Ich habe die Saison in Ruhe bewertet und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Karriere beende. Das fällt mir natürlich nicht leicht. Ich habe lange für diesen Sport gelebt, und ich lebe noch immer für ihn", sagte Schmitt am Freitag in Willingen. Auf dem Kopf trug der 36-Jährige die lilafarbene Milka-Mütze, die in all den Jahren zu seinem Markenzeichen geworden ist.

Als die Worte ausgesprochen waren, erhob sich der neben ihm sitzende Bundestrainer Werner Schuster und klatschte lange Beifall. "Ich kann nur Danke sagen. Du hast bis zum letzten Tag gekämpft, das hat mich unglaublich beeindruckt. Aber es hat nicht ganz gereicht", sagte Schuster. Am Wochenende wird sich Schmitt am Rande des Weltcups in Hessen von seinen noch immer zahlreichen Fans verabschieden.

"Ich hatte eine Karriere mit Höhen und Tiefen. Rückblickend bin ich stolz auf das, was ich erreicht habe", sagte Schmitt. Bei 292 Weltcup-Starts feierte er 28 Siege, 1998/1999 und 1999/2000 gewann er den Gesamtweltcup, vier Mal war er bei Olympischen Spielen dabei. 1999 wurde er sogar Deutschlands Sportler des Jahres. Mit Sven Hannawald führte er das deutsche Skispringen in ungeahnte Höhen.

Seinen letzten Sieg im Weltcup hatte Schmitt im März 2002 gefeiert und zuletzt den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Seine Auftritte bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen waren die einzigen Weltcups in diesem Winter - und die letzten seiner Karriere, wie schon damals viele ahnten. "Ich hatte in Garmisch einen schönen Abschluss, auch wenn das nach außen nicht der große Paukenschlag war", sagte Schmitt. Den Staffelstab haben ohnehin längst jüngere Athleten übernommen.

Für seinen neuen Lebensabschnitt hat Schmitt längst Vorkehrungen getroffen. In Köln studiert der Routinier seit einem Jahr an der Trainerakademie, im Oktober 2015 wird er seinen Abschluss machen - und vielleicht einen Job beim Deutschen Skiverband annehmen. "Einem Sportler seines Formats stehen die Türen offen. Wir werden gemeinsam seine Zukunft besprechen", sagte der neue DSV-Präsident Franz Steinle am Freitag.

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