„Es soll ein Finale sein“

Brisbane · Am anderen Ende der Welt beginnt an diesem Wochenende die neue Saison für die Tennisprofis. Besonders die deutschen Vorzeige-Damen Andrea Petkovic und Angelique Kerber haben große Ziele.

Andrea Petkovic genießt es in diesen Tagen, bei 30 Grad Celsius in der Sommersonne von Queensland zu trainieren. Doch der australische Wohlfühlfaktor ist mit Vorsicht zu genießen. Fast immer, wenn die Weltranglisten-13. in Down Under war, ging irgendwas mächtig schief: Kreuzband gerissen, Iliosakralgelenk gebrochen, Meniskus kaputt - eine böse Bilanz. "Deswegen ist mein erstes Ziel: Überleben, heil wieder zurückkommen und gute Erinnerungen mitbringen", sagt French-Open-Halbfinalistin Petkovic mit einer Portion Galgenhumor.

Ein gutes Omen gibt es schon mal: Für die 27-Jährige beginnt wie für Angelique Kerber (Kiel) und Sabine Lisicki (Berlin) die Spielzeit an diesem Sonntag mit dem Start des WTA-Turniers in Brisbane . An gleicher Stelle, im Queensland Tennis Centre, hatte "Petko" mit dem deutschen Fed-Cup-Team im April 2014 das Halbfinale gegen die Gastgeberinnen (3:1) gewonnen.

Nach ihrem bislang besten Jahr mit drei Turniersiegen (Charleston, Bad Gastein, Sofia) und dem Coup von Paris geht die eloquente Hessin voller Selbstvertrauen in die neue Saison. "Vergangenes Jahr um diese Zeit habe ich mir gewünscht, mal ein Grand-Slam-Halbfinale zu erreichen - und es hat geklappt", meinte Petkovic, "dann sage ich halt jetzt, es soll ein Finale sein, und hoffe, dass es genauso funktioniert."

Ihre eigene Krise hat die deutsche Nummer zwei bewältigt. Nach dem Erstrundenaus beim WTA-Turnier in Luxemburg im Oktober 2014 war Petkovic ("Ein bisschen Drama gehört einfach zu mir") in Tränen ausgebrochen. "Es hatte auch viel damit zu tun, dass ich nach all den Verletzungen nicht erwartet hatte, in den Monaten zuvor so gut zu spielen. Das hat Energie gekostet", erklärte die ehemalige Nummer neun der Welt, die in ihrer Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde.

Inzwischen hat Petkovic ihren Erfolgsweg gefunden. Sie ernährt sich vegan, schwört auf die giftgrünen Smoothies ihrer Physiotherapeutin Petra Winzenhöller und übertreibt es mit dem Training nicht mehr so wie einst. Die Vorbereitung absolvierte sie in der Schüttler/Waske-Tennis-University in Offenbach. Dabei genoss Petkovic die "normalen Alltagssachen": In den Supermarkt gehen, einkaufen, kochen: "Es sind diese Kleinigkeiten, die ich während der Saison vermisse." Mit Ex-Profi Alexander Waske feilte sie vor allen Dingen an ihrem Aufschlag und am Volley. "Andrea ist super drauf. Die neue Saison kann kommen", sagte Waske.

Angelique Kerber hat derweil ihre beiden Einzelniederlagen im Fed-Cup-Finale gegen Gastgeber Tschechien in Prag (1:3) gut verdaut. Mit Fitnesstrainer Mike Diehl bereitete sich die Nummer neun der Welt unter anderem in Dubai auf die neue Saison vor, in der sie erstmals seit Juli 2012 wieder ein Grand-Slam-Halbfinale erreichen will. "Ich denke, dass meine stärkste Zeit noch kommen wird", sagte die 26-Jährige, die seit drei Jahren unter den besten Zehn der Weltrangliste zu finden ist.

Bundestrainerin Barbara Rittner glaubt sogar an den ganz großen Coup der Linkshänderin: "Angie traue ich einen Wimbledonsieg zu. Weil sie sich so unglaublich gut in der Balance bewegt und ihr generell das Spiel auf Rasen entgegenkommt", meinte Rittner.

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