Frauenfußball Marozsan könnte die WM prägen

Bruz · Wird es ihr Turnier? Saarbrückerin Dzsenifer Marozsan spielt in der Form ihres Lebens und will DFB-Team zum Titel führen.

 Schuhe binden, und dann los: Dzsenifer Marozsan hat mit der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft bei der WM große Ziele.

Schuhe binden, und dann los: Dzsenifer Marozsan hat mit der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft bei der WM große Ziele.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die aus Saarbrücken stammende Dzsenifer Marozsan kann den WM-Anpfiff in ihrer Wahlheimat kaum erwarten. „Frankreich ist ein Stück weit mein Zuhause, es ist etwas ganz Besonderes und super schön, hier zu spielen“, sagt die Spielmacherin der deutschen Nationalmannschaft.

Seit drei Jahren spielt die begnadete Technikerin bei Olympique Lyon – und würde mit der DFB-Auswahl Anfang Juli nur zu gerne dorthin zurückkehren. Dann finden in Frankreichs Frauenfußball-Hauptstadt die Halbfinals und das Endspiel statt. „Es wäre überragend, vor heimischem Publikum zu spielen“, sagt die 27-Jährige, „aber wir wissen, das wird ein weiter Weg.“

Die Franzosen liegen Marozsan auch außerhalb von Lyon zu Füßen. Beim öffentlichen Training des zweimaligen Weltmeisters vor dem Auftakt gegen China am Samstag (15 Uhr/ARD) in Rennes riefen die anwesenden Schülerinnen und Schüler immer wieder nach „Maro“, kein Autogramm war begehrter als ihres. „Meine Bekanntheit ist hier enorm größer als in Deutschland. Das ist schön. Wenn die Kids im Trikot da sind, macht mich das stolz.“

Seit ihrem Wechsel vom 1. FFC Frankfurt zum derzeit erfolgreichsten Frauenverein der Welt 2016 häufte Marozsan als Regisseurin des internationalen Starensembles eine imposante Trophäensammlung an. Auch in dieser Spielzeit holte sie das Triple, zum dritten Mal in Serie wurde sie zur Spielerin des Jahres in Frankreich gekürt. Nach dem Champions-League-Titel in Budapest hat die Tochter des viermaligen ungarischen Nationalspielers Janos Marozsan ein paar Tage die Füße hochgelegt und entspannt, um Kraft zu tanken, bevor sie sich mit ihren DFB-Kolleginnen zur letzten WM-Vorbereitungsetappe in Grassau traf. „Es war eine lange und anstrengende Saison“, räumt sie ein. Aber Müdigkeit lässt sie nun nicht zu. Der Titelhunger der Regisseurin ist noch nicht gestillt, sie hat große Ziele: „Der WM-Titel fehlt noch, das wäre natürlich ein Traum.“ Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (51) weiß, dass ihre Nummer 10 den Unterschied machen kann: „Ich bete jeden Tag: Lieber Gott, lass diese gute Form noch ein paar Wochen anhalten.“

Wie schnell es mit dem Fußball vorbei sein kann, hat Marozsan, die beim 1. FC Saarbrücken groß wurde, im vergangenen Sommer erlebt. Eine Lungenembolie, ausgelöst durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille, setzte sie monatelang außer Gefecht. Umso bemerkenswerter, dass sie danach in absoluter Topform spielte und 14 Tore in 27 Pflichtspielen für Lyon erzielte.

Mit einem geschätzten Jahresgehalt von 160 000 Euro ist Marozsan die Topverdienerin im deutschen Team. Obwohl sie bisher noch nie zur Weltfußballerin gekürt wurde, ist sie wohl die derzeit beste Spielerin der Welt. Und fühlt sich im besten Alter, um etwas Großes zu vollbringen. In der DFB-Auswahl kommt ihr eine Schlüsselrolle zu. Die 90-malige Nationalspielerin ist das Hirn der Mannschaft, kann ihre Mitspieler optimal in Szene setzen und ist sehr torgefährlich. 33 Mal traf sie im DFB-Trikot, schießt Freistöße à la Ronaldo und tritt alle Ecken. Voss-Tecklenburg sagt: „Wenn sie verletzungsfrei bleibt, werden wir eine sehr gute Dzseni erleben.“ Nicht zuletzt deshalb wacht „MVT“ streng darüber, die Belastung bei Marozsan richtig zu steuern. Am Mittwoch gönnte sie ihr eine Trainingspause. „Wir müssen Dzseni ein wenig in Watte packen.“

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