Es deutet sich ein langer Abend an

Saarbrücken · Heute wählen die Mitglieder des 1. FC Saarbrücken einen neuen Aufsichtsrat. Nicht mehr zur Verfügung steht Horst Hinschberger. Der Ex-Präsident des FCS kündigt an, zu seinem Abschied Tacheles reden zu wollen.

 Horst Hinschberger (Mitte) sagt Tschüss. Er wird wie Leo Petry (r.) nicht mehr für den Aufsichtsrat des 1. FC Saarbrücken kandieren. Egon Schmitt (l.) will sich heute erneut zur Wahl stellen. Foto: Schlichter

Horst Hinschberger (Mitte) sagt Tschüss. Er wird wie Leo Petry (r.) nicht mehr für den Aufsichtsrat des 1. FC Saarbrücken kandieren. Egon Schmitt (l.) will sich heute erneut zur Wahl stellen. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Heute um 19 Uhr beginnt in der Saarbrücker Congresshalle die Mitgliederversammlung (MV) des 1. FC Saarbrücken . Bei der vergangenen war der Andrang so groß, dass die Stühle im Saal nicht ausreichten. "Damals waren es etwas mehr als 700 Mitglieder", hat sich David Fischer kundig gemacht. Der der neue Geschäftsführer des Fußball-Regionalligisten kündigt an: "Wir rechnen mit einem ähnlichen Interesse und werden dementsprechend bestuhlen."

Sitzfleisch wird gefragt sein. Es deutet sich ein langer Abend an. Neben den Rechenschaftsberichten von Präsidium, Aufsichtsrat und Abteilungen stehen Neuwahlen an. Um sieben Sitze im Aufsichtsrat (AR) bewerben sich eine Kandidatin und offenbar nur noch 16 Kandidaten. Das bisherige Aufsichtsrats-Mitglied Claude Burgard hat im Fernsehen seine Kandidatur zurückgezogen. Beim FCS lag gestern aber noch kein Rückzugsschreiben vor.

Einer der Kandidaten, die antreten, ist Dirk Klein. Der Präsident des Oberligisten FC Wiesbach will eine "Clearing-Stelle" einrichten, wenn er gewählt wird. Der 49-Jährige erklärt: "Sie soll zur Kommunikation mit den Fans im Bezug auf Stadionverbote, aber auch alle anderen Belange dienen." In der Kommission sollen Vertreter von Verein, Ordnungskräften, Polizei und zwei aus den Fanreihen bestimmte Fanvertreter sitzen. "Auch so profane Dinge wie Einlaufmusik sollen darin diskutiert und besprochen werden", erläutert Klein.

In einer Vorstellungsrunde haben die Kandidaten heute nur drei Minuten Zeit, um die Mitglieder von sich zu überzeugen. Das könnte ein Vorteil sein für bekannte FCS-Gesichter wie Egon Schmitt, Eugen Hach und Wolfgang Seel sowie für rhetorisch starke Kandidaten. Dass man sich mit einer verunglückten Rede aus dem Wettbewerb schießen kann, zeigte beim letzten Mal Jean-Olivier Boghossian, der sich in einer persönlichen Fehde mit FCS-Schatzmeister Dieter Weller verzettelte. Präsident Hartmut Ostermann erwartet diesmal aber ein "Treffen der FCS-Familie". Wobei ein Familienstreit heftig werden kann.

Ex-Präsident Paul Borgard ruft die Mitglieder schon einmal auf, sich ihrer Verantwortung für den FCS bewusst zu sein: "Bei der letzten MV habe ich mich für den Verein geschämt. Man schaut genau auf diesen Verein. Wir sind kein Skandal-Club. Wir sind der Verein im Lande, der die meisten Zuschauer mobilisiert. Wir haben alle die Verantwortung, uns seriös darzustellen."

Sich selbst darstellen wird noch einmal Borgards Amtsvorgänger Horst Hinschberger. Das AR-Mitglied wird wie der AR-Vorsitzende Franz Abel nicht mehr für ein Amt kandidieren. "Ich werde meine Meinung zum AR und dem Leben im Verein ausführen", kündigt Hinschberger an: "Ich werde auch eine generelle Wahlempfehlung ausgeben: Wer während dieser Periode das 70. Lebensjahr vollendet, sollte besser Platz für Jüngere machen."

Wenn Schmidt nicht trifft, kann der FCS nicht gewinnen


Saarbrücken geht mit zwei Niederlagen in Serie in die Winterpause. Nach dem 0:2 (0:1) am Samstag in Worms sagte Trainer Dirk Lottner, man brauche sich nicht mit dem Thema Aufstiegsrelegation zu beschäftigen.

Für den 1. FC Saarbrücken endet das Jahr, wie es begann - mit einer Niederlage bei Wormatia Worms. Das 1:2 vom Februar bedeutete das Ende der Amtszeit von Trainer Falko Götz und aller Träume, in den Kampf um die Relegationsplätze in der Fußball-Regionalliga einzugreifen. Und das 0:2 (0:1) vom Samstag? "Wir wollten bis zur Winterpause oben dabei bleiben", sagte FCS-Trainer Dirk Lottner: "Jetzt haben wir einen Riesenabstand und brauchen uns mit dem Thema nicht zu beschäftigen."

Jan-Lucas Dorow hatte Worms nach vier Minuten in Führung gebracht. Der Ex-Elversberger Ricki Pinheiro entschied mit dem 2:0 (78. Minute) die Partie. Dazwischen hatte der FCS die ein oder andere Gelegenheit - aber auch etliche Situationen in der Defensive zu überstehen. "Wir sind zu sehr abhängig von Patrick Schmidt", sagte Lottner zur Harmlosigkeit im Angriff: "Wenn er nicht trifft, können wir im Moment nicht gewinnen." Schmidt, der mit 16 Treffern die Torjägerliste der Liga anführt, hat in den vergangenen beiden Spielen nicht getroffen.

Insgesamt wirkten die Saarbrücker vom Kopf her müde. Einer der wenigen Lichtblicke war die Rückkehr von Marco Meyerhöfer, der in seinen 25 Minuten Spielzeit mehr Akzente setzen konnte als etliche Mitspieler über 90 Minuten. "Der Spielverlauf hätte nicht schlechter sein können", sagte er enttäuscht, "natürlich freut man sich, wieder zur Mannschaft zurückzukommen. Aber die Niederlage tut weh".

"Es wäre hirnrissig, alles jetzt in Frage zu stellen, weil wir zwei Mal verloren haben", erklärte Lottner mit Blick auf das vorangegangene 0:2 zuhause gegen den VfB Stuttgart II: "Wir wissen, dass wir noch viele Baustellen haben, um gut genug zu werden, dass wir über den Strich kommen. Daran werden wir arbeiten."

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