"Es braucht keiner Angst zu haben, dass ich noch mal auftauche"

Nürnberg. Selbst für ein Trainer-Urgestein wie Hans Meyer gibt es mehr als den Fußball-Platz. "Nachdem ich in Mönchengladbach aufgehört habe, habe ich ein Jahr lang eine Weltreise gemacht. Dabei bin ich auf den Gedanken gekommen, dass es noch viel, viel schönere Dinge gibt, als immer nur auf der Trainerbank zu hocken", gestand er vor wenigen Monaten

Nürnberg. Selbst für ein Trainer-Urgestein wie Hans Meyer gibt es mehr als den Fußball-Platz. "Nachdem ich in Mönchengladbach aufgehört habe, habe ich ein Jahr lang eine Weltreise gemacht. Dabei bin ich auf den Gedanken gekommen, dass es noch viel, viel schönere Dinge gibt, als immer nur auf der Trainerbank zu hocken", gestand er vor wenigen Monaten. Deshalb schließt Meyer, der an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag feiert, auch eine Rückkehr aus. "Es braucht keiner Angst zu haben, dass Meyer noch mal an der Front auftaucht", erklärte er.Eigen wie kaum ein anderer im Fußball-Geschäft ist Meyer, und auch bei seiner letzten Trainer-Station beschritt er 2009 ungewöhnliche Wege. Kaum hatte er Borussia Mönchengladbach vor dem lange drohenden Abstieg aus der Bundesliga gerettet, zog er sich zurück. Seine Begründung damals: "Mit einem fast 67-Jährigen kann man keine Mannschaft aufbauen." Nun sitzt Meyer im Präsidium des niederrheinischen Traditionsclubs.

Seine erste große Fußball-Liebe war der FC Carl Zeiss Jena. Abwehrmann Meyer wurde in der DDR mit Jena zweimal Meister, und hier feierte er auch seinen größten Trainer-Erfolg: 1980/81 räumten die Thüringer im Europapokal der Pokalsieger nacheinander den AS Rom, den FC Valencia und Benfica Lissabon aus dem Weg und zogen ins Finale ein. Dort gab es zwar ein 1:2 gegen Dinamo Tiflis, doch für Meyer ist der Siegeszug sein Meisterstück. "Wenn man mit einer Bezirksauswahl Jena dreimal Weltklasse schlägt und ins Europacup-Finale kommt, ist das noch ein Stückchen mehr wert als der DFB-Pokal."

Den gewann Meyer 2007 mit dem 1. FC Nürnberg - und schaffte damit das Kunststück, als erster Trainer aus dem Osten einen gesamtdeutschen Titel zu holen. "Ich bin ja auch Historiker, aber ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal Geschichte schreibe", kommentierte der Fußball-Lehrer, der schon mit Jena drei DDR-Pokalsiege einfuhr, gewohnt ironisch.

Nach dem Mauerfall war Meyer ("Bis 1990 habe ich nicht für Geld, sondern den Sozialismus gearbeitet") zunächst von der Bundesliga verschmäht worden. Erst 1999 konnte er mit seiner ersten Verpflichtung in Mönchengladbach auch im gesamtdeutschen Fußball Fuß fassen. Den Traditionsclub führte er zurück in die Bundesliga, 2004 rettete er Hertha BSC vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit. Im November 2005 übernahm er das Traineramt in Nürnberg. Er hielt die Franken im Oberhaus und holte den Pokal.

Noch immer ist er selten um einen flotten Satz verlegen, das Sprücheklopfer-Image ärgert Meyer aber. "Es kann von keinem vernünftigen Menschen jeden Tag was Gescheites kommen", sagt er. Aber manchmal: Die Deutsche Akademie für Fußballkultur schrieb ihm den Spruch des Jahres 2007 zu. "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche." dpa

Foto: Hecker/dapd

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