Fußball Erster Fingerzeig für die großen Spiele

Paris · Bayern München tritt heute Abend in der Champions League bei Paris St. Germain mit Superstar Neymar an.

 Es ist eher unwahrscheinlich, dass James Rodriguez und Thomas Müller (von links) heute gegen Paris gemeinsam von Beginn an spielen werden.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass James Rodriguez und Thomas Müller (von links) heute gegen Paris gemeinsam von Beginn an spielen werden.

Foto: dpa/Peter Kneffel

„Mia san Mia“ gegen „Was kostet die Welt“, Vernunft gegen Wahnsinn, Billiglösung Joshua Kimmich gegen 222-Millionen-Mann Neymar: Der Champions-League-Kracher zwischen Bayern München und dem neureichen Milliarden-Club Paris St. Germain wird zum „Aufeinandertreffen zweier Kulturen und Philosophien“, wie Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge es vor dem heutigen Prestigespiel (20.45 Uhr/ZDF und Sky) im Prinzenpark öffentlichkeitswirksam formulierte.

Er habe sich „seit langem nicht mehr so auf ein Champions-League-Spiel gefreut. Es kribbelt gewaltig“, sagte Rummenigge vor dem Abflug des deutschen Fußball-Rekordmeisters gestern Vormittag in die französische Hauptstadt. „Auf geht‘s Bayern! Allez, les Bavieres!“, schrieb er vor dem Duell mit den Superstars Neymar, Kylian Mbappé und Edison Cavani im Bayern-Magazin – als ob es schon um den begehrten Titel in der Königsklasse ginge. Dabei ist es „nur“ das zweite Gruppenspiel in dieser Saison – aber eines, auf das laut Rummenigge „die ganze Fußball-Welt schaut“. Das „Nonplusultra“, wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic betonte.

Die Bayern wollen ein Zeichen setzen – bei einer Niederlage droht allerdings nach dem Dämpfer in der Liga gegen den VfL Wolfsburg (2:2) erneute Unruhe. Der Druck auf Trainer Carlo Ancelotti, der 2013 mit PSG Meister geworden war, den Verein danach aber frustriert verließ, ist schon jetzt groß. „Das sind für uns alle wichtige Wochen“, betonte Rummenigge: „Wir hoffen auf einen schönen Herbst.“ Er sei überzeugt, dass die Bayern etwas mitnehmen: „Ich kenne unsere Mannschaft, die ist in solchen Spielen hochgradig motiviert und konzentriert.“

Allerdings: Für Weltmeister Mats Hummels ist es eines „der fünf schwersten Spiele in Europa und damit auf der Welt. Das wird eine ganz heiße Aufgabe.“ Salihamidzic sprach vom ersten „richtigen Test für uns. Wir wissen, was das für eine Weltklasse-Truppe ist, aber wir haben keine Angst.“ Natürlich aber „Respekt“, fügte er brav an.

Auf Kampfansagen in Richtung Neymar, der im Sommer für die Weltrekordsumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona kam, und seine Kollegen verzichteten die Bayern. Zu wenig konstant verlief die Saison. Der schlafmützige Auftritt gegen Wolfsburg schreckte nicht nur Ancelotti auf. Doch Hummels erwartet „ein ganz anderes Spiel. Und wenn wir ein super Spiel machen, ist alles wieder gut.“

Zuvor stehen im Münchner Luxus-Kader wieder einige unangenehme Entscheidungen bevor. Die Startelf wird erste Fingerzeige geben, wem Ancelotti in dieser Saison in den ganz großen Spielen vertraut. Weltmeister Thomas Müller droht im Zweikampf mit James Rodriguez wieder die Bank, auch Franck Ribéry sollte sich nicht zu sicher sein. In der Innenverteidigung könnte Jérôme Boateng in Paris zum prominenten „Opfer“ werden, sollten Hummels und Javi Martínez den Vorzug erhalten. Auch die Hoffenheimer Neuzugänge Sebastian Rudy und Niklas Süle würden gerne ran. Die nach Verletzungen wiedergenesenen David Alaba und Thiago drängen zudem ins Team, in dem 40-Millionen-Neuzugang Coretin Tolisso wohl das Nachsehen gegenüber Arturo Vidal haben wird.

Im Tor steht Sven Ulreich als Vertreter von Manuel Neuer vor einer großen Bewährungsprobe. Der schwere Patzer des 29-Jährigen gegen Wolfsburg wird laut Arjen Robben nicht nachwirken. „Sven ist klar im Kopf und mental stark genug“, sagte der Teamkollege.

Sorgen müssen sich dagegen bei Paris die deutschen Nationalspieler Kevin Trapp und Julian Draxler machen. Der Saarländer Trapp ist nur noch die Nummer zwei und kommt kaum mehr zu Spielpraxis. Das lässt seine Hoffnungen auf einen Platz im WM-Kader deutlich sinken. Und Draxler kommt derzeit und wohl auch in Zukunft an Neymar und dem von AS Monaco ausgeliehenen Mbappé, den sich Paris im kommenden Sommer 180 Millionen Euro kosten lässt, nicht vorbei.

Überhaupt dreht sich bei PSG alles um Überflieger Neymar, mit dem es auf der rechten Abwehrseite Bayerns Jungstar Kimmich zu tun bekommen wird. Der Brasilianer sei zwar der „beste Eins-gegen-Eins-Spieler, den es auf der Welt gibt“, sagte Nationalspieler Kimmich, der „nur“ acht Millionen Euro gekostet hatte, aber „für solche Spiele trainierst du jeden Tag“.

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