Handball Erste Titelchance auf der Abschiedstour

Hamburg · Trainer Alfred Gislason peilt mit dem THW Kiel an diesem Wochenende beim Final Four in Hamburg den Erfolg im DHB-Pokal an.

 Trainer Alfred Gislason will sich mit Titeln vom THW Kiel verabschieden. Die erste Chance hat er an diesem Wochenende.

Trainer Alfred Gislason will sich mit Titeln vom THW Kiel verabschieden. Die erste Chance hat er an diesem Wochenende.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Es ist eine seiner letzten Missionen im deutschen Handball. Trainer-Guru Alfred Gislason will sich am Saisonende nicht unbemerkt beim Rekordmeister THW Kiel vom Hof schleichen. Vielmehr denkt er an Konfettiregen und Sektduschen. Nicht für sich, wohl aber für sein Team. Die erste Gelegenheit dafür ergibt sich an diesem Wochenende, wenn zum 45. Mal der DHB-Pokal vergeben wird.

„Ich bin dankbar, dass ich das ein letztes Mal auf der Bank miterleben kann“, sagt Gislason, und es klingt neben Begeisterung auch Wehmut aus seinen Worten. Die Kieler gehen als Favorit in das Vierer-Turnier in der Hamburger Barclaycard-Arena. In den Halbfinals am Samstag erwarten die Schleswig-Holsteiner die Füchse Berlin (18.30 Uhr/Sky Sport News), die TSV Hannover-Burgdorf trifft zuvor auf den SC Magdeburg (15.50 Uhr/ARD und Sky). Das Finale folgt am Sonntagnachmittag (15.10 Uhr/ARD und Sky).

Dass er in dieser Saison ständig auf seinen bevorstehenden Abschied angesprochen wird, gefällt dem 59-jährigen Isländer nicht. Sein Abgang sei „völlig nebensächlich“, betont er mürrisch. Jetzt gehe es nur um den Pokal. Fünf Mal war er mit dem THW beim Endrundenturnier dabei, fünf Mal holte er den Cup. Die Chancen auf das halbe Dutzend stehen nach dem Gesetz der Serie nicht schlecht. Zwei weitere Titelchancen folgen: EHF-Cup-Endrunde und deutsche Meisterschaft.

Gislason ist ein Schwergewicht in der Gilde der internationalen Handballtrainer. Drei Mal gewann er die Champions League (2002 mit Magdeburg, 2010 und 2012 mit Kiel), sieben Mal die deutsche Meisterschaft, davon sechs Mal mit Kiel. Gislason atmet Handball, er durchlebt jede Aktion seiner Spieler, wiegt den Körper nach vorn, zur Seite, nach hinten, wenn seine Profis zum Wurf ansetzen, und wirbelt mit den Armen.

In den vergangenen drei Jahren musste er aber auch Kritik einstecken. Als der erfolgsverwöhnte THW nicht Meister wurde, in der Champions League auf der Strecke blieb und von neun möglichen Titeln nur den Pokalsieg 2017 holte, wurde gefragt: Ist Gislason noch der Richtige? Die Vereinsführung entschied: Der Club braucht ein neues Gesicht und neue Idee. Gislasons ehemaliger Musterschüler Filip Jicha übernimmt im Sommer den Posten des Cheftrainers, ist aktuell schon als Co-Trainer dabei.

Gislason lässt offen, wie es für ihn weitergeht. Nur eines ist sicher: In der Bundesliga will er kein Engagement mehr übernehmen. Aber als Nationalcoach einer Top-Mannschaft könnte er sich eine neue Aufgabe sehr wohl vorstellen. Nicht sofort. Aber nach einer Pause von einem halben oder gar einem Jahr bis nach Olympia, wenn einige (unzufriedene) Verbände den Umbruch ausrufen werden.

Während er wartet, will er sich nicht in die Heimat nach Island zurückziehen. Sein Lebensmittelpunkt liegt im dünn besiedelten Landstrich Fläming östlich von Magdeburg. In Wendgräben hat er einen alten Bauernhof ausgebaut, lebt dort mit einigen Mitgliedern seiner großen Familie und züchtet Rosen. Spötter meinen, Hase und Fuchs beim Gute-Nacht-Sagen schon beobachtet zu haben. Nicht mal das Handy-Netz soll funktionieren. Gislason gefällt gerade das. Er sucht die Ruhe, die Abgeschiedenheit, nachdem der Stress an der Seitenlinie kein Ende zu nehmen schien. Am Wochenende, so ist zu vermuten, lässt er wieder Nerven. „Ich werde mit meiner Mannschaft alles dafür geben, dass wir ein letztes Mal zusammen für den THW den Pokal holen“, sagt Gislason. Für ihn an der Seitenlinie gilt das besonders.

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