Erst gefeiert, dann überfordert

Hannover · Die Überraschung ist ausgeblieben. Im Davis-Cup-Duell mit Tschechien gelingt Philipp Kohlschreiber zwar der unerwartete Ausgleich. Doch im entscheidenden Einzel versagen Debütant Alexander Zverev die Nerven.

Der Debütant schmiss seinen Schläger, schüttelte den Kopf und schimpfte: Im entscheidenden Match um den Einzug ins Viertelfinale des Davis Cups konnte Deutschlands Tennis-Hoffnung Alexander Zverev in Hannover die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Seine deutliche Niederlage gegen Lukas Rosol besiegelte das 2:3 gegen Tschechien und den Gang in die Relegation um den Klassenverbleib in der Weltgruppe. "Das ist extrem bitter. Er hat geschossen wie ein Wahnsinniger. Ich habe alles versucht, wusste aber nicht, was ich machen sollte", bekannte Zverev enttäuscht. "Ich habe zwei Matches verloren. Ich weiß nicht, was an diesem Wochenende positiv sein soll."

Dabei hatte vieles für Zverevs erste Heldentat im Nationaltrikot gesprochen. Selbst Teamchef Michael Kohlmann prophezeite öffentlich einen Erfolg seines Jungstars. Philipp Kohlschreiber hatte zuvor den Weg geebnet, als er im Spitzeneinzel gegen Tomas Berdych beim Stand von 6:3, 7:5 von der Aufgabe seines am Oberschenkel verletzten Gegners profitierte. Doch Zverev versagten die Nerven. Der 18-Jährige verlor nach nur 98 Minuten Spielzeit gegen Lukas Rosol 2:6, 3:6, 1:6 und schlich vom Platz.

Kohlmann machte Zverev keinen Vorwurf: "Rosol hat das Match seines Lebens gespielt. Wenn er so spielt, ist es für jeden Spieler der Welt schwierig, dagegen zu halten." Das war allerdings nicht einmal die halbe Wahrheit: Zverev knüpfte zu keinem Zeitpunkt an die erstaunliche Leistung von Freitag an, als er den früheren Wimbledon-Finalisten Tomas Berdych an den Rand einer Niederlage gezwungen hatte. Aber der Teenager hatte gegen Berdych viel Kraft gelassen.

Am Samstag hatten Kohlschreiber und Philipp Petzschner das Doppel gegen Berdych und Radek Stepanek 6:7 (7:9), 5:7, 4:6 verloren. Kohlschreibers Abbruch-Sieg sorgte für neue Hoffnung. "Tomas war sicher nicht im Vollbesitz seiner Kräfte", sagte der 32-Jährige nach dem Spiel. Der Weltranglistensiebte Berdych hatte sich bereits beim Stand von 3:2 für Kohlschreiber im ersten Satz am rechten Oberschenkel behandeln lassen.

Gegen wen die deutsche Auswahl vom 16. bis 18. September antritt, entscheidet sich bei der Auslosung am 19. Juli. Tschechien bekommt es im Viertelfinale (15. bis 17. Juli) mit Frankreich zu tun. 2015 hatte Deutschland in der Relegation in der Dominikanischen Republik den Klassenverbleib geschafft.