Ernüchterung im Frauenfußball

Leipzig. Nach der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland sprudeln die Sponsorengelder für die Bundesliga nicht wie erhofft. Bestes Beispiel ist der einstige Europacupsieger FCR 2001 Duisburg, der eine drohende Insolvenz gerade noch abwenden konnte. Bis auf wenige Ausnahmen ist auch in anderen Vereinen "Schmalhans Küchenmeister"

 Alexandra Popp wechselte vom klammen FCR Duisburg zum VfL Wolfsburg. Foto: Gentsch/dpa

Alexandra Popp wechselte vom klammen FCR Duisburg zum VfL Wolfsburg. Foto: Gentsch/dpa

Leipzig. Nach der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland sprudeln die Sponsorengelder für die Bundesliga nicht wie erhofft. Bestes Beispiel ist der einstige Europacupsieger FCR 2001 Duisburg, der eine drohende Insolvenz gerade noch abwenden konnte. Bis auf wenige Ausnahmen ist auch in anderen Vereinen "Schmalhans Küchenmeister". Der Hamburger SV zog sein Team aus Geldmangel gleich ganz aus der Bundesliga zurück, der USV Jena steht vor einem Schuldenberg und sieht mit bangen Blicken auf eine Mitgliederversammlung am Montag. Dort soll das genaue Zahlenwerk präsentiert und über die Zukunft des Klubs entschieden werden. Und der 1. FC Lok Leipzig kann über den Abstieg letztendlich froh sein - eine zweite Saison im Oberhaus wäre wohl kaum zu stemmen gewesen. Ex-Sportdirektor Jürgen Brauße sagte: "Die WM hat uns keine müde Mark bei Sponsoren mehr gebracht. Der erhoffte Hype ist ausgeblieben."

Deutsche Stars zu teuer

Duisburgs Geschäftsführer Timo Skriptsky beschäftigte sich in seiner Arbeit für das Betriebswirtschaftsdiplom mit dem Zustand der Eliteliga nach der WM. "Eigentlich kann sich niemand mehr die teuren deutschen Stars leisten und greift daher verstärkt auf ausländische Spielerinnen zurück. Die leisten mehr und kosten weniger", resümiert er. Mit Blick auf den Abgang der Nationalspielerinnen Simone Laudehr, Alexandra Popp, Luisa Wensing und Annike Krahn fügt Skriptsky hinzu: "Wir machen diese Preistreiberei nicht mehr mit."

Dirk Broska, Finanzvorstand der Duisburger, sieht nur auf der Ausgabenseite eine Weiterentwicklung. Beispielsweise bei Gehaltsforderungen und Beiträgen zur Berufsgenossenschaft. "Steigende nennenswerte Einnahmen durch Sponsoring sind derzeit in Deutschland anscheinend nicht realisierbar", sagte Broska: "Die WM hat für die Bundesliga im Sponsoring keinen Beitrag geleistet." Mit einem Etat von rund einer Million Euro steht der FCR 2001 Duisburg aber sogar noch recht gut da. Andernorts muss zum Teil die Hälfte bis ein Drittel davon reichen. Die langjährige Managerin Birgit Bauer vom SC Freiburg hat festgestellt: "Es ist schwerer geworden, nach der WM Sponsoren zu gewinnen."

Skriptsky sieht die beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegenden TV-Rechte als einen Hemmschuh. Der frühere Präsident Theo Zwanziger hatte zwar bei Amtsantritt die Summe pro Verein und Jahr auf rund 180 000 Euro verdreifacht. "Aber solange der DFB die Rechte hat, können wir uns nicht wirklich selbst vermarkten. Ohne Fernsehbilder aber lässt das Interesse der Wirtschaft merklich nach", so Skriptsky. Die Erstligisten VfL Wolfsburg und Bayern München profitieren von ihren Gesamtvereinen, Meister Turbine Potsdam hat sich über viele Jahre mit großer Tradition einen Status erarbeitet. Krösus ist freilich der dreifache Uefa-Cup-Gewinner 1. FFC Frankfurt mit etwa 1,7 Millionen Euro Jahresbudget.

"Es liegt an jedem Verein selbst, wie er sich auf dem Rasen und im Umfeld verkauft", sagte der dortige Manager Siegfried Dietrich und gibt den Vereinen somit eine Mitschuld für die sparsame Unterstützung der Wirtschaft. Der zugleich als Liga-Sprecher fungierende Macher sieht für die größte weibliche Mannschaftssportart in Deutschland und Europa große Wachstumspotenziale. Man müsse sie "nur richtig nutzen". dapd

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