Handball-Oberliga „De Erich“ geht in Handball-Rente
Eppelborn · Erich Hinsberger zieht sich im Sommer aus dem operativen Geschäft der Handballfreunde Illtal zurück. Mit ihm geht einer der ganz Großen des saarländischen Handballs
Im Sport, in einer Welt, in der mit Superlativen wie „lebende Legende“ oder „Ikone“ fast schon inflationär umgegangen wird, fehlen häufig die richtigen Worte für Größe und Bedeutung einzelner Personen, die wirklich aus der Masse herausragen. Eine solche Persönlichkeit ist Erich Hinsberger. Gerecht werden können dem, was das Ur-Ur-Urgestein des TV Dirmingen geleistet hat, wohl am ehesten seine Weggefährten. „Ohne ihn würde es die Handballfreunde Illtal in dieser Form nicht geben“, fasst Aktiven-Trainer Steffen Ecker in so einfachen Worten eine so außergewöhnliche Geschichte zusammen, die noch viel weiter zurückgeht, als er selbst es miterlebt hat. „Man kann das schwer in Worte fassen. Kurz sowieso nicht“, meint Präsident Markus Dörr. „Dort, wo er als einziger gesehen hat, dass etwas fehlt, hat er das in die Hand genommen. Er war sich für nichts zu schade, ihm war nichts zu viel. Er war sich für nichts zu fein. Und alles völlig ohne Star-Allüren.“
Angefangen hat Hinsberger im Jahr 1954 mit Handball beim TV Dirmingen, gerade 14 Jahre alt war er damals. Der Vorsitzende Georg Gräser entdeckte ihn bei den Leichtathleten und lotste ihn zur Ballsportart. Schon bei der ersten seiner Erzählungen über seine aktive Zeit, die vor Detailreichtum, Akkuratesse und spürbarer Begeisterung nur so sprudelt, wird deutlich, wieso er als Person mit nahezu eidetischem Gedächtnis angesehen wird. „1961 haben wir den Meister in der Bezirksliga gemacht. Da haben wir gegen Uchtelfangen gespielt und 9:5 gewonnen. 1500 Zuschauer waren da auf dem Sportplatz“, erinnert er sich mit großer Freude zurück. „Damals war ich bei der Bundeswehr. Das Spiel war erst um 17 Uhr, mein Zug nach Diez an der Lahn, wo wir stationiert waren, ist aber schon um 18 Uhr gefahren. Da hat mich unser Abteilungsleiter nach dem Spiel bis nach Koblenz gefahren. Von dort bin ich mit dem Triebwagen weiter“, plaudert er und lacht. Als Spieler auf dem Feld und in der Halle blieb der gelernte Stukkateur, der allerdings den Großteil seines Lebens als Paketzusteller in Saarbrücken arbeitete, bis zum 31. Lebensjahr aktiv ehe ihm sein Knie „unheimlich Huddel“ machte.“
Seit 1976 agierte er aktiv hinter den Kulissen. Zuerst als Betreuer unter Spielertrainer Fritz Bauernfeind. 1979 begann er die Handball-Abteilung des TV Dirmingen zu leiten. Scherzend bringt er an: „Und ich hatte ja gar keine Ahnung von der ganzen Sache.“ Seine Vita sieht das anders. Im Amt blieb er bis ins Jahr 2002, als der TV Dirmingen und die SF Uchtelfangen sich zu den Handballfreunden Illtal zusammenschlossen. Den Anstoß gab damals der Uchtelfanger Spieler Jörg Schäfer. „Von 80 Mitgliedern haben damals 77 dafür gestimmt bei drei Enthaltungen“, weiß Hinsberger noch genau. Nach der Fusion fungierte er als auch dort als Präsident bis zur Ablösung durch Rudi Schäfer im Jahr 2013. Unter dem tosenden Applaus von 400 Zuschauern kürte ihn der heutige Präsident, Markus Dörr, im Rahmen des letzten Heimspiels der Handballfreunde vergangenen Samstag zum Ehrenpräsidenten. Nun zieht sich „de Erich“ aus dem operativen Geschäft zurück. Mit Erich Hinsberger geht einer der ganz Großen des saarländischen Handballs in den Ruhestand. Er hinterlässt tolle Erinnerungen, aber auch bereitete Erde und ein wahrhaft lebendiges Denkmal. Eines, das blüht und gedeiht: die Handballfreunde Illtal.
Die Handballfreunde Illtal bestreiten ihr letztes Saisonspiel am Samstag um 18 Uhr in der Westpfalzhalle gegen den SV 64 Zweibrücken.