Eric Cantona auf Hollywoodkurs

Paris. Ein Rüpel auf Umwegen: Eric Cantona, der als Fußball-"Rabauke" immer wieder mal aus der Rolle fiel, macht jetzt als sensibler Künstler Schlagzeilen. Ab 5. November ist der 43-jährige Franzose in Deutschland in seinem neuen Film "Looking for Eric" zu sehen. Medien und Kollegen überhäufen ihn für seine Darstellung mit Lob

Paris. Ein Rüpel auf Umwegen: Eric Cantona, der als Fußball-"Rabauke" immer wieder mal aus der Rolle fiel, macht jetzt als sensibler Künstler Schlagzeilen. Ab 5. November ist der 43-jährige Franzose in Deutschland in seinem neuen Film "Looking for Eric" zu sehen. Medien und Kollegen überhäufen ihn für seine Darstellung mit Lob. Aber Cantona träumt zwölf Jahre nach seinem Rücktritt als Spieler auch immer noch von einer Rückkehr in den Profifußball - als Trainer bei seinem früheren Verein Manchester United. "Ich weiß nicht, in wie vielen Jahren sich das verwirklichen wird, aber mein Name ist bereits auf der Bank von Manchester United eingraviert. Es ist ManU oder nichts", sagte Cantona. In der Zwischenzeit tue es allenfalls der Trainerjob bei der englischen Nationalelf.

In Manchester wird Cantona noch heute verehrt. Zwischen 1992 und 1997 glänzte der geborene Marseiller dort mit tollem Spiel, aber auch mit Charisma. Die ManU-Fans wählten ihn zum "Fußballer des Jahrhunderts", und immer noch kennt jedes Kind in der tristen Industriestadt das Lied "Uh, ah, Cantona...what a friend we have in Jesus, and his name is Cantona!"

Da wundert es nicht, dass Cantona seinen ersten internationalen Film in Manchester drehte. Im neuesten Werk des Regisseurs Ken Loach spielt Cantona sich selbst - allerdings in einer komisch anmutenden, "artigen" Fassung, bei der er sich oft selbst auf die Schippe nimmt. In "Looking for Eric" ist Cantona ein "Geist", der aus einem Poster herausklettert, um einem seiner glühenden Fans, einem selbstmordgefährdeten Briefträger, aus zahlreichen Schwierigkeiten zu helfen. Es geht um Freundschaft, Familie, Liebe, aber auch um den Vergleich des heutigen Fußballs mit romantischeren Zeiten des "runden Leders", als Geld eine kleinere Rolle spielte.

Eric, der Sensible

Bei der Vorstellung des Streifens in Cannes und Berlin wurde Cantonas Leistung von den Experten hervorgehoben. "Der König ist zurück", schrieb die renommierte Zeitung "Le Figaro". Auch Kollegen überhäufen den Franzosen mit Lob. "Er ist kein Künstler geworden, er war schon immer einer", sagt Schauspieler Daniel Russo. Und Kollegin Claire Borotra meint: "Er hat die Schauspielerei im Blut." Paul Laverty, Autor des "Looking..."-Drehbuchs, hebt lieber die menschlichen Qualitäten des "neuen Cantona" hervor. "Er ist lustig, bescheiden und sensibel."

Weltberühmt wurde das "Enfant Terrible" 1995 mit einem "Kung-Fu-Tritt" gegen einen Fan, der ihn zuvor bespuckt und beleidigt hatte. Wegen seiner Auseinandersetzungen mit Mitspielern, Fans, Schiedsrichtern, Funktionären und Journalisten war Cantona in Frankreich mal derart unbeliebt und umstritten, dass er 1991 drauf und dran war, mit 28 vorzeitig die Stiefel an den Nagel zu hängen. Dass seine "Explosionen" nicht völlig der Vergangenheit angehören, bewies Cantona im Mai, als er bei der Beach-Soccer-EM einem Schweizer Coach ins Gesicht schlug.

Ab Januar 2010 kann man die Schauspielkünste des Cantona im Pariser Théâtre Marigny im Stück "Face au Paradis" live begutachten. Aber wenn man Cantona fragt, dann strebt er weniger den "Oscar" an, sondern will lieber heute als morgen als Nachfolger des legendären Alex Ferguson auf der ManU-Bank Platz nehmen - ohne die Kunst zu vergessen. "Ich habe Überzeugungen, deshalb möchte ich auch als Trainer ein Künstler sein."

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