Erhardt: "Ich weiß, was mich erwartet"Die Zeit nach Djuradj Vasic hat begonnen

Herr Erhardt, freuen Sie sich auf Ihren neuen Job?Günter Erhardt: Dazu hatte ich bisher noch keine Zeit. Für wie lange haben Sie denn unterschrieben?Erhardt: Schriftlich ist noch nichts fixiert. Aber mein Engagement soll längerfristig sein

Herr Erhardt, freuen Sie sich auf Ihren neuen Job?

Günter Erhardt: Dazu hatte ich bisher noch keine Zeit.

Für wie lange haben Sie denn unterschrieben?

Erhardt: Schriftlich ist noch nichts fixiert. Aber mein Engagement soll längerfristig sein.

Es gibt Leute, die sagen, dass Sie nur nach Elversberg gewechselt sind, weil sie Trainer der ersten Mannschaft werden wollten?

Erhardt: Nein, die, die mich genau kennen, wissen, dass dies nicht so ist. Ich wäre heute noch bei Borussia Neunkirchen, wenn ich dort Perspektiven gesehen hätte. Die SVE hat mir eine interessante Aufgabe gegeben, den Unterbau neu zu strukturieren. Und ich hätte diese gerne auch noch ein Jahr ausgeführt.

Fühlen Sie sich als Billiglösung?

Erhardt (lacht): Ich glaube, das lass' ich jetzt mal so stehen.

Vom Amateur- zum Profitrainer - Was ändert sich für Sie?

Erhardt: Die ganzen Tagesabläufe. Wir trainieren auch vormittags, das hatte ich bisher noch nicht. Von den Inhalten her wird sich aber nichts ändern. In der Regionalliga wird auch nur Fußball gespielt. Ich werde weiter die gleichen taktischen Schwerpunkte setzen.

Sie kennen den Saarfußball wie kein Zweiter. Sehen wir demnächst wieder mehr Saarländer in Ihrer Mannschaft?

Erhardt: Ich bin hierher gekommen, um mehr Saarländer an die erste Mannschaft ranzuführen. Das ist mir auch gelungen. In der zweiten Mannschaft spielen einige Talente. Alexander Ernst ist so ein Paradebeispiel. Er wird sicher zur ersten Mannschaft dazustoßen. Doch es sollen noch mehr werden, so dass die Fans wieder Bezug zur Mannschaft bekommen.

Wer wird denn Ihr Nachfolger bei der Zweiten?

Erhardt: Wir werden dazu noch Gespräche führen. Da ist noch nichts entschieden.

Andreas Backmann, Spieler der Zweiten, macht gerade seinen Trainerschein?

Erhardt: Er wird im Trainerteam sicher eine Rolle spielen.

Wie gut kennen Sie die Liga?

Erhardt: Ich weiß schon, was mich erwartet. Es dauert aber sicher noch, bis ich jeden einzelnen Spieler genau kenne.

Können Sie Ihre Mannschaft denn schon genau einschätzen?

Erhardt: Ich habe alle Heimspiele bisher gesehen, mit einem Teil der Spieler habe ich bereits in der zweiten Mannschaft gearbeitet. Ich sehe schon, wo es im Moment in der Truppe krankt.

Die erste Diagnose lautet?

Erhardt: Wenn man die sechs Tore gegen Saarbrücken abzieht, hätten sie neun Tore in zehn Spielen, da muss man kein Prophet sein, um zu erkennen, dass vorne etwas zu verbessern ist. Aber es gibt auch noch andere Dinge, aber da werde ich zunächst mit der Mannschaft sprechen.

Der Vorstand will attraktiveren Fußball sehen, kommt der?

Erhardt: Was im Moment zählt, sind die Ergebnisse. Wir sind 13. der Tabelle, da ist Alarmstufe Rot angesagt. Bevor wir attraktiv spielen, müssen wir erfolgreich spielen.Elversberg. Nach vier Niederlagen in Folge in der Fußball-Regionalliga West war es am gestrigen Dienstagmorgen soweit: Die SV Elversberg hat Cheftrainer Djuradj Vasic (Foto: SZ) mit sofortiger Wirkung beurlaubt.

Um zehn Uhr teilten Vizepräsident Jörg Martin und Geschäftsführer Wolfgang Marx der Mannschaft und dem Trainerstab mit, dass die Ära Vasic an der Kaiserlinde zu Ende sei. Vasic verabschiedete sich danach von der Mannschaft. "So ist Fußball", sagte Vasic kurz und knapp. Weiter im Amt bleibt Co-Trainer Dimitri Papava (Foto: Wieck), der auch gestern Nachmittag die Trainingseinheit leitete. Heute wird Günter Erhardt, der neue Regionalliga-Trainer, die SVE-Spieler zum ersten Training bitten. "Wir haben Vasic beurlaubt, weil wir uns in dieser Saison sportlich einfach mehr erhofft hatten. Günter Erhardt bekommt nun seine Chance. Er hat bewiesen, dass er einer der besten Trainer des Saarlandes ist", erklärt SVE-Aufsichtsratsmitglied Dominik Holzer die Beurlaubung.

Die Spieler nahmen die Entscheidung professionell hin. "Wir sind Angestellte des Vereins und haben unsere Leistung zu bringen. Entscheidungen der Vereinsführung gehen uns nichts an", sagte Mittelfeldspieler Michael Lehmann. Spielführer Martin Willmann und Außenverteidiger Niko Nakas waren nur wegen Vasic nach Elversberg gewechselt. "Dass ein Trainer gehen muss, wenn der Erfolg ausbleibt, ist normal. Aber deshalb hören wir jetzt nicht auf, Fußball zu spielen. Wir werden uns mit dem neuen Trainer zum Kennenlernen zusammensetzten und versuchen, gemeinsam wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden", so Willmann. Die Karten werden nach dem Trainerwechsel neu gemischt. Während Vasic ein Verfechter des Defensivspiels war, ist Erhardt eher ein Allrounder mit Offensiv-Drang. "Ich werde sicher ein paar Dinge ändern, aber wir müssen jetzt zuerst einmal in Ruhe zusammenarbeiten", so Günter Erhardt, der für Freitag (17.15 Uhr im Mühlenwaldstadion St. Ingbert) ein Testspiel zwischen erster und zweiter Mannschaft geplant hat. Nicht zuletzt werden auch auf der Tormann-Position die Karten neu gemischt. Matthias Kuhn stand drei Partien im SVE-Tor, Ex-Stammtormann Adnan Masic wurde nach einem Patzer gegen Trier von Vasic auf die Bank gesetzt. Doch der Bosnier will jetzt wieder ins Tor.

Meinung

Erhardt hat sich den Job verdient

Von SZ-Redakteur

Michael Kipp

Günter Erhardt hat es verdient, Regionalliga-Trainer zu sein. Er zeigt seit Jahren in der Oberliga, dass er aus wenig viel machen kann. Ob in Brebach, Neunkirchen oder bei der Zweiten der SVE - wo der 48-Jährige war, hatte er Erfolg. Dass er jetzt seinen "Vorgesetzten" Djuradj Vasic beerbt, hat allerdings ein Geschmäckle. Hat Erhardt an Vasics Stuhl gesägt? Nein, sagt er. Nein, sagt der Vorstand. Sicher ist, dass Vasic nicht den Erfolg hatte, den sich der Vorstand gewünscht hat. Ob Erhardt ihn haben kann, ist eine Hoffnung - aber noch lange keine Wirklichkeit.

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