Erfolgswelle im Sand

London. Gestern spielte Julius Brink Reisebüro. Er versuchte, für Freunde, die beim Griff nach Gold in London dabei sein wollen, Unterkünfte und Tickets zu organisieren. "Das hat's ja auch noch nicht gegeben, dass ein deutsches Beach-Duo im Olympia-Finale spielt. Das kann man sich schon anschauen", sagte er grinsend

London. Gestern spielte Julius Brink Reisebüro. Er versuchte, für Freunde, die beim Griff nach Gold in London dabei sein wollen, Unterkünfte und Tickets zu organisieren. "Das hat's ja auch noch nicht gegeben, dass ein deutsches Beach-Duo im Olympia-Finale spielt. Das kann man sich schon anschauen", sagte er grinsend.Die Dimension des größten Erfolgs in der Geschichte des deutschen Beachvolleyballs konnten Julius Brink und Jonas Reckermann am späten Dienstagabend nach dem 2:0 im Halbfinale gegen die Holländer Reinder Nummerdoor und Rich Schuil gar nicht richtig einordnen. "Das ist der sportlich größte Moment meines Lebens. Was das für das deutsche Beachvolleyball bedeutet, ist mir im Moment scheißegal", meinte Reckermann. Dass die Strandhelden 2009 die ersten europäischen Weltmeister in der Trendsportart geworden waren und sich 2012 zum Europameister gekrönt hatten, war an der Öffentlichkeit weitgehend vorbeigegangen. Noch immer waren die Namen Jörg Ahmann und Axel Hager präsenter, die 2000 in Sydney mit Bronze die bislang einzige Olympiamedaille für deutsche Beachvolleyballer gewonnen hatten.

"Ich bin so froh, dass die beiden jetzt eine Medaille haben. Und mit einem Olympia-Erfolg kannst du ganz weit nach vorn kommen", sagte der heute als Bundestrainer tätige Ahmann: "Das kann der Beginn eines Beach-Booms sein." Zumal die wundersame Reise von Reckermann nd Brink heute um 22 Uhr im Finale gegen die brasilianischen Weltmeister Alison Cerutti und Emanuel Rego ihre goldene Krönung finden soll. "Das ist das beste Duo der Welt, und wir haben zwei Jahre nicht gegen sie gewonnen", sagte Brink: "Aber sie waren hier auch nicht so souverän. Natürlich wollen wir jetzt Gold holen."

 Jonas Reckermann (links) und Julius Brink dominierten das Halbfinal-Spiel gegen die Niederlande. Foto: Lübke/dpa

Jonas Reckermann (links) und Julius Brink dominierten das Halbfinal-Spiel gegen die Niederlande. Foto: Lübke/dpa

Vor allem Reckermann hat bisher für Wirbel gesorgt: Wegen einer Schulterverletzung war der Olympiastart in Gefahr. In London hatte er an den Tagen des Viertel- und Halbfinals Fieber, doch er biss sich durch. Brink witzelte: "Ich würde eher nervös werden, wenn Jonas mal kein Tape am Körper oder Fieber hätte." Von Beeinträchtigungen war im Halbfinale nichts zu sehen. Bei 13 Grad und Nieselregen spielten die Deutschen bei ihrem sechsten Sieg im sechsten Turnierspiel fast perfekt. Sie wirkten wie im Tunnel, mental perfekt vorbereitet von ihrem Psychologen Lothar Linz. "Ihre Nervenstärke zeichnet sie so unglaublich aus", sagte Ahmann: "So können sie auch Gold holen." Damit sich die Reise nach London für alle auch lohnen wird. dapd

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