Erfolg in der alten Kiste

Innsbruck/Igls · Im Spätherbst ihrer Karriere hat Anja Schneiderheinze endlich einen großen Titel als Bob-Pilotin gewonnen. Eine Woche nach ihrer EM-Titelverteidigung feierte sie mit Startrakete Annika Drazek WM-Gold.

Zur späten Krönung ihrer Bob-Karriere raste Anja Schneiderheinze in einem aufgemotzten Gebraucht-Schlitten. Dank Turbo-Starterin Annika Drazek holte sich die 37 Jahre alte Erfurterin elf Jahre nach ihrem WM-Coup als Anschieberin nun in Innsbruck/Igls den Weltmeistertitel als Pilotin. "Jetzt hat sie ihren großen Traum verwirklicht. Wir haben immer an ihr festgehalten und gesagt, das wird schon", sagte Bundestrainer Christoph Langen.

Eines der entscheidenden Erfolgsrezepte war der Materialwechsel. In den ersten fünf Weltcup-Rennen verpasste Schneiderheinze auch wegen schlechter Startzeiten die Podestplätze. Dann stieg sie auf Vorschlag von Ex-Pilot Matthias Höpfner, der im Dauerstreit zwischen der Technikschmiede FES und dem Verband vermittelt, in den alten WM-Bob von Cathleen Martini um. Diese hatte im Vorjahr mit dem Schlitten WM-Bronze gewonnen, nun wurde das Gefährt von Höpfner für Schneiderheinze überarbeitet - mit Erfolg. "Es war genau die richtige Entscheidung", meinte Schneiderheinze und jubelte: "Wir sind die Besten in unserer Sportart, die Besten der Welt, das ist der absolute Wahnsinn."

Nach vier Start- und drei Laufbestzeiten hatte sie am Ende 33 Hundertstelsekunden Vorsprung vor Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada. Titelverteidigerin Elana Meyers Taylor aus den USA wurde Dritte. Schneiderheinzes Dank galt auch ihrer Startrakete Drazek. "Anni war unglaublich, das war der feine Unterschied. Ich habe dann in der Bahn mein Bestes gegeben", sagte Schneiderheinze, die sich nur im letzten Lauf einen Quersteher leistete und den komfortablen Vorsprung ins Ziel rettete.

Nach der Olympia-Pleite von Sotschi und den Rücktritten der einstigen Medaillensammler Sandra Kiriasis und Martini haben die Deutschen nach fünf Jahren wieder eine Weltmeisterin. "Unser Nachwuchskonzept, das vor vier Jahren gestartet wurde, kommt jetzt auch mit Annika raus", sagte Coach Langen: "Drei Schlitten unter den ersten Sieben mit der Vierten Stephanie Schneider und der Siebten Mariama Jamanka - vor drei Jahren hat jeder gesagt, wenn die Großen aufhören, dann ist Deutschland tot mit dem Frauen-Bobsport." Der Triumph von Innsbruck bewies das Gegenteil.

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Auf einen BlickFrancesco Friedrich hat den WM-Hattrick im Zweierbob geschafft. Trotz seines dreiwöchigen Trainingsausfalls nach seiner Muskelverletzung siegte er gestern in Innsbruck auch dank eines Bahnrekords von 51,32 Sekunden mit Anschieber Thorsten Margis. Der nach zwei Läufen in Führung liegende Johannes Lochner wurde mit Joshua Bluhm und 17 Hundertstelsekunden Rückstand Zweiter. Auf Rang drei kam der Schweizer Beat Hefti. Mit dem Triple wandelt Friedrich auf den Spuren des legendären Eugenio Monti, der von 1957 bis 1962 fünf Titel hintereinander holte. dpa

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