Erdbeben im Damen-Basketball

Saarlouis · Sie war ein zentraler Punkt der Spielordnung. Doch sie war seit der Einführung immer umstritten. Jetzt wird die so genannte „Deutschen-Regelung“ in der Damen-Basketball-Bundesliga wieder gekippt. Royals-Trainer René Spandauw hatte sie ohnehin skeptisch gesehen.

 Stina Barnert kam als 16-Jährige zu den Royals. Sie setzte sich damals auch ohne die „Deutschen-Regelung“ durch. Für die Entwicklung junger Spielerinnen sei gutes Training viel wichtiger, sagt sie.Foto: rup

Stina Barnert kam als 16-Jährige zu den Royals. Sie setzte sich damals auch ohne die „Deutschen-Regelung“ durch. Für die Entwicklung junger Spielerinnen sei gutes Training viel wichtiger, sagt sie.Foto: rup

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Einigkeit herrscht selten unter allen Vereinen in der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL). Schon gar nicht hinsichtlich der "Deutschen-Regelung". Seit seiner Einführung zur Saison 2010/11 steht Paragraph zehn der DBBL-Ordnung in der Kritik. Doch seit Ende vergangenen Jahres ist die Regel, dass zu jedem Zeitpunkt des Spiels mindestens zwei deutsche Spielerinnen auf dem Feld stehen müssen, gekippt. In der zweiten Liga war die Regel mit mindestens drei deutschen Spielerinnen noch schärfer.

Zweitligist "Grüner Stern Keltern " zog vor Gericht und erzwang Ende des vergangenen Jahres eine sofortige Änderung der Spielordnung in der zweiten Liga. Weil sie schlichtweg gegen EU-Recht verstößt. Spätestens zur nächsten Saison wird die Regelung nun auch für die erste Liga so nicht mehr gelten. "Wichtig war, dass wir diese Saison 2014/2015 noch mit dieser Regelung beenden können", sagt Achim Barbknecht, Geschäftsführer der DBBL. Denn der Grundgedanke der Regelung sei in ihrem Ansatz nicht falsch. "Es geht darum, den deutschen Spielerinnen einen Raum zu schaffen, um sich zu entwickeln", sagt Barbknecht.

Aber: "Die Regelung hat sich unglücklich entwickelt", meint René Spandauw, der Trainer der Saarlouis Royals , und kritisiert vor allem unrealistische Gehaltsvorstellungen der deutschen Spielerinnen: "Wenn eine mittelmäßige deutsche Spielerin so viel kostet wie zwei oder drei starke Amerikanerinnen, läuft etwas schief". Dabei ist das Budget der Royals noch im Mittelfeld der Liga einzuordnen. Für Vereine mit weniger finanziellen Möglichkeiten ist die Kaderplanung ungleich schwerer. Dennoch hat sich dem "Grünen Stern" Keltern neben dem TuS Bad Aibling und dem TV Saarlouis auch Liga-Krösus TSV Wasserburg der Prüfung des Paragraphen angeschlossen.

Ein Kritikpunkt ist, dass eine sichere Einsatzzeit alleine keine gute Ausbildung oder Förderung garantiere. "Mir hilft es vor allem, wenn das Niveau im Training hoch ist", sagt Stina Barnert, Aufbauspielerin der Saarlouis Royals . Ohne die verletzte Levke Brodersen war dies zuletzt schwierig, nun ist es mit der kürzlich verpflichteten La'Keisha Sutton wieder gegeben: "Ich sehe, wie sie sich bewegt, und profitiere von ihrer Qualität", sagt Barnert, die 2006 erstmals nach Saarlouis kam. Damals gab es diese Regelung noch nicht. Trotzdem hat sie sich in der Mannschaft durchgesetzt.

Letztendlich ist die Entwicklung einer Spielerin von vielen Faktoren abhängig. Vom Talent, der Einsatzbereitschaft der Spielerin, genauso wie von der Herangehensweise der Trainer, Vereine und des Verbands. Von den Perspektiven, die sie den Spielerinnen bieten. "Es ist eine Frage der Philosophie", sagt Spandauw, der schon immer auf junge deutsche Spielerinnen gesetzt hat - schon bevor die Regel eingeführt wurde: Ob Romy Bär, die zum Zeitpunkt des Wechsels 18 Jahre alt war, Stina Barnert (16), Katharina Müller (16), Levke Brodersen (15), Jamailah Adams (18), Kimberly Pohlmann (18) oder zuletzt Sunniva Ferri und Joana Meyer, die schon mit 16 dem Bundesliga-Kader angehörten: Die Liste ist lang.

Doch ganz ohne eine "Deutschen-Regelung" scheint es nicht zu gehen. Deshalb arbeiten DBBL und Vereine an einer "juristisch nicht angreifbaren" Lösung. "Wir haben uns Modelle aus anderen Verbänden und Sportarten in ganz Europa angesehen", sagt Barbknecht. "Es wird in Richtung Local-Player-Regelung gehen". So müsste jeder Verein eine bestimmte Anzahl an Spielerinnen beschäftigen, die bei einem deutschen Verein ausgebildet wurden. Am Ende muss es aber eine mehrheitliche Einigung unter den zwölf Erstligisten geben. Denn nur sie sind stimmberechtigt.

Zum Thema:

Am 14. Spieltag der Damen-Basketball-Bundesliga müssen die Saarlouis Royals beim BC Marburg antreten. Am Samstag, 20 Uhr, ist der Tabellenzweite aus Saarlouis Favorit in der Marburger Sporthalle im GGS. Denn der Tabellenneunte der Liga steckt nach nur vier Siegen aus 13 Spielen in einer Formkrise. Die Royals mussten sich in dieser Saison erst zwei Mal geschlagen geben. aub

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