"Enver als Sündenbock wäre zu einfach"
Saarbrücken. Vier Spieltage sind in der 3. Fußball-Liga absolviert, und schon liegen beim miserabel gestarteten 1. FC Saarbrücken einige Nerven blank - auf, aber vor allem neben dem Platz
Saarbrücken. Vier Spieltage sind in der 3. Fußball-Liga absolviert, und schon liegen beim miserabel gestarteten 1. FC Saarbrücken einige Nerven blank - auf, aber vor allem neben dem Platz. Nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Zweitliga-Absteiger Alemannia Aachen am Dienstagabend - bereits die dritte Pleite im vierten Saisonspiel - pöbelten Zuschauer auf der Haupttribüne gegen die Familie von FCS-Torwart Enver Marina. Es sollen auch rassistische Kommentare gefallen sein. "So etwas geht gar nicht, das wollen wir hier nicht haben", sagt Aufsichtsratsmitglied Leo Petri entsetzt über die Vorfälle: "Man kann einen Spieler kritisieren, aber so etwas geht deutlich zu weit."
Zwei Bälle aufs Tor, zwei Treffer
Kritik an der Leitung des Torwarts ist aber angebracht. Zwei Mal schaffte es Aachen in der zweiten Halbzeit einen Ball auf das Saarbrücker Tor zu schießen, zwei Mal klingelte es, zwei Mal war die Reaktion Marinas zögerlich. "Wenn ich nicht Leo rufe, müssen die Abwehrspieler einfach weitermachen", erklärt der Torhüter die Absprache in der Abwehr, "aber ich will die Schuld auf keinen anderen abwälzen". Die Geschehnisse nach dem Spiel nennt er nur "traurig" und "respektlos".
Intern gibt es beim FCS keine Torwart-Diskussion. "Enver zum Sündenbock zu machen, wäre sicher zu einfach", sagt Trainer Jürgen Luginger. Und Kapitän Marc Lerandy geht sogar noch einen Schritt weiter: "Was einige Medien da mit Enver machen, ist nicht in Ordnung. Immer wieder ihn rauszupicken und auf ihn einzuhacken ist lächerlich." Beim 1:1 der Aachener durch Sascha Rösler waren mit Lerandy, Tim Kruse und Adam Straith drei Saarbrücker in der Nähe. Beim 1:2 von Freddy Borg wurde die Flanke nicht unterbunden, in der Mitte stand Straith gegen zwei Gegner auf verlorenem Posten. "Die Abstimmung stimmt noch nicht", erklärt Lerandy. Er sieht aber eine positive Entwicklung: "Nach dem 2:3 bei Arminia Bielefeld haben wir das schon analysiert und dann gegen Aachen weniger zugelassen. Wir haben nicht viele Fehler gemacht, aber die waren spielentscheidend."
Und die wurden im Torabschluss gemacht. Sven Sökler, Tim Stegerer oder Straith verpassten den zweiten, vielleicht vorentscheidenden Treffer für die Saarbrücker. "Wir haben mit Ufuk Özbek, Tim Stegerer oder Felix Dausend junge, entwicklungsfähige Spieler", sagt Luginger, der auf den Erfahrungsvorsprung des Gegners hinweisen möchte: "Alemannia Aachen hat Leute wie Albert Streit oder eben Rösler."
Die erfahrenen Spieler beim 1. FC Saarbrücken wissen, dass sie nach drei Niederlagen in Folge nun besonders gefordert sind. "Christian Eggert, Tim Kruse, Enver und ich haben uns zusammengesetzt", berichtet Kapitän Lerandy: "Wir Älteren müssen da voran gehen, denn viele Jungs werden bei uns ins kalte Wasser geworfen. Wir müssen jetzt einfach weniger schön spielen und auf das Ergebnis schauen." Am Besten schon am kommenden Samstag ab 14 Uhr bei Aufsteiger Borussia Dortmund II.
saarbruecker-zeitung.de/fcs
fc-saarbruecken.de
Am Rande
Mesatoshi Hamanaka, 23 Jahre alter offensiver Mittelfeldspieler vom FC Osaka, bestritt gestern eine Trainingseinheit beim 1. FC Saarbrücken. Der Japaner weilt 14 Tage in Deutschland und stellt sich bei einigen Mannschaften vor. "Er ist sicher ein interessanter Spieler", sagte FC-Trainer Jürgen Luginger über den Japaner, "doch auf der Position haben wir eigentlich keinen Bedarf".
Abwehrspieler Pascal Pellowski wird den Blau-Schwarzen derweil noch länger fehlen. Der Neuzugang vom Regionalligisten SV Elversberg wird wegen andauernden Problemen am Mittwoch an der Achillessehne operiert. cor