Englands letzte Hoffnung
Berlin. Chelsea, wirklich? Wenn die FA, der ruhmreiche englische Fußball-Verband, sich seinen Hoffnungsträger hätte aussuchen können, wäre die Wahl wohl - gerade jetzt - eher nicht auf die "Blues" gefallen
Berlin. Chelsea, wirklich? Wenn die FA, der ruhmreiche englische Fußball-Verband, sich seinen Hoffnungsträger hätte aussuchen können, wäre die Wahl wohl - gerade jetzt - eher nicht auf die "Blues" gefallen. Jenen Millionen-Club also, der in der Premier League auf Platz fünf dümpelt, der erst vor einer guten Woche seinen Trainer André Villas-Boas entlassen hat, weil der sich mit der Mannschaft zerstritten hatte. Und der nun in Roberto Di Matteo einen Interimstrainer hat, der laut Medienberichten noch unbeliebter bei den reichen Jungs ist als sein Vorgänger.Klingt nicht nach optimalen Voraussetzungen dafür, dass der FC Chelsea heute das noch schmeichelhafte 1:3 aus dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den SSC Neapel drehen muss, um die Ehre des englischen Fußballs zu retten. Scheitern die "Blues", steht kein Club von der Insel unter den besten Acht Europas. So schlecht wurden die Erfinder des Fußballs zuletzt vor 16 Jahren, im englischen Europameisterschafts-Jahr 1996, auf dem Kontinent repräsentiert. Damals schieden die Blackburn Rovers als Landesmeister in der Gruppenphase aus - was ein Hinweis darauf ist, wie lange das her ist.
Rettet Chelsea die Ehre des englisches Fußballs? Oder wird es ein letztes, fruchtloses Aufbäumen wie beim FC Arsenal in der vergangenen Woche, dem ein 3:0 nach dem 0:4 im Hinspiel beim AC Mailand dann doch nicht reichte? Die Spieler des FC Chelsea machen, was man von ihnen erwartet: Mut. Juan Mata beispielsweise erinnerte an die Ergebnisse aus den Heimspielen der Gruppenphase: 3:0, 2:0, 5:0. Sie alle würden ja gegen Neapel schon reichen. "Wir hatten gute Resultate an der Stamford Bridge. Es ist ein Finale für uns, und ich glaube, dass wir es schaffen können", sagte er.
Ob auch im Heimspiel gegen die stürmischen Süditaliener die Null stehen wird, ist fraglich. Deren Offensivabteilung schoss sich am Wochenende in der Liga mit 6:3 gegen Cagliari Calcio schon mal warm. Ein schöner Test unter Wettkampfbedingungen, bei dem Trainer Walter Mazzarri sogar eine Stunde lang auf Top-Stürmer Edinson Cavani verzichtete. Er hat in der Champions League in diesem Jahr schon fünf Tore erzielt und mit Ezequiel Lavazzi die Chelsea-Abwehr vor drei Wochen ordentlich aufgemischt. Immerhin ist dort Kapitän John Terry wieder fit. Und die Abwehr der Italiener ist durchaus verwundbar, wie sich gegen Cagliari zeigte. "Wir haben noch viel zu tun", sagte Mazzarri. "Wir müssen 90 Minuten am Limit spielen. Diese Mannschaft hat die Schwäche, dass sie sein Niveau nicht die ganzen 90 Minuten aufrechterhalten kann." dapd