Emotionslos, ideenlos, konzeptlos

Innsbruck. Die deutschen Handballer müssen erstmals seit zehn Jahren vorzeitig von einer Europameisterschaft abreisen. Im zweiten Hauptrunden-Spiel erlitt der WM-Fünfte gestern Abend in Innsbruck mit dem 20:25 (9:14) die dritte Turnier-Niederlage und kann nicht mehr das Spiel um Platz fünf am Samstag in Wien erreichen

Innsbruck. Die deutschen Handballer müssen erstmals seit zehn Jahren vorzeitig von einer Europameisterschaft abreisen. Im zweiten Hauptrunden-Spiel erlitt der WM-Fünfte gestern Abend in Innsbruck mit dem 20:25 (9:14) die dritte Turnier-Niederlage und kann nicht mehr das Spiel um Platz fünf am Samstag in Wien erreichen. Damit ist die schlechteste EM-Platzierung der deutschen Mannschaft seit dem neunten Platz im Jahr 2000 besiegelt. "Ich habe vielleicht auch gedacht, dass die Mannschaft einen Schritt weiter wäre", sagte Bundestrainer Heiner Brand, nahm sein eher unerfahrenes Team aber zugleich in Schutz.

"Sie wollte schon, aber es war ein körperliches Problem", sagte er: "Ich habe mich auch sehr geärgert, aber mit ein bisschen Abstand habe ich für einiges Verständnis, weil ich weiß, dass die Mannschaft alles gibt." Mit einem Sieg am Donnerstag (16.30 Uhr) gegen Tschechien können seine Schützlinge, die mit einem gequälten Lächeln den Fans nach der Partie dankten, maximal noch Platz vier in der Hauptrundengruppe I erreichen.

Vor nur rund 5000 Zuschauern bot die deutsche Mannschaft eine ernüchternde Leistung. Sie agierte vor allem im Angriff unbeholfen und planlos. Im Gegensatz zu den leidenschaftlichen Auftritten bisher ließen die Akteure des Deutschen Handballbundes (DHB) jegliches Aufbäumen vermissen. "Wir haben uns in den ersten Minuten von der Härte der Spanier den Schneid abkaufen lassen", meinte Kapitän Michael Kraus. Die Spanier seien hochmotiviert gewesen, "bei denen ging es um alles, wir hatten theoretisch noch die Chance auf Platz fünf".

Wie angekündigt verzichtete Brand trotz des verpassten Halbfinals auch im zweiten Spiel der Hauptrunde zunächst auf Experimente. Man habe eine Verantwortung gegenüber dem Handball und müsse sich entsprechend präsentieren, hatte der Coach vor der Partie verlangt. Allerdings setzten seine Spieler diese Forderung zunächst mehr schlecht als recht um. Technische Fehler und schwache Torabschlüsse sorgten wie in den vorangegangenen Partien für Ballverluste. "Es ist eine Ansammlung von einfachen Dingen. Ich sehe das als körperliches Problem an", meinte Brand nach dem Match.

Die Ideenlosigkeit gegen die robuste und zupackende Abwehr der Spanier verhinderte ein flüssiges Kombinationsspiel. Immer wieder rannten sich die Mannen um Kraus in Einzelaktionen im spanischen Deckungsblock fest.

Allerdings boten auch die Iberer im Duell der Weltmeister von 2005 und 2007 keine Glanzleistung. Aber in Sachen Effektivität erteilten sie den Deutschen dennoch eine Lektion. Nach weit weniger als 50 Prozent getroffener Torwürfe in der ersten Halbzeit steigerte sich die Quote auch in Hälfte zwei nicht. Die Spanier hingegen blieben konsequent beim Nutzen ihrer Torchancen und setzten sich vorentscheidend auf 23:16 (53.) ab.

Auf einen Blick

Handball-EM, Hauptrunde, Gruppe II, in Innsbruck:

Deutschland - Spanien 20:25 (9:14).

Deutschland: Bitter (HSV Hamburg), Heinevetter (Füchse Berlin) -Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 5/2, Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), Müller (Rhein-Neckar Löwen) 1, Strobel (TBV Lemgo), Theuerkauf (SC Magdeburg), Glandorf (TBV Lemgo) 2, Christophersen (HSG Wetzlar) 1, Jansen (HSV Hamburg) 4/2, Späth (Frisch Auf Göppingen), Kraus (TBV Lemgo) 3, Schöne (Frisch Auf Göppingen), Sprenger (THW Kiel) 1, Kaufmann (Frisch Auf Göppingen) 2, Haaß (Frisch Auf Göppingen) 1.

Spanien: Hombrados, Sierra - Alberto Entrerrios 4, Gurbindo, Garabaya, Prieto, Tomas 6, Raul Entrerrios 3, Aguinagalde 3, Ugalde, Garcia 5/2, Romero 1, Malmagro 3, Rodriguez, Aguirrezabalaga, Morros de Argila. - SR: Nicolic/Stojkovic (Serbien). - Zusch.: 4800. - Strafmin.: 8 /12. dpa

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