Fußball Emotionaler Abschied von einer Legende

Gelsenkirchen · Beim 4:1 im Pokal-Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf feiert Schalke 04 seinen verstorbenen Ex-Manager Assauer.

 Ein Foto des verstorbenen Managers Rudi Assauer ist während der Gedenkminute vor dem DFB-Pokalspiel gegen Düsseldorf in der Arena auf Schalke auf dem Videowürfel zu sehen.

Ein Foto des verstorbenen Managers Rudi Assauer ist während der Gedenkminute vor dem DFB-Pokalspiel gegen Düsseldorf in der Arena auf Schalke auf dem Videowürfel zu sehen.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Als das DFB-Pokalspiel abgepfiffen und endgültig zur Nebensache geworden war, nahm Schalke 04 auf ganz besondere Weise Abschied von Rudi Assauer. „Legenden sterben nie – ruhe in Frieden“, stand in weißen Lettern auf dem riesigen schwarzen Banner, das die Fans den Spielern der Königsblauen in die Hände gedrückt hatten. Immer wieder sangen sie in der Nordkurve den Namen der Manager-Legende, die wenige Stunden zuvor im Alter von 74 Jahren verstorben war.

Im Bauch der Arena, die Assauer, laut Aufsichtsratschef Clemens Tönnies der „Architekt des modernen Schalke“, verwirklicht hatte, waren nach dem 4:1 (1:0) im Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf weniger die Profis von heute als die Helden von gestern gefragt. Olaf Thon, der Kapitän der Uefa-Cup-Sieger von 1997, erzählte von den „1600 Aschenbechern in den Logen“, die der berühmteste Raucher der Bundesliga anbringen ließ.

Und Mike Büskens, ein weiterer Eurofighter, wagte eine ungewöhnliche Wettervorhersage: „Wenn es in den nächsten Tagen neblig wird, dann hat sich der Manager da oben eine Zigarre angesteckt.“ Das Bild Assauers, mit dem Uefa-Cup auf der Schulter und der Siegerzigarre im Mund, prangte auf einem Transparent in der Nordkurve.

Die, die an diesem denkwürdigen Abend auf dem Spielfeld die königsblaue Trauer in Jubel verwandelt hatten, erhielten eine emotionale Schalker Geschichtsstunde. „Die Nachricht hat uns erreicht, als wir auf dem Weg in die Kabine waren“, berichtete Trainer Domenico Tedesco und betonte, Kapitän Ralf Fährmann, seit 2003 auf Schalke, sei „der Einzige, der ihn persönlich kannte“. Aber allen sei seine „Wichtigkeit für diesen Verein“ bewusst gewesen.

Nach der bewegenden Ansprache von Tönnies („Ohne Rudi wären wir alle nicht hier“) und der Schweigeminute vor dem Anpfiff hatten Fährmann und Co. während des Spiels immer wieder gehört, für wen sie an diesem Abend spielen sollten. Nach jedem Tor schallten „Rudi-Assauer“-Gesänge durch die Arena.

„Sportlich war es ein guter Tag, aber sonst natürlich ein sehr, sehr trauriger“, resümierte Sportvorstand Christian Heidel, als Manager nach Andreas Müller, Felix Magath und Horst Heldt der vierte Nachfolger Assauers. Die „herausragende Persönlichkeit mit Ecken und Kanten“, geboren übrigens im saarländischen Altenwald, hatte Heidel in der Fußball-Provinz in Oldenburg kennengelernt, wo Assauer nach seiner ersten Schalker Amtszeit quasi im Exil arbeitete.

„Wir haben uns auch gefetzt, es hat richtig gekracht“, erinnerte sich Heidel an den öffentlichen Streit mit Assauer, der lange nach seinem Wiedereinstieg auf Schalke dem damaligen Mainzer Manager beim Transfer von Mimoun Azaouagh „arglistige Täuschung“ vorgeworfen hatte. Assauer wollte 2005 wegen „einer verschwiegenen Verletzung“ die ausgehandelte Ablöse nicht bezahlen. „Wir haben uns aber auch geschätzt“, betonte Heidel: „Er war ein totaler Profi und hat alles für Schalke gemacht.“

Unter anderem hatte er die Gelsenkirchener zwei Mal zum DFB-Pokalsieg geführt – und bei den feuchtfröhlichen Feierlichkeiten 2002 den Pott fallen gelassen und schwer beschädigt. Den längst reparierten Pokal würden die Schalker gerne noch einmal gewinnen. Das Viertelfinale ist dank der Tore von Salif Sané (2), Ahmed Kutucu und Mark Uth erreiche. „Es sind“, meinte Heidel, „schon viele Größere draußen.“ Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen zum Beispiel. Doch daran dachten an diesem Abend nur wenige. Er gehörte allein Assauer.

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