Elf Jahre nach Olympia-Gold erfüllt sich ein Traum

Köln · Startorwart Henrik Lundqvist hat in Köln an der Seite seines Zwillingsbruders Joel mit Schweden den WM-Titel gewonnen.

Henrik Lundqvist wollte den WM-Pokal gar nicht mehr hergeben. Seine schwedischen Weltmeister-Kollegen waren schon längst in der Kabine verschwunden, da stand der Startorwart noch immer mit der Trophäe in der Hand, der Goldmedaille um den Hals und goldenem Konfetti auf den Beinschonern neben seinem Zwillingsbruder Joel und versuchte, sein Glück in Worte zu fassen. "Dies war das Ziel, dies war der Traum", sagte der 35-Jährige nach dem 2:1-Finaltriumph nach Penaltyschießen gegen Kanada: "So habe ich es mir vorgestellt."

42 Schüsse hatte der NHL-Torwart der New York Rangers abgewehrt, drei Penaltys der Kanadier pariert - und den ungestümen Jubel des Jungstars William Nylander unverletzt überstanden. Der 21-Jährige hatte Lundqvist in die Arme springen wollen und ihn dabei rücklings aufs Eis geworfen. Binnen Sekunden hatten sämtliche Teamkollegen ihren Torhüter unter sich begraben.

"Es ist ein sehr emotionaler Moment", sagte Lundvist nachher und blickte zu seinem Bruder: "Für ihn ist es die dritte Goldmedaille, für mich die erste." Joel, der der Kapitän des Teams, war 2006 und 2013 mit Schweden Weltmeister geworden. Henrik, vor elf Jahren in Turin mit den Tre Kronor Olympiasieger, fehlte dieser Titel noch. "Ich habe gespürt, es ist Zeit. Ich weiß nicht, wie viele Möglichkeiten ich noch bekomme."

Deshalb hatte sich "König Henrik", wie ihn die Fans in New York nennen, nach dem Playoff-Aus mit den Rangers in den Flieger nach Deutschland gesetzt. "Als ich New York verlassen habe, war ich enttäuscht", gab er zu: "Aber ich habe eine großartige Gelegenheit gesehen, für mein Land und mit meinem Bruder zu spielen."

In Are aufgewachsen, hatten die beiden lange zusammen beim HC Frölunda in Göteborg gespielt, ehe sich ihre Wege trennten. Henrik überzeugte gleich in seiner ersten NHL-Saison und etablierte sich schnell als einer der besten Torhüter der stärksten Liga der Welt. Dank seiner überragenden Leistungen stieg er zum bestbezahlten Torhüter auf, verdiente in der vergangenen Saison 9,5 Millionen US-Dollar. Der Stanley Cup blieb ihm bislang allerdings verwehrt, vor drei Jahren scheiterte er mit den Rangers im Finale gegen die Los Angeles Kings.

Joel versuchte es bei den Dallas Stars und stand in der NHL im Duell der Zwillingsbrüder gegen Henrik auf dem Eis. Durchsetzen konnte sich der Mittelstürmer aber nicht, 2009 kehrte er zu Frölunda zurück. "Wir sind zusammen aufgewachsen, haben immer im selben Team gespielt, haben jeden Tag zusammen verbracht", sagte Henrik: "In den letzten zwölf Jahren sind wir unterschiedliche Wege gegangen. Dass wir dies jetzt gemeinsam schaffen, ist eines der besten Gefühle. Ich bin sehr stolz." Und sein Bruder ergänzte: "Das war der Grund, warum er hergekommen ist." Dass die Chance groß ist, endlich Weltmeister zu werden, hatte Henrik Lundqvist beim Blick auf das schwedischen WM-Aufgebot gemerkt. "Wir hatten das Team dafür", stellte er fest.

Mit 19 NHL-Profis waren die Tre Kronor so prominent besetzt wie lange nicht bei einer WM. Neben Star-Torwart Lundqvist stachen das Ausnahmetalent Nylander, der mit sieben Toren und sieben Vorlagen als wertvollster Spieler (MVP) der WM geehrt wurde, und Nicklas Bäckström, einer der besten Center der NHL, hervor. Bäckström verwandelte den entscheidenden Penalty, Lundqvist wehrte drei ab, und der zehnte WM-Titel für Schweden war perfekt.

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