Abstiegsduell in Hannover Nervenprobe in Niedersachsen

Hannover · Abstiegsduell mit „Endspielcharakter“: Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 will endlich die Wende einleiten, doch der 1. FC Nürnberg verspricht einen beherzten Kampf. Der Druck auf beide Teams ist groß.

 Aufmunternden Applaus benötigt nicht nur die Mannschaft von Hannovers neuem Trainer Thomas Doll. Auch beim 1. FC Nürnberg ist die Verunsicherung nach 14 Spielen ohne Sieg in der Bundesliga groß.

Aufmunternden Applaus benötigt nicht nur die Mannschaft von Hannovers neuem Trainer Thomas Doll. Auch beim 1. FC Nürnberg ist die Verunsicherung nach 14 Spielen ohne Sieg in der Bundesliga groß.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Letzter gegen Vorletzter, die schwächste Heimmannschaft gegen das harmloseste Auswärtsteam: Mehr Abstiegskampf als beim mit Spannung erwarteten Kellerkracher zwischen Hannover 96 und dem 1. FC Nürnberg geht nicht in der Fußball-Bundesliga. „Wir haben den Heimvorteil. Die Fans sind ein wichtiger Faktor“, sagte Thomas Doll, der neue Trainer von Hannover, vor dem Duell an diesem Samstag (15.30 Uhr): „Wenn sie merken, dass da eine Einheit auf dem Platz steht, dann wird das auch bei ihnen Kräfte freisetzen.“

Auch FCN-Trainer Michael Köllner sehnt sich nach einem Befreiungsschlag. „Mut und Entschlossenheit“ gelte es auf den Platz zu bringen: „Wir müssen an die kampfbetonten Auftritte gegen Mainz und Bremen anknüpfen.“ Statt technischer Kabinettstückchen müssen sich die erwarteten 34 000 Zuschauer in Hannover wohl auf viel Krampf einstellen. Die kaum schmeichelhafte Bezeichnung „El Kackico“ machte vor dem Duell in Anlehnung an den spanischen Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona bereits im Internet die Runde.

In Hannover herrscht schon die ganze Saison über ein gewisses Grundrauschen. Präsident Martin Kind zofft sich weiter im Übernahme-Streit mit den Fans, hinzu kam der sportliche Tiefflug, der schließlich Trainer André Breitenreiter Ende Januar den Job kostete. Dagegen blieb es beim Club lange ruhig.

Nach 14 Spielen ohne Ligaerfolg und einem desaströsen Pokalauftritt in Hamburg (0:1) nimmt die Unruhe in Franken aber nun zu. Auch Köllner, der Aufstiegstrainer, scheint nicht mehr überall unangefochten. „Wir stellen uns allen Fragen, die es gibt – allen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Grethlein.

Der Club geht mit zwölf Punkten in das brisante Duell beim direkten Konkurrenten, der elf Zähler aufweist. Köllner plagen dabei Personalsorgen. Der Ausfall des Abwehrchefs Georg Margreitter (muskuläre Probleme) wiegt schwer, auch das Talent Kevin Goden (Muskelverletzung) fehlt in Niedersachsen. Dennoch zählt eigentlich nur ein Sieg, will man an den VfB Stuttgart und den FC Augsburg heranrücken.

Bei Hannover fehlt Torjäger Niclas Füllkrug. Der Angreifer hofft trotz seines Knorpelschadens im Knie aber noch auf eine Rückkehr in dieser Saison. „Bei der Diagnose wurden mir vier bis sechs Monate Verletzungszeit vorausgesagt. Aber die Genesung läuft bisher sehr, sehr gut“, sagte der 25-Jährige. Nach der Operation im Dezember will er versuchen, sich schnell wieder heranzukämpfen. Doll und seine 96er müssen aber erst mal ohne ihn auskommen. Nach einer arbeit­samen Woche verspürt der 52-jährige Trainer trotz des hohen Drucks „überhaupt keine Angst“ in seinem Team – im Gegenteil: „Man spürt richtig, dass alle Bock draufhaben, das am Wochenende zu rocken.“

Mehr Mut, mehr Geschwindigkeit und keine halbherzigen Aktionen mehr – das ist der Auftrag des 96-Trainers an sein Team. Präsident Kind drückt fest die Daumen, der zweite Abstieg binnen drei Jahren würde ihn schwer treffen. Also machte sich der 74-Jährige via Bild-Zeitung auch ein bisschen selbst Mut. „Wir haben gute Einzelspieler. Die Mannschaft kann es doch besser“, sagte Kind: „Wir müssen Tore schießen, endlich mal wieder in Führung gehen.“ Es wird eine Nervenprobe – auch für Kind.

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