Eishockey-WM: Nichts ist unmöglich – auch für die Deutschen

Helsinki · Nach den Überraschungen am Donnerstag ist in der Gruppe B bei der Eishockey-WM plötzlich fast alles möglich. Der deutschen Mannschaft könnten sogar schon zwei weitere Siege zum Viertelfinale reichen.

Pat Cortina musste kurz überlegen. "Rechenschieber? Das ist doch dieses Ding, mit dem man ausrechnen kann, welche Möglichkeiten man hat", sagte der Eishockey-Bundestrainer und lachte: "Den habe ich als Geschenk gekriegt, als ich nach Deutschland gekommen bin." Bei der WM in Schweden und Finnland könnte der Italo-Kanadier den Vorläufer des Taschenrechners gut gebrauchen, denn nach überraschenden Siegen der Gruppengegner Lettland und Frankreich ist fast alles möglich. "Ich werde nicht rauf- und runterrechnen", betonte Cortina, "das dürfen wir auf keinen Fall machen, dann machen wir uns nur verrückt."

Das nächste Spiel am Samstag (19.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland eröffnet mehrere Möglichkeiten: Mit einem Sieg könnte die deutsche Nationalmannschaft einen großen Schritt Richtung Viertelfinale machen, mit einer Niederlage käme sie noch einmal in Abstiegsgefahr. Der 5:3-Sieg der Balten gegen die Slowakei am Donnerstag hat neue Perspektiven geschaffen. Nun könnten bereits zwei Siege aus den verbleibenden drei Vorrundenspielen reichen, um in die K.o.-Runde einzuziehen. "Es ändert die Gesamtlage, das Viertelfinale ist greifbarer geworden", meinte Verteidiger Moritz Müller, betonte aber: "Wir müssen so oder so gegen Lettland gewinnen."

Der sensationelle 2:1-Triumph Frankreichs gegen Rekordweltmeister Russland machte indes deutlich, dass der Klassenverbleib trotz des 2:0 gegen Österreich und vier Punkten aus vier Spielen noch nicht gesichert ist. "Es ist offener in beide Richtungen geworden", befand Müller. Nach dem Duell mit den USA am Sonntag (15.15 Uhr/Sport1) sind die Franzosen am kommenden Dienstag (15.15 Uhr/Sport1) der letzte Vorrundengegner.

Bundestrainer Cortina war von den Ergebnissen nicht überrascht. "Ich habe den anderen im Trainerteam vorher gesagt, dass Frankreich gegen Russland gewinnt", sagte Cortina, "auch Lettlands Sieg ist keine Überraschung." Jetzt haben plötzlich neben der deutschen Mannschaft auch Frankreich und Lettland Chancen auf die K.o.-Runde. "So sollte es bei einer WM sein", meinte Cortina, "die Lücke zwischen den Topteams und den anderen ist nicht mehr so groß." Doch über das nächste Spiel hinaus wollte der 48-Jährige nicht schauen: "Den Spielern gebe ich noch kein Programm für Sonntag. Sie sollen sich auf die nächste Aufgabe konzentrieren." Den Rechenschieber hat er ja eh gar nicht erst mitgenommen.

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