Eisberg oder Titanic?

Düsseldorf · Der Worte sind genug gewechselt. An diesem Samstag lassen Wladimir Klitschko und Tyson Fury vor 45 000 Zuschauern im Düsseldorfer Fußballstadion die Fäuste fliegen. Alle Experten erwarten einen klaren Klitschko-Sieg.

Wladimir Klitschko stand da wie ein Felsblock. Er zuckte nicht, er blinzelte nicht, und er fixierte seinen Gegner mit Eiseskälte aus funkelnden Augen. Beim traditionellen "Staredown" in einer Essener Kaufhauszentrale hielt Herausforderer Tyson Fury das fünf Sekunden lang aus - dann flatterten seine Lider, er musste sich mit Faxen und schalen Witzchen davon stehlen.

An diesem Samstag (22.10 Uhr/RTL) gibt es kein Entkommen: Die Giganten krachen nach einer Reihe von Provokationen und Beleidigungen endlich im Box-Ring ineinander. WM-Kampf im Schwergewicht, Düsseldorf , Fußballstadion, 45 000 Zuschauer. Hier Wladimir Klitschko , 1,98 Meter groß, 111,5 Kilo schwer, seit elf Jahren ungeschlagen. Dort Tyson Fury, 2,06 Meter groß und noch 500 Gramm schwerer.

"Es ist wie die Titanic , die den Eisberg rammt. Jeder dachte, die Titanic sei groß genug. Aber der Eisberg ist am Längsten da. Er herrscht seit Ewigkeiten", sagte Klitschkos Trainer Johnathon Banks. Fury, ein begnadeter Entertainer, aber augenscheinlich weit weniger austrainiert, konterte: "Leute, es ist nicht mehr 1912. Im Jahr 2015 geht so eine Geschichte anders aus."

Wie es ausgeht, darüber sind sich alle Experten einig. Henry Maske , Lennox Lewis, selbst britische Journalisten tippen auf einen Klitschko-Sieg. Die einzige Gegenstimme kommt von Fury selbst - aber was für eine. Mit einer Bette-Midler-Interpretation überraschte er im Düsseldorfer Flughafen und brachte Klitschko ein Ständchen: "Du bist der mit all dem Ruhm, aber ich werde der mit all den Gürteln sein!"

Zuvor war der charismatische Koloss, Sohn irischer Einwanderer , grobschlächtiger unterwegs. "Du bist ein Narr, ein Idiot, ein einfältiger Roboter", warf er dem Ukrainer in Interviews entgegen.

Interessant allerdings: Fury wurde zahmer und zahmer, je näher ihm der Weltmeister kam - denn dann gab es ein paar Takte ins Stammbuch. Klitschko, promoviert in Sportwissenschaft, kündigt eine tiefgehende Großmaultherapie an. "Ich glaube, er ist geisteskrank. Ich werde ihn im Ring therapieren", sagte er.

Fury ist also fraglos der perfekte Mann, um einen Kampf zu verkaufen. Obwohl er nach wie vor unbesiegt ist, wird er nun aber beweisen müssen, dass er wirklich eine Sensation in der Faust hat. Klitschko hat übrigens zuletzt 2004 gegen Lamon Brewster mal verloren.

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