Fußball-Regionalliga Einst Hoffnungsträger, jetzt ausgepfiffen

Saarbrücken · Marco Meyerhöfer vom 1. FC Saarbrücken wechselt zu Waldhof Mannheim. Das nahmen die FCS-Fans dem Abwehrspieler übel.

 Marco Meyerhöfer (rechts) wurde am Samstag von den eigenen Fans ausgepfiffen. Jetzt hat er über die Gründe für seinen Wechsel gesprochen. Foto: Wieck

Marco Meyerhöfer (rechts) wurde am Samstag von den eigenen Fans ausgepfiffen. Jetzt hat er über die Gründe für seinen Wechsel gesprochen. Foto: Wieck

Foto: Wieck

82 Minuten waren in der Partie zwischen Fußball-Regionalligist 1. FC Saarbrücken und dem FC Homburg (2:0) gespielt, als FCS-Trainer Dirk Lottner Alexandre Mendy vom Feld nahm und Marko Meyerhöfer aufs Feld schickte. In den freundlichen Applaus für den Ausgewechselten mischten sich am vergangenen Samstag im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion deutlich hörbar Pfiffe und Buh-Rufe für den Eingewechselten. Es war wohl die Quittung der Fans für seine Entscheidung, den FCS, der am Samstag um 14 Uhr beim TSV Steinbach gastiert, zum Saisonende Richtung Liga-Rivale Waldhof Mannheim zu verlassen.

"Ich habe es natürlich gemerkt, man kann es nicht überhören", sagt Meyerhöfer. Er zeigt Verständnis für die Reaktionen aus dem Fanblock: "Natürlich wäre es schöner gewesen ohne Pfiffe. Aber es gehört vielleicht dazu. Viele kennen ja auch die Hintergründe nicht, die zu der Entscheidung geführt haben." Als der Abwehrspieler 2014 aus der Jugend von Eintracht Frankfurt ins Saarland wechselte, schaffte er in der ersten Saison 19 Einsätze, entwickelte sich zum Stammspieler. Auch das zweite Jahr verlief gut. Trotz einer Meniskusverletzung kam der Bad Homburger auf 25 Einsätze.

Meyerhöfer wurde zum Hoffnungsträger - auch für die Fans, die ihn am Samstag auspfiffen. Er hat eine gute Grundschnelligkeit, kann ein Spiel lesen und muss darum in der Defensive selten Probleme per Foul lösen. Im Spiel nach vorne kommt ihm seine Ball- und Pass-Sicherheit zu Gute.

Die Saison 2016/2017 sollte seine werden. Doch es kam ganz anders. Gleich im ersten Training verletzte er sich schwer. Ein Außenbandriss im Knie setzte ihn monatelang außer Gefecht. "Ich musste den ganzen Sommer mit einer Schiene am Bein rumlaufen, während die anderen gekickt haben. Das war schlimm." Auch weil nach gelungener Reha plötzlich immer wieder muskuläre Probleme auftraten. Statt zur Stammkraft auf der rechten Abwehrseite wurde Meyerhöfer zum Sorgenkind. Er brachte es gerade einmal auf bislang fünf Einsätze.

"Ich hab' mir dann überlegt, dass ich ab Sommer zwar weiter professionell Fußball spielen will, aber nebenher auch ein Studium beginnen möchte", sagt der 21-Jährige: "Irgendwann wurde mir klar, dass ich nach den vielen Verletzungspausen einfach etwas anderes machen muss." Dass von Mannheim aus der Weg nach Hause halbiert ist, scheint ebenso ein Beweggrund wie die mögliche gemeinsame Wohnung mit der Freundin. "Mir ist auch wichtig, in einem richtigen Stadion spielen zu können", sagt Meyerhöfer, "das hat mir in Völklingen immer gefehlt. Trotzdem sei es keine Entscheidung gegen den 1. FC Saarbrücken gewesen: "Ich habe hier wichtige Schritte meiner Karriere gemacht und viel gelernt. Aber es war Zeit, etwas Neues zu beginnen." Nebenbei will der 21-Jährige weiter bei dem Online-Dienst Instagram Mode präsentieren. "Ich habe da einen Fashion-Blog mit mittlerweile 7000 ,Followern'. Es ist mein Hobby wie andere Golf spielen", erzählt Meyerhöfer. Und sollte Mannheim den Drittliga-Aufstieg erneut nicht schaffen, freut er sich "auf das Wiedersehen in Völklingen". Vielleicht dann auch ohne Pfiffe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort