Nationalspieler verzweifelt gesucht: Joachim Löw ist vor der USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft als Puzzle-Künstler gefordert. Das Champions-League-Endspiel, das Pokalfinale, die U21-Europameisterschaft und die Bundesliga-Relegation reißen dem Bundestrainer Riesenlücken in sein Aufgebot, die schwer zu stopfen sein werden. Mindestens ohne 17 nach Amerika: Schon werden böse Erinnerungen an 1999 wach, als sich damals die zweite Garde der besten deutschen Fußballer beim Confed-Cup blamierte.

Löw hält sich weiterhin bedeckt, eine Aussage ist derzeit nicht zu bekommen. Doch das Problem liegt auf der Hand: Es fehlen zumindest zu Beginn der DFB-Reise (22. Mai bis 4. Juni) allein sechs Spieler von Borussia Dortmund, die am 25. Mai in Wembley um die Krone des europäischen Fußballs kämpfen. Sechs Profis des Finalgegners Bayern München müssen danach im Pokal-Endspiel am 1. Juni antreten, zwei weitere (Toni Kroos, Holger Badstuber) sind ohnehin dauerverletzt. Sami Khedira und Mesut Özil beenden mit Real Madrid die Saison der Primera Division am 1. Juni, Miroslav Klose steht mit Lazio Rom im italienischen Pokalfinale (26. Mai).

Der Bundestrainer hat den Termin der Reise im Januar schon einmal verteidigt. Dieser sei "auch mit dem Risiko" ausgewählt, "dass dann einige Spieler fehlen. Viele von ihnen hatten in den vergangenen Jahren immer kurze Pausen und stark verkürzte Vorbereitungen. Das war nicht ideal. Deshalb war es mir wichtig, dass sie dieses Mal vier Wochen Urlaub und sechs Wochen Vorbereitung gewährleistet haben."

Andererseits: Es kann nur gerätselt werden, wer gegen Ecuador (29. Mai in Boca Raton) und gegen die USA mit Trainer Jürgen Klinsmann (2. Juni in Washington) überhaupt auflaufen wird. Denn auf Spieler aus der U21 will Löw verzichten - einen Tag nach dem Ende der Reise beginnt bereits die EM in Israel. Es könnte sein, dass Werder Bremen noch in die Relegation am 23. und 27. Mai muss. Also: kein Clemens Fritz, kein Aaron Hunt, kein Nils Petersen. Löw wird zudem am 16. Mai seinen Kader benennen - vor dem letzten Bundesliga-Spieltag. Auch Serdar Tasci, Georg Niedermeier oder Christian Gentner werden nicht mitfliegen. Sie spielen bekanntlich in Stuttgart, das gegen den FC Bayern in Berlin um den Pokal kämpft. Cacau? Ist verletzt. Ein anderer will nicht. Leverkusens Stefan Kießling ließ schon etwas säuerlich mitteilen, dass er aufgrund der ständigen Nichtberücksichtigung ablehnt, als Notnagel herzuhalten.

Es werden also einige wenig klangvolle Namen im DFB-Trikot zu sehen sein. 1999, beim Confed-Cup in Mexiko, wo die Teilnahme aus sportpolitischen Gründen wegen der WM-Bewerbung für 2006 unabdingbar war, kamen zum Beispiel Ronald Maul und Heiko Gerber zum Einsatz. Es gab ein 0:4 gegen Brasilien und ein 0:2 gegen die USA.