Eine Torwartlegende wird 70 Jahre alt

Merchweiler. Für Borussia Neunkirchen hat Horst Kirsch (Foto: SZ) zwischen 1964 und 1967 in der ersten Fußball-Bundesliga gespielt: 56 Torhüter-Einsätze in der höchsten Klasse. "Man sollte die Zeit vor der ersten Bundesliga aber nicht vergessen; auch die war schön und wichtig", sagt der einstige Schlussmann. Horst Kirsch wird heute, 20

Merchweiler. Für Borussia Neunkirchen hat Horst Kirsch (Foto: SZ) zwischen 1964 und 1967 in der ersten Fußball-Bundesliga gespielt: 56 Torhüter-Einsätze in der höchsten Klasse. "Man sollte die Zeit vor der ersten Bundesliga aber nicht vergessen; auch die war schön und wichtig", sagt der einstige Schlussmann. Horst Kirsch wird heute, 20. Juli, in seinem Heimatort Merchweiler 70 Jahre jung. Die schöne Zeit vor der ersten Bundesliga? Kirsch beantwortet diese Frage mit Hinweisen auf die Jahre 1961 bis 1963. Die Spiele um die deutsche Fußball-Meisterschaft im Bundesliga-Vorfeld haben in seinen Erinnerungen einen hohen Stellenwert: "Sie waren sehr spannend und erfolgreich. Ebenso meine beiden ersten Jahre bei Borussia Neunkirchen mit meinem Vorgänger Lado Jirasek, dem ich vieles zu verdanken hatte."

Im Mai 1959 bestritt Horst Kirsch, noch beim Heimatklub Preußen Merchweiler, im badischen Offenburg ein DFB-Amateurländerspiel: 1:0 gegen die Schweiz. Mannschaftskameraden waren die späteren A-Nationalspieler Günter Herrmann (Karlsruhe), Hans Küppers (1860 München) und Willy Schulz (Hamburger SV). Der Saarländer bekam schon hier Bestnoten und stand über Jahre im DFB-Blickpunkt. Auf Saar- und Südwestebene hatte er sich ab dem Schüleralter kontinuierlich für höhere Aufgaben empfohlen.

Kirsch wurde von den Trainern Herberger, Schön, Cramer und Gawliczek zu DFB-Lehrgängen in die Sportschulen Duisburg-Wedau und Karlsruhe-Schöneck eingeladen. 1962 gehörte er zum 40er Kader für die WM in Chile. Der Reisegruppe nach Südamerika gehörte er zwar nicht an, aber deshalb ging die Fußballwelt für ihn nicht unter.

Danach wurde der Saarländer vom DFB zum Junioren-Länderspiel gegen Frankreich nach Lyon eingeladen und zeigte eine starke Leistung trotz 0:1-Niederlage. Einem Dankschreiben des DFB hatte Sepp Herberger handschriftlich diese Fußnote angefügt: "Bleiben Sie weiter dabei, Horst. Es wird schon werden. Ihr Sepp Herberger." Als der "kicker" vor knapp einem halben Jahrhundert eine deutsche Spieler-Rangliste erstellte, lautete die Torhüter-Reihenfolge: 1. Fahrian (Ulm), 2. Tilkowski (Herne), 3. Kirsch (Neunkirchen), 4. Sawitzki (Stuttgart), 5. Bernhard (Schweinfurt), 6. Manglitz (Leverkusen).

In der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1964 geriet Borussia Neunkirchen in eine Torhüter-Bredouille: Horst Kirsch stand mitten in seinem beruflichen Examen zum Refa-Techniker. Erst nach harten Diskussionen mit dem Klubpräsidenten Norbert Engel konnte der Schlussmann das Trainingslager der Borussia verlassen und sich daheim seinen Abschlussprüfungen widmen. "Jetzt war Willi Ertz als alleiniger Torhüter ohne Konkurrenzdruck gefordert. Er konnte so eine hervorragende Aufstiegsrunde spielen, und ich meine Examen erfolgreich abschließen", lautet nach 45 Jahren Kirschs Rückblick. In dieser Bilanz vergisst er nicht Preußen Merchweiler, die Sportfreunde Saarbrücken, Röchling Völklingen und seine Finalstation Eintracht Kreuznach. "Ich hatte bei all` diesen Klubs schöne Zeiten." "Bleiben Sie weiter dabei, Horst. Es wird schon werden. Ihr Sepp Herberger."

ZUR PERSON

Spielerstationen: Preußen Merchweiler (1951 bis 1959), Sportfreunde Saarbrücken (1959 bis 1960), Borussia Neunkirchen (1960 bis 1969), Röchling Völklingen (1969 bis 1971), Kreuznach (1972 bis 1975).

Trainerstationen: SC Heiligenwald (1971/72), SV Oberthal (drei Jahre), SC Hülzweiler (zwei Jahre), SC Friedrichsthal (drei Jahre). Erfolge als Spieler: Erste Liga mit Borussia Neunkirchen von 1964 bis 1966 und in der Spielzeit 1967/68. Ein Junioren-Länderspiel für den DFB gegen Frankreich (1962). Einsätze in der saarländischen und in der südwestdeutschen Auswahl. wb

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