Eine Tätowierung für einen Titel

Saarlouis · Kellindra Zackery ist eine der erfolgreichsten Spielerinnen in der Damenbasketball-Bundesliga. Sie wechselte vergangene Woche überraschend vom BC Marburg nach Saarlouis – und hat mit den Royals große Ziele.

 Zackery will ihr Ballgefühl für die Royals einsetzen. Foto: Schlichter

Zackery will ihr Ballgefühl für die Royals einsetzen. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Zahlreiche Tätowierungen zieren die Arme und Beine von Kellindra Zackery. Jedes Einzelne vermag eine eigene Geschichte aus dem Leben der Basketballerin erzählen. Erlebnisse und Erfahrungen, die sie geprägt haben, seit sie mit 14 Jahren die Geschichte ihres ersten großen Verlusts auf ihren rechten Arm stechen ließ, nachdem sie innerhalb kürzester Zeit zwei wichtige Menschen in ihrem Leben verlor. Ihren Trainer und ihre Tante. "Ich denke noch oft an sie, vor jedem Spiel", sagt Zackery und streicht sich mit der Hand vorsichtig über das Tattoo. Auch am Sonntag (15 Uhr) bei ihrem zweiten Einsatz für die Royals gegen Nördlingen.

Denn erst vergangene Woche ist sie überraschend nach Saarlouis gewechselt. "Ich bin mit meinem Trainer in Marburg nicht mehr klargekommen", sagt die US-Amerikanerin und zuckt kurz mit den Schultern, weshalb sie um Auflösung des Vertrags mit dem Bundesliga-Konkurrenten BC Marburg bat. Dass sie nur vier Tage später bereits im Trikot der Saarlouis Royals (gegen Chemnitz 92:70) spielen sollte, kam auch für sie überraschend: "Es hat nur 24 Stunden gedauert, bis mich meine Agentin angerufen hat", sagt sie strahlend, "das ist ganz schön verrückt".

Wenn man ihre Statistiken kennt, ist es nicht sehr verwunderlich, dass sie schnell unterkam. Mit durchschnittlich 18,6 Punkten und 8,2 Rebounds pro Spiel, gehört sie vergangene Saison zu den wertvollsten Spielerinnen der Liga. Das hat sie auch gegen Chemnitz gezeigt (13 Punkte, acht Rebounds in 22 Minuten). "Aber Saarlouis gehört zu den besten Mannschaften der Liga", kontert sie und muss lachen. Wie so oft während des Trainings. Nur bei einer Übung hat sie im ersten Versuch eine falsche Bewegung gemacht, gleich abgebrochen, um sie dann zu wiederholen. "Ich muss jetzt arbeiten, mich an das neue Spielsystem gewöhnen", sagt sie und muss lächeln, "aber hier macht es Spaß, die Atmosphäre ist super".

Und harte Arbeit gehört für sie dazu: "Im Leben bekommst Du nichts geschenkt", sagt sie. Und wenn sie mal nicht so gut gespielt hat, meldet sich die Familie, die Eltern und die sieben Geschwister aus den Staaten, die die Spiele übers Internet verfolgen und ihr Rückmeldung geben. "Vor allem, wenn ich mies gespielt habe", sagt sie und lacht. Von Heimweh keine Spur: "Das kenne ich nicht. Ich war schon immer unterwegs", sagt sie. Schon bevor sie nach Europa zum Zweitligisten TSV Amicitia Viernheim wechselte, spielte sie nie länger als zwei Jahre für ein Team. Ob für die Universität in South Carolina, in New Jersey oder der Newman Universität in Kansas.

Kein Wunder also, dass sie sich so schnell integriert, mit den anderen scherzt und lacht. Als hätte sie keine Zeit zu verlieren. Denn was Zackery noch fehlt und mit den Royals erreichen will, ist: "Ein Titel", sagt sie mit amerikanischer Selbstverständlichkeit, "oder eine Medaille". Ob Meisterschaft oder Pokal. Mit den Royals will sie erfolgreich sein. "Gut möglich", sagt sie und muss lächeln, "dass ich mir noch eine Tätowierung stechen lasse".

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